
Leitartikel: Die wichtige Frage nach den Prioritäten beim Schulhaus-Neubau
Wie wichtig ist der Gemeinde Reiden der Neubau des neuen Schulhauses wirklich? Diese Frage nach den Prioritäten stellt sich dem geneigten Beobachter, wenn man den fehlenden Signalen aus dem Gemeindehaus in dieser Causa Gewicht schenkt. Mehrfach wurde die neue, zweite Abstimmung zum Neubau des Primaschulhauses verschoben. Jetzt erst, mehr als zweieinhalb Jahre nach der für den Gemeinderat verloren gegangenen ersten Abstimmung mit dem damaligen 9,25-Mio-Kredit, leitet man ein Submissionsverfahren für eine alternative Finanzierung des nun auf etwas über sechs Millionen Franken betragenden Vorhabens ein. Reichlich spät kommt dieser Schritt. Realistisch betrachtet könnte, sofern das Submissionsverfahren wie mitgeteilt im ersten Quartal Ergebnisse zeitigt, die neue Abstimmung zum Schulhausneubau erst etwa im Frühsommer 2018 stattfinden.
Der Einstieg eines Investors werde geprüft – das war die Nachricht im Herbst 2016, als man den Urnengang auf unbestimmte Zeit verschob. Schon damals warnte die Schulpflege als Reaktion auf die Verzögerung, dass die Möglichkeiten für Umnutzungen von ursprünglich für den Unterricht nicht vorgesehenen Räumen ausgeschöpft sei. WCs und Gänge wurden umfunktioniert. Im Dezember äusserte sich die neue Schulleitung, dass es Zeit für den nächsten Schritt sei. In der Folge hat es der Gemeinderat Reiden wiederholt verpasst, einen terminlichen Fahrplan für das Schulhauprojekt zu kommunizieren. Gewiss, der überbordende Fragenkatalog der IG Reiden hat nicht zur Beschleunigung beigetragen. Und immerhin hat der Gemeinderat klar mitgeteilt, dass das das Vorhaben vom Projektstand her selber – ohne Finanzierung – eigentlich abstimmungsreif sei. Das wars dann aber schon. In den letzten Monaten nun war nicht der geringste Pieps aus dem Gemeindehaus zum Schulprojekt zu vernehmen. Woran liegt das? An der Priorisierung? Gibt es etwas, was die Öffentlichkeit noch nicht wissen soll? Oder ist gar der Dossierverantwortliche mit der Thematik überfordert
Die Frage nach den Prioritäten des Gemeinderates Reiden muss ganz einfach gestellt werden. Eine Badeanstalt zu betreiben gehört nun wirklich nicht zu den vordringlichsten Aufgaben einer Gemeinde und auch nicht zum Basiskatalog der Grundversorgung. Eine Badi ist ein `nice-to-have`, kein Muss. Dennoch haben die Gemeindeverantwortlichen Reidens die Rettung der Badi vorangestellt. Und die Bevölkerung hat zuerst die Mittel zur Überbrückung der Betriebskosten gesprochen und sich dann für die neue Betreibergesellschaft entschieden. Gewiss, wollte man die Badi retten, musste schnell gehandelt werden. Auch die Prüfung einer alternativen Finanzierung für das Schulhaus ist angesichts der finanziellen Schieflage der Gemeinde klar nachvollziehbar und zu begrüssen. Doch dass das Stimmvolk noch immer nicht über das redimensionierte Projekt abstimmen konnte, ist meiner Meinung nach stossend. Es geht hier um den Schulstandort Reiden und seine Infrastruktur. Die Frage darf auch erlaubt sein, was die Parteien zur Problematik zu sagen haben. Kritik aus dieser Ecke ist jedenfalls derzeit öffentlich keine zu vernehmen. Möglich, dass das auch so bleiben wird, denn mittlerweile sind ausser der SP alle Ortsparteien und Politgruppierungen im Gemeinderat vertreten. Wer will schon die Arbeit der «eigenen» Leute kritisieren? Es gibt also einige offene Fragen zum Thema Schulraum in Reiden.
Es ist zu hoffen, dass der neue Gemeindepräsident Hans Kunz in Sachen Schulhausneubau nun Druck aufsetzt. Vielleicht sollte das Thema auch zur Chefsache gemacht werden. Und: Die Öffentlichkeit hat ein Anrecht darauf, dass reiner Wein eingeschenkt wird und die Behörden möglichst bald darüber informieren, wann die zweite Abstimmung stattfinden wird.