
Leopold Mozart: Vater und Erzieher zweier Wunderkinder

Seiner Heirat mit Anna Maria Pertl am 21. November 1747 im Salzburger Dom entstammen sieben Kinder, fünf von ihnen starben schon im Säuglingsalter. Die 1751 geborene Maria Anna Walburga Ignatia, genannt Nannerl, verfügte über ein ebenso ausserordentliches musikalisches Talent wie ihr 1756 geborene Bruder Wolfgang, stand aber stets im Schatten von ihm. Vater Leopold konzentrierte die Förderung ausschliesslich auf den Sohn, obwohl er später bekannte «der gütige Gott hat meine zwei Kinder im vollen Masse gesegnet». Agnes Amminger von der Stiftung Mozarteum in Salzburg gab mit ihrem durch historischen Stadtansichten, Zitaten, Dokumenten und Hörproben illustrierten Vortrag einen umfassenden Einblick in das Leben und vielfältige Wirken von Leopold Mozart. Ihre Ausführungen hatten die Qualität eines sogenannten «Aha»-Erlebnisses.
Pädagogisches Geschick
Heute herrsche vorwiegend die Meinung, dass ohne Leopolds Wissen und Können sowie seinem hervorragenden pädagogischen Gespür der Sohn Wolfgang sein Ausnahmetalent nicht in diesem einmaligen Ausmass hätte entwickeln können, erklärte die Referentin. Schon zu Lebzeiten habe Leopold als geschickter Virtuose, als vernünftiger und methodischer Lehrmeister und gelehrter Musikus gegolten. Jede dieser Eigenschaften mache ihn zu einem verdienten Mann. 1719, vor genau 300 Jahren, wurde er in Augsburg geboren. Nach dem Besuch der Grundstufe erweiterte er sein Wissen an einem von Jesuiten geführten Gymnasium in Latein, Griechisch, Geschichte, Geografie, Mathematik sowie Wissenschafts- und Kunstgeschichte. Auch Violin- und Orgelunterricht erhielt er schon zur Jugendzeit. Im Dezember 1737 zog Leopold nach Salzburg und immatrikulierte sich an der dortigen benediktinisch geprägten Universität. Den Titel eines Magisters erhielt er nicht, weil er das Studium vorzeitig abbrach und in den Dienst als Kammerdiener und Musiker beim Grafen Johann Baptist von Thurn-Valsassina und Taxis eintrat. Zu dieser Zeit entstanden Leopolds erste geistliche Kompositionen. In den folgenden Jahren suchte Leopold Mozart den Anschluss an die Salzburger Hofmusik. Über das Amt des Vizekapellmeisters kam er dabei nie hinaus. 1743 wurde er zunächst als vierter Violinist in die Salzburger Hofkapelle aufgenommen. Ab 1744 war er ständiges Mitglied der Hofkapelle. Schon vorher erteilte er auch Unterricht im Violinspiel. Das 1747 auf zwanzig Gulden gestiegene Salär ermöglichte ihm die Heirat mit Anna Maria Pertl. Es soll damals das schönste Paar von Salzburg gewesen sein. Ab November 1956 wirkte Leopold dann als Violinlehrer am Kapellhaus. Weitere Einkünfte erzielte er fortan mit eigenen Kompositionen und Musikunterricht.
Autor der Violinschule
Ebenso gründlich wie sich Leopold Mozart mit der Technik des Violinspiels befasste, hat die Referentin die Entstehungsgeschichte der Anleitung «Violinschule» recherchiert. Erschienen ist sie 1756, dem Geburtsjahr von Wolfgang Amadeus Mozart. «Viele Jahre sind es her, als ich für jene, die sich von mir in der Violine unterweisen liessen, gegenwärtige Regeln niedergeschrieben hatte», heisst es im Vorwort. Diese Regeln sind in zwölf «Hauptstücke» zusammengefasst, die sich vorab mit dem Notenlesen und danach mit der Haltung des Instrumentes befassen und wann der Aufstrich oder Abstrich des Bogens einzusetzen sei. Nach der rechten Bogenhand werden auch die sichere Anwendung der linken Griffhand und die Fingerfertigkeit im Positionswechsel beschrieben. Das Fazit von Leopold Mozart lautete: «Um die Zuhörer zu bewegen, muss der Violinist alles so spielen, dass er selbst davon gerühret ist.» Damit macht der Pädagoge und Musiker eine ewig gültige Aussage, die das Merkmal jedes Musikerlebnisses ist und bleibt.