
Leserbriefe zur Abstimmung «Wiggertalstrasse Rothrist»
Leserbriefe vom 01. März 2021
Die Suche nach dem Haar in der Suppe
Am 23. und 24. Februar hat die Gemeinde Rothrist zwei gut besuchte Informationsveranstaltungen zum Geschäft des Kreditantrags zum Bau der Wiggertalstrasse und den flankierenden Massnahmen durchgeführt. Der Gemeinderat hat sich sehr über die rege Teilnahme an der Diskussion mit guten Fragen gefreut. Die im Vorfeld der Veranstaltung breit geführte Diskussion zur Höhe des Kredits von 10,7 Mio. Franken war nach den Erklärungen in der Präsentation so weit geklärt. Der Umfang des Bauprojektes und der flankierenden Massnahmen beinhaltet auch die Kosten für alle Gestaltungselemente inklusive der Bepflanzung und der ökologischen Ausgleichsmassnahmen. Zusätzlich ist noch eine Reserve von zehn Prozent für Unvorhergesehenes eingerechnet.
Der beantragte Kredit von 10,7 Mio. beinhaltet den nach heutigen Gesetzen gültigen Anteil der Gemeinde. Nicht abgezogen sind spätere Beiträge aus dem Agglomerationsprogramm des Bundes an die Gemeinde (1,7 Mio.). Auch noch nicht eingerechnet werden darf der Einfluss einer Revision des Strassengesetzes per 1. Januar 2022, welche den Beitrag von Gemeinden an die Kantonsstrassen innerorts auf 35 Prozent reduziert (Reduktion um 2,9 Mio.). So werden unter dem Strich, trotz des Kreditantrages von 10,7 Mio., die Kosten für die Gemeinde Rothrist am Schluss 6,1 Mio. Franken betragen.
Das Projekt Wiggertalstrasse bietet zusammen mit den flankierenden Massnamen bei Kosten von rund 6,1 Mio. für die Gemeinde Rothrist mehrheitlich Vorteile. Wird das Projekt nicht realisiert, werden, innerhalb der nächsten zehn Jahre, für die Sanierung der Bernstrasse Gemeindebeiträge von etwa 4,1 Mio. fällig.
Die grösste Verunsicherung löst in der Bevölkerung die unklare Situation an den drei Kreiseln um die Autobahneinfahrt Rothrist aus. Hier muss festgehalten werden, dass der Kanton und das Astra sich einig sind, dass eine grosse Leistungssteigerung am Knoten Rothrist dringend nötig ist. In einem Vorprojekt wurde, mit Verkehrssimulationen basierend auf dem Verkehrsaufkommen von heute und in 20 Jahren, eine mögliche Lösung für die 3 Kreisel aufgezeigt. Das Astra hat dieses Vorprojekt übernommen und erarbeitet ein fertiges Projekt, welches dann umgesetzt wird. Der Kanton hat auch zugesichert, dass er, falls sich bei der Realisierung des Astra-Projektes Verzögerungen ergeben, zumindest am Kreisel beim ehemaligen Hotel Ibis mit einer provisorischen Leistungssteigerung helfen wird. Da die flankierenden Massnahmen keine grossen baulichen Behinderungen des Verkehrs beinhalten, ist es denkbar, dass die Streckensignalisation Tempo 30 sowie das begrenzte Fahrverbot am Rössliweg erst nach der vollen Leistungssteigerung am Autobahnknoten signalisiert werden. Dem Gemeinderat ist aber wichtig, dass das zukunftsträchtige Projekt, welches für die Gemeinde Rothrist langfristig eine Verbesserung der Verkehrssituation bringt, nicht verzögert wird.
Ein Ja zum Kredit sendet ein starkes Signal an das Astra und an den Kanton und gibt uns die Möglichkeit, jetzt die nächsten Schritte der Planung und Realisierung fundiert und ohne Verzögerung weiterzuführen.
Dr. Ralph Ehrismann, Gemeindeammann Rothrist
Der «Ibis»-Kreisel ist heute schon teilweise überlastet
Beim Studium des Projektes Wiggertalerstrasse Abschnitt Nord liegt auf den ersten Blick eine gute Vorlage vor. Erstaunlich ist jedoch, dass gemäss der Infoveranstaltung noch nicht alle Landeigentümer zwecks Landerwerb kontaktiert worden sind. Aus anderen Projekten ist bekannt, dass wegen Einsprachen sich ein Projekt um Jahre verzögern kann. Somit wird es kaum möglich sein, Gelder aus dem Agglomerationsfonds abzuholen, weil dazu der Baubeginn vor 2025 erfolgen müsste. Durch die flankierenden Massnahmen wird der gesamte Verkehr über den «Ibis»-Kreisel geführt, welcher in gewissen Zeiten bereits heute überlastet ist. Doch die Pläne für diesen neu zu gestaltenden Kreisel liegen bis heute noch nicht vor. Wenn das Bundesamt für Strassen (Astra) nicht offenlegt, wie der «Ibis»- und die nachfolgenden Kreisel gestaltet werden sollen, damit der zukünftige Mehrverkehr aufgenommen werden kann, sage ich Nein zur ganzen Vorlage. Wenn wir diese Vorlage vorerst mal ablehnen, besteht die Chance, dass der diskutierte 1/4 Autobahnanschluss doch nochmals zur Sprache kommt, denn damit könnten doch einige Kreisel direkt entlastet werden.
Martin Lerch, alt Grossrat EDU, Rothrist
Flankierende Massnahmen zwingend unnötig und teuer
Am 4. März stimmen die anwesenden Stimmberechtigten an der ausserordentlichen Einwohnergemeindeversammlung ab über einen Verpflichtungskredit im Betrag von 10,724 Mio. Franken für die Wiggertalstrasse Nord mit flankierenden Massnahmen.
Zwingender Teil der Vorlage für die Wiggertalstrasse Nord seien die flankierenden Massnahmen. Zwingend sind diese glorreichen Ideen vermutlich, weil die Planer offenbar befürchten, der Verkehr werde das neue Strassenstück ungenügend benutzen, wenn die Ortsdurchfahrt im heutigen Zustand verbleibt. Der Verkehr aus Richtung Vordemwald–Gländ soll künftig den Umweg von rund 1,5 Kilometer via den Wiggerbrücke-Knoten zur A1 machen, weil der Rössliweg nur noch als Zubringerweg – mit Trottoir! – genutzt werden darf! Zudem soll der Innerortsverkehr mit Tempo-30-Zonen «beruhigt» und die Bernstrasse mit einem Flüsterbelag versehen werden, bei 30 km/h! Die Durchfahrt soll unattraktiv werden, auch für uns Rothrister! Bestehende Bus-Buchten (Rössli, Gemeindehaus, Pöstli) sollen aufgehoben werden; der Bus macht dann auf der Fahrbahn Halt! Der Rösslikreisel und die Umgebung sollen umgebaut und auch die Personenunterführung beim Pöstli aufgehoben werden!
Die geplanten Massnahmen kosten die Gemeinde 7,8 Mio. Franken. Ein angebliches Schnäppchen für die Gemeinde. Die Einsparungen beim Verzicht auf die flankierenden Massnahmen würden locker für eine Sanierung der Bernstrasse reichen. Zudem ist eine höhere Kostenbeteiligung des Kantons an die flankierenden Massnahmen noch nicht gesichert; der Grosse Rat des Kantons Aargau wird erst im laufenden Jahr entscheiden. Bund, Kanton und Gemeinde werden wohl die finanziellen Prioritäten bald ändern müssen, um die Corona-Folgekosten zu stemmen. Bei den vielen unnötigen baulichen Veränderungen und der finanziellen Unsicherheit sollten die Alarmglocken läuten. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sind gut beraten, bei der Stimmabgabe diese Tatsachen zu bedenken.
Fazit: Kredit ablehnen und Vorlage zur Überarbeitung zurück an den Absender. Eine Ablehnung des Kredites würde kaum grosse Verzögerung für den Bau der Wiggertalstrasse zur Folge haben.
Übrigens: Ein Drei-Arm-Kreisel beim Knoten Wiggerbrücke wäre günstiger und wirklich konfliktfrei, im Gegensatz zum geplanten Abzweiger von Oftringen her Richtung Scharfen Ecken. Aber das ist ja Sache des Kantons.
Robert Bär, Rothrist
Leserbriefe vom 02. März 2021
Wiggertalstrasse Nord: Fluch oder Segen?
An den Infoveranstaltungen der Gemeinde Rothrist wurde detailliert über das Projekt Auskunft erteilt und meine anfängliche Skepsis wich immer mehr Verständnis. In einigen Leserbriefen zu diesem Thema hat es mir aber einige Ausrufezeichen zu viel. Wir sollten doch lieber bei den Fakten bleiben. Dass die Unterführung beim Pöstli aufgehoben wird, macht doch Sinn. Da bereits heute sich die Fussgänger in eher halsbrecherischer Art lieber über die Strasse als untendurch auf die andere Seite begeben, zeigt doch das die Unterführung – die so oder so für viel Geld saniert werden müsste – unnötig ist. Nicht zu hoch werten sollte man die Bedenken, dass der Weg auf die Post vom Rössli her zukünftig viel länger dauert. Die 30 Sekunden «Zeitverlust», wenn man 30 anstelle 50 km/h fährt, sind sicher mehr als zumutbar. Was aber sicher als sehr wichtig zu werten ist, ist die Tatsache, dass mit allen geplanten Massnahmen die Bernstrasse auf dem Abschnitt Wiggerbrücke bis Post/Coop sicherer wird. Sicherer für die vielen Schulkinder, die täglich die Strasse queren müssen. Das sollten auch all jene Bürger beachten, die keine Kinder (mehr) im Schulalter haben. Es werden sich keine Last- oder Kranwagen mehr von Oftringen her in gefährlicher Art und Weise über den Rösslikreisel in Richtung Autobahn zwängen. Auch die Situation für das Gewerbe an der Bernstrasse wird sicher nicht schlechter. Wer weiterhin in den Läden seines Vertrauens einkaufen will, wird es künftig auch können. Der Vorteil: Die Zu- und Wegfahrt zu den Geschäften wird, wegen des kleineren Verkehrsaufkommens, noch besser als heute. Zugegeben, die Situation bei den drei Kreiseln im Bereich der Autobahn ist (noch) nicht zufriedenstellend. Aber mit der Zusage zum Projekt steigt auch der Druck auf das Astra, mit den Ausbauten der «Turbokreisel» vorwärtszumachen. Ich bin überzeugt, dass das ganze Projekt eine Chance für Rothrist ist. Eine Chance, dem Dorf ein neues Gesicht zu geben. Also sicher mehr Segen als Fluch.
Kurt Moor, Unternehmer am Ibis-Kreisel und Präsident Gewerbeverein Rothrist
Nur eine gutgemeinte «Rettungsaktion» des Gemeindeammanns
Zum Leserbrief von Ralph Erismann im ZT vom Montag,1. März 2021.
Ralph Erismann, Gemeindeammann von Rothrist, unterstellt mit dem Titel seines Leserbriefs «Die Suche nach dem Haar in der Suppe» den Kritikern des Projektes «Wiggertalstrasse/Flankierende Massnahmen», dass sie mit ihrer Kritik am geplanten Vorhaben das Haar in der Suppe suchen würden. Ich finde dies eine Unverschämtheit. Immerhin gibt es viele Bedenken bezüglich Ausgestaltung der flankierenden Massnahmen und insbesondere was den Kreisel Ibis anbelangt. Den Leserbrief des Gemeindeammanns erachte ich als gutgemeinte «Rettungsaktion» nach einer langen, ungenutzten Zeit der Projektbearbeitung unter Beizug der Bevölkerung von Rothrist. Der Leserbrief beinhaltet nichts, was nicht schon bereits bekannt war. Er ist ein Versuch, die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Rothrist zur Absegnung des Verpflichtungskredites zu bewegen. Ich bin der Auffassung, dass vor der Kreditbewilligung erst alle offenen Fragen diskutiert und aus der Welt geschafft werden sollten und plädiere für die Ablehnung des Kredites.
Erich Zimmerli, Rothrist