
«Mani Matter wäre ein Freund von mir»
Der Countdown läuft: nur noch wenige Tage bis zum Startschuss für Bliggs «KombiNation»-Tour. Am 3. November gehts los in der Sporthalle in Kaisten, danach folgen elf weitere Auftritte. Damit geht für den 42-Jährigen eine intensive Vorbereitungszeit zu Ende. Er geht wieder auf Tuchfühlung mit seinen Fans, die in den vergangenen zwei Jahren auf ihn verzichten mussten. «Ich habe mich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und die Zeit genutzt, um meine Batterien aufzuladen. Ich habe Distanz genommen zu dem, was ich in den vergangenen 20 Jahren gemacht habe, sowohl als Künstler als auch als Privatperson», sagt Bligg anlässlich seines Besuches im ZT-Medienhaus. Eine grosse Veränderung gab es in dieser Zeit: Bligg ist Papi geworden. «Diese Zeit wollte ich mir nicht entgehen lassen und es geniessen, für meinen Sohn da zu sein», so Bligg. Eine Schaffenspause waren die zwei Jahre dennoch nicht: Bligg ist viel gereist, hat sich inspirieren lassen. Daraus entstanden ist sein 14. Album mit dem Titel «KombiNation», das im April dieses Jahres veröffentlicht wurde und mit dem er nun auf Tour geht.
Einflüsse aus aller Herren Länder
«KombiNation» ist ein typisches Bligg-Konzeptalbum. Daran gearbeitet hat er zusammen mit dem Produzenten Fred Hermann (HitMill). Mit ihm hatte Bligg schon für die Alben «Bart aber herzlich» und «0816» sowie weitere Songs die Köpfe zusammengesteckt. Und dies ziemlich erfolgreich: So mancher Song entpuppte sich als Hit. «Wir sind bekannt dafür, dass wir Konzeptalben machen. Das hatten wir uns auch dieses Mal auf die Fahne geschrieben. Wir wollten an dem anknüpfen, was wir in der Vergangenheit gemacht haben und das Ganze mit einer zusätzlichen Komponente ergänzen», erklärt Bligg. Diese Komponente sei der Einfluss seiner vielen Reisen gewesen. «Ich war zum Beispiel in den arabischen Emiraten, in Südamerika, in den USA», führt Bligg aus, das höre man dem Album an: «Beim Song ‹Was s’Mami geh hätt› beispielsweise hört man ganz klar lateinamerikanische Einflüsse heraus.»
Das Multikulturelle erlebt der Zuhörer jedoch auch auf einer anderen Ebene: mit Feature-Gästen. «Wir haben Xen als jemanden von der jungen Generation im Rap-Bereich, der zwar auf Mundart rappt, aber albanische Wurzeln hat.» Zu hören ist auch Marc Sway, der brasilianische Wurzeln hat. Mit ihm ist der Song «Us Mänsch» entstanden, der über die Sommermonate in den Radios gespielt wurde. Einige von Bliggs Feature-Gästen werden übrigens auch auf der «KombiNation»-Tour mit ihm auf der Bühne stehen.
«KombiNation» steht für ein Leben in multikulturellen Kreisen, so, wie Bligg aufgewachsen ist, «ich glaube, es geht jedem ein Stück weit so bei uns in der Schweiz, zumindest denjenigen, die in urbaneren Gegenden wohnen. Das wollte ich zum Ausdruck bringen auf diesem Album. Wir haben extrem viele Farben in unserem Land, was für mich als Beobachter und Geschichtenschreiber ein guter Nährboden ist».
Wie ein Comiczeichner
Ein gutes Beispiel für solch eine unterhaltsame und dennoch gesellschaftskritische Geschichte ist der Song «Stammtisch». Darin erzählt Bligg von einigen Leuten, die am Stammtisch sitzen, diskutieren, debattieren, bis die Situation eskaliert. Wie entsteht solch ein Song? «Ich gehe wie ein Drehbuchautor oder ein Comiczeichner an die Sache heran. Ich gebe den Figuren Namen und charakteristische Eigenschaften. Das mache ich gerne», so Marco Bliggensdorfer, wie Bligg mit bürgerlichem Namen heisst.
Doch «nur» beim Song «Stammtisch» ist es nicht geblieben: So experimentierfreudig wie Bligg ist, ist er einen Schritt weiter gegangen und hat sich in vier Beizen an ausgesuchte Stammtische gesetzt und mitdiskutiert. «Mit den Leuten am Stammtisch zu sitzen war supercool. Den Stammtisch an sich haben wir selber mitgebracht. Ich habe diesen extra anfertigen lassen in einer Lehrlingswerkstatt im Bündnerland», so Bligg. Mittlerweile stehe der Tisch bei ihm im Büro und werde als Sitzungstisch genutzt. Ab nächster Woche wird auf der Tour daraus die VIP-Loge, «es hat Platz für sechs Personen, die jeweils die Tickets dafür gewinnen können. Die sind dann ein bisschen erhöht, dürfen sitzen und die ganze Show von dort aus ansehen, essen und trinken. Am Ende wird der Stammtisch für einen guten Zweck versteigert».
Galionsfigur Eminem
Vom Physischen nochmals zurück zum Song «Stammtisch»: Nach dem Hören dieses Songs kommt man um den Vergleich mit dem Grossmeister des Liedermachens Mani Matter nicht herum. «Das fasse ich als grosses Kompliment auf. Ich habe sehr grossen Respekt vor ihm als Liedermacher. Er hat unglaubliche Spuren in diesem Land hinterlassen», sagt Bligg und ergänzt, «als Siebenjähriger konnte ich ein bisschen Gitarre spielen, nichts Weltbewegendes, aber es hat gereicht, um Mani-Matter-Songs zu spielen.» Er habe damals sogar zwei Bücher mit Matters Songtexten geschenkt bekommt von seinem Vater. «Mir haben schon immer Musiker imponiert, deren Texte intellektuell mehr hergeben als nur Herzschmerz und ‹Das Leben ist so schwierig im Moment›.»
Bligg liest gerne Bücher, schaut gerne Serien und Filme, «ich mag diese geschichtenerzählerischen Sachen. Gerade Rap ist eine Musikstilrichtung, die ich, als ich jung war, wahnsinnig gelebt habe und auch in meinem Sound praktiziert habe». Künstler wie Eminem – eine Galionsfigur aus Bliggs Generation – würden im Kern dasselbe machen wie Mani Matter. Storytelling in einer anderen Stilrichtung, über Beats und Raps.
Was wäre, wenn Mani Matter heute noch leben würde? «Er wäre wohl ein guter Freund von mir, sofern er das auch gewollt hätte. Von meiner Seite her wäre es jedenfalls so», sagt Bligg.
Den Promi-Talk von Radio Inside finden Sie hier
«KombiNation»-Tour
– 3. Nov.: Sporthalle, Kaisten
– 17. Nov.: Westhalle, Langenthal
– 7. Dez.: Festhalle, Bern
– 15. Dez.: X-tra, Zürich
– 19. Jan. ’19: Stadthalle, Sursee
Weitere Daten und Infos unter www.bligg.ch. Tickets gibts im Vorverkauf bei Ticketcorner.
Rundum-Programm mit Stammbeiz, Stammtisch, Konzert, Autogrammstunde und After-Party. Im Vorprogramm tritt der junge Zürcher Künstler ZID auf.