Markus Gabriel: «Wir Uerkner sind ein kritisches Völkchen»

SERIE

In einer losen Serie blickt diese Zeitung auf die Amtszeit von zurücktretenden Gemeindeammännern im Bezirk zurück. Heute ein Porträt von Markus Gabriel, welcher 8 Jahre lang an der Spitze der Gemeinde Uerkheim stand und dem Rat insgesamt 24 Jahre angehört hat.

Markus Gabriel überrascht immer wieder. «Ein chices Auto», kommentiert er den italienischen Kleinwagen des Interviewers und outet sich als Fan der Formel 1 – insbesondere der Rennstrecke bei Monza. Überrascht hat er auch mit seinem Verzicht, in Uerkheim erneut für das Gemeindeammannamt zu kandidieren. Noch Mitte April hatte er angekündigt, er werde im Herbst wieder zu den Wahlen antreten. Das war schon damals eine kleine Überraschung, weil er anlässlich der Gemeindeversammlung im November 2016 eine bittere Niederlage erlitten hatte: Die Uerkner waren nicht bereit, ihm eine Besoldungsverdoppelung von 15000 auf 30000 Franken zuzugestehen. Sein Amt lag laut einer Verwaltungsanalyse bei einem Pensum von 40 Prozent.

Dann im August die Meldung dieser Zeitung: «Die ständige Opposition gegen den dringend nötigen Hochwasserschutz hat ihn zermürbt – Uerkheims Gemeindeammann Markus Gabriel geht per Ende Jahr.» Das Wort Zeitungsente sagt und meint Gabriel nicht, er relativiert aber. «Wir Uerkner sind ein kritisches Völkchen», was er sehr schätze. An den Gemeindeversammlungen werde nur das bewilligt, was man finanziell aus eigener Kraft stemmen könne.

Knacknuss Hochwasserschutz
Zum Hochwasserschutz – bei dem die Stimmberechtigen mit ihrem Nein grosse Geld-Beiträge übergeordneter Instanzen ausgeschlagen haben – sagt Gabriel: «Vermutlich haben wir vom Gemeinderat die Ja-Argumente zu wenig klar und damit zu wenig gut dargelegt.» So sei es ihm auch bei der Leitung seiner letzten Gemeindeversammlung ergangen. «Thema war die Steuerbelastung durch Gemeinde und Kanton.» Der Lastenausgleich zwischen den Ebenen führt bei den Staatssteuern zu einem Plus von 3 Prozent, welches die Gemeinden mit einer gleich hohen Steuerreduktion ausgleichen sollten. «Das wurde nicht verstanden und der Uerkner Steuerfuss ohne Not beibehalten.»

Die Finanzen, die sind am Ende der Ära Gabriel im Lot. Vor Jahresfrist gab es gar respektables Gemeindevermögen, das aktuell allerdings gegen Null tendiert. «Wir haben 1,3 Millionen Franken in die Sanierung unseres Schulhauses investiert – dort ist das Vermögen nun.» Auch im Vorfeld dieses Projekts hat der Uerkner Geist obsiegt: Die Kosten konnten im politischen Prozess von ursprünglich 2,2 Millionen um 900000 Franken reduziert werden.

«Die Fusion mit Zofingen ist gescheitert» – aber Uerkheim als rebellisches gallisches Dorf im Bezirk Zofingen – wie aus Asterix und Obelix – so sieht Gabriel seine Gemeinde nicht. «Für die regionale Zusammenarbeit sind Politik und Bevölkerung sehr offen.» Ein aktuelles Beispiel: Die Gemeindeversammlung hat ohne Gegenvoten beschlossen, den Sozialdienst jenem der Stadt Zofingen zu übergeben.

Zurück zum Menschen Gabriel: Wie kam er zur Politik? «Schon mein Vater war SVP-Mitglied und ich mit 20 Jahren auch.» Richtig «politisiert» wurde er im Vorfeld der EWR-Abstimmung. Selbstständigkeit aufgeben, das war für Gabriel kein Weg. Engagiert im Vorstand des Turnvereins und im Kader der Feuerwehr wurde er vor 24 Jahren direkt in den Gemeinderat gewählt. Auch in Zukunft ist für ihn die Politik ein zentrales Thema – als Bürger in der Gemeinde und als Mitglied des Grossen Rates.

Das Mehr an Freizeit will er mit seiner Frau geniessen – gerne mehr dem Kochen und Backen frönen und mehr Sport treiben. «Seit meinem Eintritt in den Gemeinderat vor 24 Jahren habe ich 13 Kilo zugelegt …»