Marti, Kälin, aber nicht Bircher: Welche Nachnamen die Kinder von Nationalrätinnen tragen

Lin Mi Marti (SP/ZH) Keystone
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Irène Kälin (SP/AG) Keystone
Irène Kälin (SP/AG) Keystone

Die Namensfrage treibt nicht nur angehende Eheleute um. Sondern auch angehende Eltern. Und das immer öfter, weil in der Schweiz die Zahl der Eltern mit unterschiedlichen Nachnamen steigt. Das liegt einerseits am neuen Namensrecht, das für Verheiratete keine Doppelnamen mehr zulässt. Andererseits steigt die Zahl der Eltern, die bei der Geburt ihres Kindes nicht verheiratet waren, seit Jahren kontinuierlich an. Noch im Jahr 1970 stammten nur vier von 100 Kindern aus nicht ehelichen Beziehungen. 2018 waren es 26.

Das hat für die werdenden Eltern einigen Klärungsbedarf zur Folge. Ehepaare, die unterschiedliche Nachnamen tragen, legen bei ihrer Heirat fest, welchen Namen allfällige Kinder dereinst tragen sollen. Wenn die Eltern nicht miteinander verheiratet sind und sich das Sorgerecht teilen, bestimmen sie unmittelbar nach der Geburt, welchen Namen ihr Kind tragen soll.

Im Unterschied zu den Nachnamen der Eheleute erfasst das Bundesamt für Statistik nicht, wie oft Kinder den Namen der Mutter und wie oft jenen des Vaters tragen. Auch verschiedene angefragte Kantone haben keine Antworten bereit. Roland Peterhans, Präsident des Schweizerischen Verbands für Zivilstandswesen, kann aber Anhaltspunkte liefern. Peterhans sagt, dass bei den nicht ehelich geborenen Kindern «sicher mehr als 60 Prozent» den Nachnamen des Vaters tragen. Das ist seit der Namenrechtsreform, die im Jahr 2013 in Kraft trat, unkompliziert möglich. Bei den Kindern verheirateter Paare ist dieser Anteil laut Peterhans noch einmal deutlich höher – weil etwa 70 Prozent der Frauen bei der Heirat den Namen ihres Partners annehmen.

Gleichstellungsfrage hat weniger Gewicht

Wessen Nachnamen soll das Kind bekommen? Diese Frage stellte sich zuletzt auch verschiedenen Politikerinnen im Bundeshaus. Zum Beispiel Min Li Marti von der SP, die mit Balthasar Glättli von den Grünen verheiratet ist. Als 2018 die gemeinsame Tochter zur Welt kam, mussten die beiden erst einmal herausfinden, welche Namensentscheidung sie bei ihrer Heirat 2015 für allfälligen Nachwuchs getroffen hatten. Es war Marti – und dabei blieb es. Eine allzu grosse Bedeutung will Min Li Marti diesem Entscheid aber nicht beimessen. Für die Gleichstellungsdebatte etwa sei in ihren Augen die Frage des Nachnamens der Ehefrau wichtiger. «Das hat mit Identität zu tun, die man behalten will – bei einem Kind ist das anders, weil es etwas Neues ist», sagt Marti.

Auch der Sohn von Irène Kälin, geboren 2018, trägt den Namen der Mutter. Für die grüne Nationalrätin, liiert mit dem Journalisten Werner de Schepper, war ebenfalls nicht die Gleichstellungsfrage das zentrale Argument. Die Aargauerin hat sich gar dafür starkgemacht, dass ihr Sohn den Namen des Vaters trägt – «weil wir eine Patchwork-Familie sind und ich seine Verbindung zu seinen Halbgeschwistern und zum Vater unterstreichen wollte», sagt Kälin. Am Ende fiel der Entscheid doch auf ihren Nachnamen – aus «pragmatischen Gründen», wie sie sagt.

Einen anderen Weg hat Martina Bircher eingeschlagen. Der Sohn der unverheirateten SVP-Nationalrätin trägt den Namen ihres Partners. «Wir haben uns so entschieden, weil wir unser Kind aus der Öffentlichkeit fernhalten wollen», sagt sie. Einen Doppelnamen hätte sie sich aber gut vorstellen können – doch den erlaubt das Gesetz nicht.