Martina Bircher fordert einwöchigen Job-Wechsel für Bundesbeamte – Gegnerin spricht von herausgeworfenem Geld

Die Aarburger Nationaltätin Martina Bircher (Archiv AZ/Fabio Barranzini)
Die Aarburger Nationaltätin Martina Bircher (Archiv AZ/Fabio Barranzini)

Sie stört sich ob den «unlogischen Coronamassnahmen». Leute dürften zwar auf einer Bank oder auf einer Wiese zusammensitzen, nicht aber auf einer Terrasse. Und genau das nervt Bircher. Sie sagt:

«Da sieht man, dass Theoretiker und keine Praktiker am Werk sind.»

Nun will sie diesem Problem mit einem Vorstoss entgegenwirken. Am Montag beginnt im Nationalrat die Frühlingssession und Bircher will mit ihrem Anliegen eine Mehrheit für sich gewinnen. Ihre Forderung: Hohe Bundesbeamte sollen jeweils einmal pro Jahr für eine Woche in einen Job «an der Front» eintauchen und beispielsweise auf dem Bau oder im Verkauf arbeiten.

Was Roth bemängelt

Einfach dürfte das nicht werden. Franziska Roth, SP-Nationalrätin aus dem Kanton Solothurn hat wenig übrig für die Idee Birchers. In ihrem Vorstoss argumentiere sie, die höheren Beamten seien vorwiegend Studierte und somit weltfremd. Eines lasse Bircher aber ausser Acht, moniert Roth: «Sie hat ausgeblendet, dass drei von vier Studierenden ihr Studium mit Arbeiten finanzieren müssen.»

Natürlich gebe es unter den Beamten weltfremde Leute, sagt Roth. Das sei aber auch in jedem anderen Beruf zu beobachten. Den Horizont zu erweitern, sei grundsätzlich immer eine gute Sache. Doch mit diesem Vorstoss würde Geld aus dem Fenster geworfen, findet Roth. Er nehme die Verwaltung als Ganzes in Sippenhaft und das sei «unanständig».

Bircher war als Paket-Pöstlerin im Einsatz

Martina Bircher ihrerseits fühlt sich missverstanden. Es ginge ihr nicht darum, Bundesbeamte zu Profis in anderen Berufen auszubilden. Aber: Persönliche Einblicke würden dazu beitragen, nachvollziehbare Entscheidungen zu fällen. Als Projektleiterin bei der Post habe auch sie anderen Angestellten über die Schulter geschaut, um deren Arbeit besser zu verstehen. Bricher sagt: «Ich ging mit dem Paketboten mit, um Päckli zu verteilen.» Dieser hätte grosse Freude daran gehabt, dass ihn jemand vom Hauptsitz bei der Arbeit begleitet. Eine grosse Hilfe sei sie dabei wohl nicht gewesen, gibt Bircher zu. «Das zeigt ja, was diese Leute leisten.»

Bleibt also die Frage, ob die Betriebe, in denen es zuweilen auch um Effizienz geht, die «Schnupperstifte» aus Bern für eine Woche aufnehmen wollen.