
Massive Mehrkosten: Gemeinderat Reiden zieht Notbremse und stoppt Freibad-Sanierung
7,3 Millionen Franken haben die Reider Stimmberechtigten im Frühling 2019 für die Sanierung des Hallen- und des Freibads gesprochen. Das Geld reicht aber ziemlich sicher nicht aus. Voraussichtlich müssen die Bürger über einen Nachtragskredit von 1,1 Millionen Franken befinden. Dies ist einer gemeinsamen Medienmitteilung zu entnehmen, welche der Reider Gemeinderat und der Verwaltungsrat der Badi Reiden AG gestern verschickten.
Darin wird zuerst auf die Wiedereröffnung des sanierten Hallenbads hingewiesen. «Nach neunmonatiger Bauzeit eröffnet Reiden das neu renovierte Hallenbad am 19. Dezember. Frisch saniert steht der beliebte Freizeitort den Badegästen ab dann wieder uneingeschränkt zur Verfügung.» Zwar würden aufgrund der Corona-Situation Besuchbeschränkungen gelten. Diese könnten aber mit dem neu installierten elektronischen Eintrittssystem gut bewältigt und auch kontrolliert werden, heisst es weiter.
Die offizielle Eröffnung sei geplant, wenn die Sanierung der Gesamtanlage abgeschlossen ist. Dies könnte noch länger dauern. Dicke Post kommt nämlich im zweiten Teil der Mitteilung. Der Gemeinderat und Verwaltungsrat der Badi Reiden AG hätten die in den kommenden Wochen geplante Sanierung des Freibades vorerst gestoppt. «Bei den bisherigen Arbeiten der Hallenbad-Sanierung hat die für den Bau verantwortliche Badi Reiden AG Mehrkosten festgestellt. Diese haben sich in den letzten Wochen so aufsummiert, dass der Verwaltungsrat der Badi Reiden AG das Gespräch mit dem Gemeinderat suchte.»
In einer gemeinsamen Situationsanalyse haben die Gemeindeexekutive und der Badi-VR sich zum vorübergehenden Baustopp entschlossen. Ausgeführt werden sollen danach nur die Arbeiten, die unabdingbar sind, um im Frühling neben dem Hallenbad auch den Freibadbetrieb wieder aufnehmen zu können. Bevor weitergehende Arbeiten an der Aussenanlage an die Hand genommen würden, habe der Gemeinderat den Verwaltungsrat beauftragt, «maximale Kostentransparenz herzustellen zum bisherigen Bauverlauf». Nach heutigem Wissensstand hätten die höheren Kosten aufgrund der bautechnischen Überraschungen beim Hallenbad bereits alle Mittel verbraucht, die eigentlich für die Sanierung der Gesamtanlage zur Verfügung gestanden hätten.
Laut der Mitteilung betragen die Kosten total rund 9,5 Millionen Franken. Neben dem gesprochenen Kredit kann die Badi für 1,1 Millionen «mittels alternativen Finanzierungsmodellen» selber aufkommen. Damit die Gesamtsanierung jedoch abgeschlossen werden kann, würden weitere 1,1 Millionen Franken von der Gemeinde Reiden benötigt. «Gemeinderat und Badi-Verwaltungsrat arbeiten gemeinsam an der Lösung», schreiben die beiden Gremien. Die Gemeinde habe als Alleinaktionärin ein direktes Interesse an einer nachhaltigen Lösung. Sobald die Tatsachen vorliegen, wollen Gemeinderat und Verwaltungsrat die Bevölkerung informieren. Was ist da passiert? Zum einen hat die Bauherrschaft mitten im Bauprojekt den Architekten gewechselt. Das bestätigte Pius Schumacher, Verwaltungsratspräsident der Badi Reiden AG, am 10. November dieser Zeitung. Das sei ein Grund für Mehrkosten. Zudem hätten sich während der Bauarbeiten an der 45 Jahre alten Anlage «Überraschungen» gezeigt. Dachsondierungen wurden im Vorfeld keine gemacht. Das Dach und die Fassade hätten nun im Interesse der Sicherheit und des Energieverbrauchs umfangreicher saniert werden müssen. Sie haben Neubaustandard. Weitere Überraschungen gab es bei der Badewassertechnik, die in einem technisch höheren Standard ausgeführt wurde.