
Mehr als 200’000 Unterschriften gesammelt: Widerstand gegen Kostenpflicht für Coronatests wächst
Ende August hat der Bundesrat entschieden, die nationale Teststrategie anzupassen: Ab 1. Oktober müssen Coronatests aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Ganz günstig sind diese nicht: Für einen Antigen-Schnelltest legt man durchschnittlich rund 50 Franken auf den Tisch, die Kosten für einen PCR-Test variieren je nach Teststandort zwischen 115 und 190 Franken. Wer sich an Wochenenden oder nachts testen lassen will, zahlt mancherorts sogar noch mehr. So kostet ein PCR-Test im Spital Zollikerberg an den Wochenenden knapp 220 Franken.
Diese Kosten wollen viele Ungeimpfte nicht ohne Widerstand auf sich nehmen. Eine von ihnen ist die Bernerin Maja Balmer. Sie startete vor fünf Tagen eine Online-Petition auf der Plattform der Kampagnen- und Mobilisierungsorganisation Campax. In dieser fordert sie, dass die Coronatests auch nach dem 1. Oktober gratis bleiben – egal, ob man Symptome hat oder nicht. Bis am Montagnachmittag sind bereits 209’000 Unterschriften eingereicht worden, beinahe im 5-Sekundentakt kommen weitere dazu.
Die Initiantin richtet sich in der Petition direkt an den Bundesrat: «Ich fordere Sie auf, Tests weiterhin gratis anzubieten, genau so gratis, wie die Impfungen sind.» Damit könne eine Zweiklassengesellschaft vermieden werden, so Balmer.
Ungleichbehandlung bewegte sie zum Handeln
Die Bernerin ist weder eine Corona-Leugnerin, noch findet sie die Coronapolitik der Behörden vollkommen verkehrt. Der Anstoss sei ein anderer gewesen, sagt sie: «Die Ungleichbehandlung, die durch die kostenpflichtigen Tests in Kombination mit der Zertifikatspflicht entsteht, hat mich gedanklich sehr beschäftigt. Ich musste etwas machen.» Dass gleich mehr als 200’000 Menschen innert weniger Tage ihr Anliegen unterstützen, damit habe sie niemals gerechnet. «Ich freue mich natürlich über den grossen Zuspruch», sagt sie weiter.
Ziel von Balmer ist es, alsbald möglich einen Termin mit der Bundeskanzlei zu vereinbaren, damit sie die gesammelten Unterschriften an den Bundesrat überreichen kann. Sie wünscht sich, dass der Bundesrat die Forderung der Petition ernst nimmt und eine Lösung sucht, «wie er der Ungleichbehandlung entgegnen will». Damit fänden vielleicht auch bald die Anfeindungen, gegenseitigen Schuldzuweisungen und die Polarisierung ein Ende, hofft sie.
Diese Regeln gelten ab 1. Oktober
Personen mit Symptomen
Wer Symptome aufweist oder Kontakt hatte mit einer infizierten Person, kann einen vom Bund vergüteten PCR-Test oder einen Antigen-Schnelltest machen. Allerdings kann das Resultat nicht für ein Test-Zertifikat geltend gemacht werden.
Personen ohne Symptome
Wer keine Symptome aufweist, muss für die Kosten eines Antigen-Schnelltests oder PCR-Tests selbst aufkommen. Er erhält dafür ein Zertifikat.
Ausnahmen
- Wenn man einen Schnell- oder Selbsttest gemacht hat, der positiv ist, wird der Bestätigungstest vom Bund bezahlt.
- Repetitive Antigen-Schnelltests in Betrieben, Gesundheitseinrichtungen und Schulen werden durch den Bund vergütet.
- Für Personen unter 16 Jahren oder solche, die sich nicht impfen lassen können, übernimmt der Bund die Kosten von Antigen-Schnelltests.