
Mehrere hundert Tonnen Sand in der Kanalisation: Wer bezahlt diese Zeche?
Ende Januar haben Niederschläge den frisch revitalisierten Sertelbach in Reiden verwüstet (Ausgabe vom 3. Februar). Dabei gelangten auch grosse Mengen Sand in die Kanalisation, wie die Gemeinde damals mitteilte.
Das ganze Ausmass wird jetzt klar: Das Abwasser der Gemeinde Reiden wird in der ARA der Entsorgung Region Zofingen (erzo) aufbereitet. Gemäss Geschäftsleiter Friedrich Studer sind Ende Januar mehrere hundert Tonnen Sand in die Kanalisation gelangt. «Das haben wir im Kanalnetz sehr zu spüren bekommen. Es hat unser System massiv an die Leistungsgrenze gebracht», sagt Studer. Die ARA sei technisch gut eingerichtet, um Sand abscheiden zu können. Bei diesen Mengen hätten seine Mitarbeitenden aber auch viel wegschaufeln müssen. «Dank dem Effort meiner Leute konnten wir den Gewässerschutz zum Glück gewährleisten.»
Grosse Steinblöcke sollen Sand auffangen
Die erzo steht seit dem Vorfall in Kontakt mit der Gemeinde Reiden. Als erste Sofortmassnahmen leiteten die Verantwortlichen den Bach auf die alte Leitung um und platzierten Schaltafeln am Ende des revitalisierten Bachlaufs, um weitere Sandmassen aufzuhalten. Letzte Woche hat die Gemeinde in Absprache mit der erzo grosse Steinblöcke am Einlauf zur Kanalisation platzieren lassen, die verhindern, dass an den niederschlagsreichen Tagen weiterhin Sand und anderes Material in die Kanalisation fliessen. Die Steinblöcke übernehmen die Funktion eines Sandfangs.
Diese Zusatzaufwände haben die erzo einiges gekostet. Die genaue Schadenssumme sei noch nicht sicher, sagt Geschäftsleiter Studer, «aber wir erwarten Kosten im sechsstelligen Bereich». Zurzeit werde abgeklärt, welche Versicherung für die Kosten aufkomme, sagt Studer.
Gemeinde Reiden hat die Koordinationsrolle inne
Die Gemeinde Reiden hat in dieser Angelegenheit die Koordinationsrolle inne. Willi Zürcher, Bauvorsteher der Gemeinde, sagt auf Anfrage: «Dass bei der erzo ein Schaden entstanden ist, ist klar. Zurzeit laufen Abklärungen und wir informieren, sobald wir können.»
Abklären müssen die vier Beteiligten, wer für den Schaden aufkommt. Involviert ist die Planerin, die gleichzeitig als Bauleiterin auftritt, die Bauunternehmung und die beiden Grundeigentümer. Der frisch geöffnete Bach befindet sich zu einem kleinen Teil auf dem Land der Gemeinde Reiden und zu einem grösseren Teil auf dem Land der Familie Häfliger. Verwüstet ist in erster Linie der Teil der Familie. Es wird sich zeigen, wer die Zeche am Ende bezahlen muss.
Anwohner in Reiden fordern Rückzonung
Vier Anwohner-Familien haben den Verein Forum Sertelbach gegründet. Sie fordern eine Rückzonung des eingezonten Baulands, durch das sich der Sertelbach schlängelt. Die Familien befürchten, dass ihre auf der anderen Strassenseite stehenden Häuser Wasserschaden nehmen könnten. «Ein Grossteil der Fläche wird zubetoniert sein. Der Boden kann dann kein Wasser mehr schlucken, was die umliegenden Häuser gefährdet», sagte Bernadette Häller vom Forum gegenüber dem «Willisauer Boten».