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Drei Milliardäre mit Flausen im Kopf – Erfolgreiche Zuger Investmentgesellschaft macht Schlagzeilen 

Drei Milliardäre mit Flausen im Kopf – Erfolgreiche Zuger Investmentgesellschaft macht Schlagzeilen 

Einer zahlt viel Geld, um das Covid-19-Gesetz zu versenken. Der andere möchte mehr Steuern zahlen. Der dritte tut so, als ärgere er sich nicht. Aber alle drei wollen eines: Die Partners Group wieder aus den Schlagzeilen holen.

Daniel Zulauf

Die Partners-Group-Gründer: Urs Wietlisbach, Alfred Gantner und Marcel Erni (v.l.).

Gian Marco Castelberg / 13 Photo / Aargauer Zeitung

Partners Group ist eine der selten gewordenen Erfolgsgeschichten auf dem Schweizer Finanzplatz. Die Zuger Investmentgesellschaft macht das, was den Grossbanken schon lange nicht mehr gelingen will: Sie scheffelt Vermögen für ihre Kunden und für Ihre Aktionäre.

Marcel Erni, Urs Wietlisbach und Alfred Gantner haben Partners Group 1995 gegründet. Seit 25 Jahren kaufen sie Firmen, um sie aufzupolieren und ein paar Jahre später zu einem möglichst hohen Preis weiterzuverkaufen. Mit dem Geschäftsmodell namens «Private Equity» hat es jeder aus dem Trio zum Multimilliardär gebracht. Die Firma hat auch in den tieferen Hierarchiestufen Hunderte von Mitarbeitenden zu Multimillionären gemacht.

Das viele Geld schafft Gestaltungsmöglichkeiten. Die Gründerpartner setzen sich in jüngster Zeit auffallend medienwirksam für politische Anliegen ein. Wietlisbach unterstützt mit 600’000 Franken den Verein «Gesund und frei», der das Covid-19-Gesetz bekämpft. Seine Ehefrau Simone sagt, der Bundesrat belüge die Bürgerinnen und Bürger, weshalb man ihm die in dem Gesetz vorgesehenen Kompetenzen nicht geben dürfe. Urs Wietlisbach ist stolz auf seine Frau, weil sie sich «für die Schweiz» einsetze.

Irritationen rund ums Covid-Gesetz

Vergangene Woche hatte Simone ihren grossen Auftritt auf dem Finanzportal «Insideparadeplatz». Ihr Interview sorgte offensichtlich für Irritationen. Jedenfalls sah sich Partners Group am Tag danach veranlasst eine Stellungnahme abzugeben und sich von den Positionen des Ehepaars Wietlisbach zu distanzieren. Man unterstützte den Bundesrat und die Behörden im Kampf gegen die Pandemie, schrieb Partners-Group Manager Andreas Knecht im Namen des Gesamtunternehmens.

Doch mit dem Communiqué drängt sich eine Frage erst richtig auf: Trennen sich die Wege der drei langjährigen Geschäftsfreunde und Partners-Group-Gründer? Noch immer hält das Trio 15 Prozent aller Aktien und gibt den Ton in der Firma an. Das ist das, was Kunden und Aktionäre erwarten und was das Gründertrio vor zwei Jahren anlässlich der seinerzeitigen Halbierung des Beteiligung versprochen hatte: «Unabhängig von der Grösse unseres Anteils an der Unternehmung stehen wir weiterhin sowohl als Grossaktionäre, bedeutende Kunden als auch exekutive Mitglieder des Verwaltungsrats mit vollem Einsatz hinter Partners Group und werden unsere Rollen im Ausbau der Unternehmung wie auch zuvor wahrnehmen», kommunizierte Gantner im Namen seiner beiden Mitgründer.

Kunden so scheu wie Rehe

Dieses Versprechen kam nicht von ungefähr. «Wer in einer Private-Equity-Firma langfristig das Sagen hat, ist für die Kunden von höchster Bedeutung», sagt ein langjähriger Private-Equity-Unternehmer mit intimen Kenntnissen der Zuger Erfolgsfirma. Die typischen Private-Equity-Kunden sind Pensionskassen, Stiftungen und andere institutionelle Grossinvestoren. Diese verpflichten sich mit ihren Anlagen auf Investitionspläne über eine Dauer von 10 bis 15 Jahre. Sie überlassen das Kapital dem Geschick der Private-Equity-Manager und müssen regelmässig Kapital nachlegen, wenn der Manager dieses abruft.

Deshalb sind Private-Equity-Firmen in puncto Reputation und Stabilität besonders sensible Gebilde. Gibt es Signale von Unruhe, blasen die Kunden zum Rückzug – «wie ein Rudel aufgeschreckter Rehe», sagt ein Branchenkenner. Deshalb können sich die Partners-Group-Gründer eigentlich keine öffentlichen Zwistigkeiten oder gar Streitereien leisten, welche die Kunden und die Investoren als Beginn eines Umbruchs werten könnten. Für Partners Group steht viel auf dem Spiel.

Angst vor einem offenen Konflikt

Die Firma kommt mit jährlichen Einnahmen von rund 1,6 Milliarden Franken auf einen Börsenwert von über 40 Milliarden Franken. Noch sind die meisten Investoren begeistert von diesem Börsenerfolg von Partners Group. Aber einige wenige durchaus gut informierte Skeptiker warnen auch, die Firma sei heillos überbewertet. «Ein offener Konflikt im Kreis der Gründeraktionäre wäre brandgefährlich für die Aktionäre von Partners Group», meint ein Beobachter. «Soweit wird man es deshalb wohl nicht kommen lassen.» Tatsächlich markieren die Partners-Group-Gründer bereits wieder absolute Geschlossenheit: «Wir erfreuen uns hier in Zug über bestes Einvernehmen. Aus diesem Grund wollen wir diese Angelegenheit trotz der reisserischen Schlagzeilen der letzten Tage auch nicht weiter kommentieren», schreibt Alfred Gantner in einer von seinen beiden Mitgründern gezeichneten Antwort.

Alles prima: Die Antwort der drei Partners-Group-Gründer auf Fragen nach ihren Meinungsverschiedenheiten.

ZVG

Schlagzeilen selbst besorgt

Doch für die «reisserischen Schlagzeilen» sorgen die Milliardäre in erster Linie selbst. Das Ehepaar Wietlisbach präsentierte sich in einer Home-Story der «Schweizer Illustrierten» tief verschlungen und verliebt in seiner Villa. Auch Gantner und seine Cornelia zeigen sich gerne auf dem Boulevard. Dort redet das Mormonen-Paar über seinen tiefen Glauben, sein karitatives Engagement oder auch über Cornelias Filmprojekte. Gantner tourte zudem ebenfalls äusserst medienwirksam in seiner Mission gegen das Rahmenabkommen mit der EU durch die Schweiz.

Während Partners Group durchaus handfeste, eigennützige Gründe hat, sich gegen eine weitergehende Übernahme von EU-Recht im Bereich der Finanzmarktregulierung zur Wehr zu setzen, vertritt Gantner längst auch andere politische Positionen, die dem guten Gedeihen der Partners Group eher abträglich sind. So findet Gantner die globale Mindeststeuerinitiative der G20-Länder unter Führung der USA eine gute Sache, obschon sie für internationale Konzerne in der Schweiz und auch für Partners Group Nachteile bringt. Gantner unterstütze den Vorstoss, «weil man nicht immer mit dem eigenen Geldbeutel rechnen soll und ich überzeugt bin, dass man dem internationalen Steuerwettbewerb gewisse Grenzen setzen muss». Mag sein, dass Gantner mit solchen Ansichten ein paar Sympathien in der breiten Bevölkerung gewinnt. Doch bei seinen Partnern macht er sich damit nicht beliebter, wie er selbst eingesteht.

Erni gilt als der starke Mann im Triumvirat

Nur vermuten kann man, dass der Widerspruch in dem Triumvirat am stärksten von Marcel Erni kommt. Der gelernte Investmentbanker und ehemalige McKinsey-Manager, der seinem Namen stets den Doktortitel voranstellt und nur schon damit den Unterschied zu seinen langjährigen Mitstreitern markiert, gilt als unbestrittener Kopf der Gruppe. Nicht zufällig ist Erni in den Medien ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Er gibt keine Auftritte mit seiner Ehefrau Nicola, obschon diese in der Nähe von Zug ein imposantes Museum mit ihrer eigenen Fotosammlung betreibt. Auch zu politischen Themen lässt sich Erni nie vernehmen. Dabei gehört er an der Seite seiner beiden Partner zu den Mitbegründern der Anti-Rahmenabkommen-Lobbyorgansiation Kompass Europa.

Erni sei absolut fokussiert auf das Private-Equity-Geschäft, sagt ein Konkurrent, der den Mann seit vielen Jahren kennt. «Die medialen Eskapaden seiner Kollegen sind ganz sicher nicht nach seinem Gusto», sagt der Intimus. «Wenn es um Partners Group geht, erreichen wir immer einen Konsens, aber politisch lassen wir uns definitiv Raum für unterschiedliche Ansichten», beteuert das Trio. Die Frage ist nur, ob und wie gut sich Privates und Geschäftliches trennen lässt. Offensichtlich ist diese Unterscheidung nicht trivial und vor allem nicht von einer Person kontrollierbar. Der Dreierhaushalt bei Partners Group wird komplizierter. Mit dem vielen Geld lassen sich viele Ideen verwirklichen – auch Flausen.

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