
Mit «Clean Aarburg» will das Städtli sein Image wortwörtlich aufpolieren
Er liegt entlang der Oltnerstrasse, auf dem Landhausquai oder an Hotspots wie der Treppe beim Schulhaus Hofmatt: Abfall. Konkret: leere Pizzakartons, Bierdosen, Essensreste, zerschlagene Flaschen. Bei den Sammelstellen werden Haushaltsgegenstände deponiert, manchmal sogar noch verschmutzt, und werden mit «Gratis zum Mitnehmen» angeschrieben. Was niemand jemals tut. Die Sachen bleiben liegen, bis der Werkhof aufräumt.
Nur: Der Abfall ist viel mehr als der Werkhof Zeit hat. Fötzele entlang der Strassen liegt nicht drin. Dennoch soll Aarburg sauberer werden. Darum hat der Gemeinderat das Projekt «Clean Aarburg» verabschiedet. Die Gemeindebehörde will das Image des Städtlis wortwörtlich aufpolieren, indem es aufgeräumter und sauberer wirkt. Anfang September lud Gemeinderat Dino Di Fronzo (FDP) zu einem Speed-Workshop. Beteiligt waren unter anderem Vertreter der Landwirtschaft, der Ortsbürgergemeinde, des Gewerbes, der Schule, des Werkhofs, vom Forst und auch von der Fastfood-Kette Burger King, die in Rothrist – direkt an der Grenze zu Aarburg – ein Restaurant betreibt. Alle Beteiligten konnten aufschreiben, welche Massnahmen gegen Littering sie als sinnvoll empfinden. Vier Punkte kristallisierten sich heraus: präventive Massnahmen, reinigen, kommunizieren, sanktionieren.
Für die Raucher gibt es einen Taschenbecher
Auf Sanktionen möchte Dino Di Fronzo allerdings verzichten. Die Täter müssten in flagranti erwischt werden, und den Nutzen von Bussen erachtet er als relativ gering. Seine Vision: Aarburg soll so sauber werden, dass sich niemand mehr getraut, Abfall auf die Strasse zu werfen. «Es fällt einem leichter, etwas wegzuwerfen, wenn bereits Abfall auf dem Boden liegt», sagt er. Herrsche dagegen überall Sauberkeit, brauche es viel mehr Überwindung, als Erster etwas wegzuwerfen, ist Dino Di Fronzo überzeugt. Zu «Clean Aarburg» wird das Verteilen von sogenannten Taschenbechern gehören. Das sind kleine Dosen, in welche die Raucher ihre Zigarettenstummel werfen können, damit diese nicht auf dem Boden landen. Wer künftig in Aarburg Zigaretten kauft, erhält gratis einen Taschenbecher dazu.
«Clean Aarburg» bedeutet, dass die Bevölkerung mithelfen soll, das Städtli sauber zu halten. Leute sollen zu sogenannten Rangern ausgebildet werden, die mit Unterstützung des Försters im Wald für Ordnung sorgen. Wiederum andere werden im Städtli losgeschickt, um an den Hotspots Personengruppen anzusprechen und sie auf die Abfallproblematik zu sensibilisieren, ohne dabei schulmeisterlich zu wirken. Entsprechend ist es ein Wunsch von Di Fronzo, dass die Freiwilligen aus den verschiedensten Bevölkerungsgruppen stammen. Ein wichtiger Pfeiler von «Clean Aarburg» ist das Reinigen. Die Angestellten des Werkhofs werden die Aufgabe haben, die Kübel nicht nur zu leeren, sondern diese auch regelmässig zu reinigen. Weiter ist angedacht, dass es für die besonders von Littering betroffenen Strassenabschnitte Chefs aus der Bevölkerung gibt, die dort für die Sauberkeit zuständig sind. Ganze Strassenzüge werden einer verantwortlichen Person zugeordnet, um die Zuständigkeit personifizieren zu können. So erhält Sauberkeit ein Gesicht.
So wird das Abfall-Projekt nicht zum Papiertiger
Die Reinigungsgruppe ist dem Werkhof angegliedert. Das Material kann von dort bezogen werden. Hier sollen auch Asylsuchende oder Sozialhilfebezüger zum Einsatz kommen. Nicht etwa, um diese auszunutzen, sagt Di Fronzo, «sondern um ihnen eine sinnvolle Aufgabe zu geben. Zudem erhalten sie eine Spesenvergütung und vor allem auch ein Arbeitszeugnis, das ihnen bei einer Jobbewerbung helfen kann.» Das Ganze hat also einen offiziellen Charakter. Indem das Projekt beim Werkhof angegliedert ist, sei auch gesichert, dass es nicht zu einem Papiertiger verkommt, meint Di Fronzo.
Nächste Woche wird Klaus Müller aus dem Süden von Aarburg starten mit der Strassenreinigung. Er war bis anhin bereits unter dem Namen «Nolitti» aktiv im Kampf gegen Littering. Fünf bis sechs Leute, darunter auch Asylsuchende, haben sich bis anhin beteiligt. Alle zwei Wochen sind sie losgezogen, um das Städtli sauberer zu machen. «Das reicht natürlich nicht», konstatiert Müller. «Das muss intensiviert werden.» Das allerdings ist nur möglich, wenn sich die Bevölkerung bereit erklärt, bei «Clean Aarburg» mitzumachen. Wer daran interessiert ist, kann sich auf der Aarburger Verwaltung melden.
Auch wenn der Fokus derzeit vor allem noch auf dem Abfall liegt: Es ist geplant, dass der Begriff «clean» künftig weiter gefasst wird. So sollen auch die Lärm- und Lichtverschmutzung Themen werden in Aarburg.