
«Möglichen Sturm auf das Bundeshaus verhindert» – «Volksaufstand»: Polemik nach Zusammenstössen vor Bundeshaus
Eine unbewilligte Demonstration gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist in der Nacht auf Freitag von der Kantonspolizei Bern aufgelöst worden. Wie die Polizei mitteilt, waren die Demonstranten ab 19.30 vom Bahnhof zum Bundeshaus gezogen.
Dieses war mit Absperrgittern abgeriegelt. Als Demonstrierende gegen das Gitter drückten, setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Auf Flaschenwürfe von Seiten der Protestierenden reagierte die Polizei mit dem Einsatz von Reizgas und Gummischrot, wie ein von Blick.ch veröffentlichtes Augenzeugenvideo zeigt.
Die Kantonspolizei bestätigte den Einsatz am Abend: «Weil an der Sperre weiterhin manipuliert wurde und überdies unzählige Gegenstände, darunter Flaschen und Holzscheite, gegen das Bundeshaus, die Einsatzkräfte und Diensthunde geworfen und diese mit Feuerwerk und Knallpetarden angegriffen wurden, mussten der Wasserwerfer, Reizstoff und Gummischrot eingesetzt werden.», heisst es in einer Medienmitteilung.
Bei einem Handgemenge sei eine Person verletzt worden. Eine weitere Person sei von der Polizei verhaftet worden. Die Demonstration sei nicht bewilligt gewesen und habe gegen 19.30 vor dem Berner Bahnhof begonnen. In der Stadt sei es deswegen zu Verkehrsbehinderungen gekommen, so die Polizei.
Politische Polemik im Nachgang
Auf die Demonstration folgte politische Polemik in den sozialen Medien. Der Berner Gemeinderat Reto Nause (Mitte) sprach in einem Tweet von einem verhinderten «Sturm auf das Bundeshaus».
Teilnehmer der Demonstration warfen ihm daraufhin Framing vor: Die Wortwahl sei bewusst an den «Sturm auf das Kapitol» durch Trumpanhänger im Januar 2021 angelehnt und dramatisiere die Situation. Der Wortführer der massnahmenkritischen Bewegung «Massvoll», Nicolas Rimoldi, postete auf Twitter ein Foto der Demonstration mit dem Kommentar: «Das Volk hat genug!».
Die «Weltwoche» von SVP-Nationalrat Roger Köppel schreibt in einer ersten Reaktion von einem «Volksaufstand». Sie schätzt das Aufkommen der gestrigen Demonstration auf über 10’000 Personen.