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Nach 35 Jahren als Gemeindeschreiber geht Stefan Krucker in Pension: «Ich bin bereit für den nächsten Abschnitt»

Nach 35 Jahren als Gemeindeschreiber geht Stefan Krucker in Pension: «Ich bin bereit für den nächsten Abschnitt»

Per Ende Dezember beendet der 62-Jährige seine langjährige Karriere auf der Birmenstorfer Gemeindeverwaltung. Nun blickt er noch einmal zurück und verrät, was er nach seiner Pensionierung vorhat – und warum er dafür zwei Liegestühle braucht.

Sarah Kunz

Stefan Krucker an seinem Arbeitsplatz im Gemeindehaus Birmenstorf. Nach 35 Jahren im Amt lässt er sich nun frühpensionieren.

Alex Spichale

Das Büro von Stefan Krucker wirkt offen und ordentlich, durch die Fensterfront fällt der Blick auf kahler werdende Bäume. Das grosse Pult ist aufgeräumt, die Dokumente säuberlich sortiert, auf dem Tisch steht eine leer getrunkene Tasse Kaffee. Von diesem Arbeitsplatz aus hat Krucker 35 Jahre lang die Verwaltung organisiert, Gemeinderatssitzungen vorbereitet und die dabei getroffenen Entscheide der Bevölkerung kommuniziert.

Und hier hat der 62-Jährige den grössten Teil seiner insgesamt 42-jährigen Laufbahn als Gemeindeschreiber verbracht. Nun geht diese zu Ende: Per 31. Dezember lässt sich Krucker frühzeitig pensionieren und übergibt das Amt an seinen Stellvertreter Manuel Brunner. Deshalb blickt Krucker jetzt noch einmal zurück – auf die lange Zeit, die Herausforderungen und all die unvergesslichen Momente.

Jahrelang war er das Bindeglied zwischen Gemeinderat und Bevölkerung

Wer so viele Jahre denselben Job ausführt, muss ihn wirklich lieben. Stefan Krucker lacht auf, nickt dann bekräftigend und sagt:

«Hier hat von Anfang an einfach alles gepasst. Ich habe mich im Team immer wohl gefühlt. Ausserdem schätze ich die enorme Vielfältigkeit. Keine Woche ist wie die andere.»

Das läge zum einen an den ihm zugeteilten Aufgaben, zum anderen aber auch an der Grösse von Birmenstorf – die Gemeinde sei überschaubar, man spüre die Leute und spüre, wo der Schuh drücke. Über die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger weiss Krucker so gut Bescheid wie kein anderer. Weil er oft der erste Ansprechpartner war, bezeichnet er sich als Bindeglied zwischen Gemeinderat und Bevölkerung: «Nicht alle Entscheide kommen gut an», sagt er. «Deshalb ist es immer wichtig, wie man sie vermittelt.»

Krucker beschreibt die Birmenstorferinnen und Birmenstorfer als kritisch. Das meint er aber nicht negativ, sondern mit grossem Respekt: «Nur wenn die Bevölkerung die Entscheide des Gemeinderates hinterfragt, kann ein guter Dialog entstehen», sagt er. «Und obwohl die Leute kritisch sind, besteht ein grosses gegenseitiges Vertrauen.»

Krucker weiss, wovon er spricht. Schliesslich hat er diverse Vergleichsmöglichkeiten, war er doch bereits Gemeindeschreiber in Rümikon/Wislikofen sowie in Oberlunkhofen. Seinen allerersten Arbeitstag in Birmenstorf hatte Krucker am 1. Mai 1987 – zum Birmenstorfer wurde er erst kurz zuvor. «Als ich mich für die Stelle beworben hatte, wusste ich nicht einmal, wo Birmenstorf überhaupt liegt», sagt er und lacht. Das tut er ohnehin viel.

Das starke Wachstum hat er hautnah miterlebt

Im Gespräch mit Krucker spürt man schnell seine offene und gewinnende Persönlichkeit. Er scherzt viel, witzelt oft und erweckt dadurch den Eindruck, mühelos zwischen der Bevölkerung und der Politik vermitteln zu können. Dabei kommt dem Gemeindeschreiber auch seine positive Lebenseinstellung zugute: «Ich besitze die Eigenschaft, Dinge abzuhaken, sobald sie abgeschlossen sind», sagt er. Vor allem die negativen. Ohnehin hätten die schönen Zeiten klar überwogen.

In seiner langjährigen Amtszeit hat Krucker vieles hautnah miterlebt, hat unter vier Gemeindeammännern – darunter zwei Frauen – gedient, hat an drei Nutzungsplänen mitgewirkt und gesehen, wie die aufstrebende Gemeinde von 1600 auf über 3000 Einwohnerinnen und Einwohner anwuchs.

Auch die Bauaktivität ist entsprechend gestiegen. So wurde in seiner Amtszeit viel gebaut: die Mehrzweckhalle 1987, das Schulhaus 1994, der Ausbau der Spitex, die Zusammenlegung der Kläranlage, die Entstehung der Feuerwehr Birmenstorf-Mülligen und natürlich der Bau des neuen Gemeindehauses 2008. Letzteres bezeichnet Krucker als eines seiner Highlights. «Da bin ich ein wenig eigennützig», sagt er und schmunzelt. «Schliesslich gehe ich hier jeden Tag ein und aus.»

Trotz des starken Wachstums habe die Gemeinde aber nicht am persönlichen Miteinander eingebüsst. Krucker sagt:

«Das Vereinsleben ist sehr aktiv. Der Zusammenhalt ist nach wie vor stark.»

Wer hier Kontakt suche, finde ihn auch. Einzig der starke Durchgangsverkehr passe nicht so recht in dieses sonst so positive Bild.

Krucker: «Ich will jetzt einfach mein Leben geniessen»

Mit Kruckers Pension geht nun also eine Ära zu Ende. «Man soll gehen, solange es noch schön ist», sagt er. «Der Entscheid drängte sich nicht auf, aber ich fühle mich bereit für den nächsten Abschnitt in meinem Leben.» Jetzt könne er die Gemeinde mit gutem Gewissen an seinen Nachfolger übergeben und sich auf all die Abenteuer freuen, die ihn erwarten.

Grosse Pläne hat er jedoch nicht. Schliesslich fangen Abenteuer da an, wo die Planung aufhört, scherzt Krucker und fügt an:

«Ich will jetzt einfach mein Leben geniessen und wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.»

Dafür habe er kürzlich zwei Liegestühle für sich und seine Frau angeschafft. Es gibt kaum ein treffenderes Sinnbild für Kruckers Absichten nach der Pension: Zurücklehnen und Entspannen.

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