
Nach dem Lockdown: Gesundheit und Lebensqualität müssen die Ziele sein
Unabhängig davon, wann einzelne Betriebe wieder in Gang kommen, um das «alte Wachstumsdenken um jeden Peis» wiederaufstehen zu lassen, entstehen neue Wahrheiten: die Corona-Krise ist disruptiv – sie beendet alles, ohne Rücksicht auf Gesetze, Grenzen, Wertevorstellungen und Wirtschaftsindikatoren. Nach einem Ende der Krise zurückkehren, wie es war, wird kaum möglich sein.
Gesundheit und Lebensqualität müssen die Ziele sein, in Städten, auf dem Land und nicht der Zwang nach immer mehr Wachstum. So kann etwas neu beginnen – die Kommunikation von Unternehmen und Behörden wird zum Beispiel neu definiert: digitale Zusammenarbeit (Homeoffice) kann funktionieren – und schaffen eine gesündere Produktivität (ohne CO2-Belastungen) – Präsenzmeetings werden zum Luxusgut.
Ich verweise gerne auf den Ökonomen E. F. Schumacher: «small is beautiful» – gute Arbeit ist für eine gerechte menschliche Entwicklung wesentlich und Produktion von lokalen Betriebsmitteln für die lokalen Notwendigkeiten sind die längerfristig besten Weisen des Wirtschaftens. Dies ist nachvollziehbar und vielleicht teurer, aber in der Herstellung und Qualität nachhaltiger …
Ein «Zurück, wie es war» ist auch auf nähere Zeiten nicht zu stemmen.
Wenn bei Millionen von Menschen die Angst zu verhungern oder zu verdursten grösser wird als die Angst vor dem Virus, werden wir als «Überlebensinseln» eine viel grössere Bedeutung erlangen. Erinnern wir uns daran, dass Hunderttausende im 19. Jahrhundert auch aus der Innerschweiz nach Übersee flüchteten, ohne Verdienst, voller Hunger («dank» der industriellen Revolution) in der Hoffnung, überleben zu können. Also, neue Ideologien sind gefragt, mehr Qualität und mehr Nachhaltigkeit und wenn aus der Ferne dann mit Fairtrade. Wenn der Landiladen für die Bauern nur noch Waren vom «Klassenfeind» China verkauft, sind die Werte doch verkehrt, weil nur billigst ohne Rücksicht auf Menschen und Umwelt keine Zukunft impliziert.
R. Jodok Siegenthaler, Zofingen