Nach Horror-Unfall in Aarburg: Gemeinderat will Tempo 30 prüfen

Spuren des Unfalls. Bild: jow
Spuren des Unfalls. Bild: jow

Der Unfall vom letzten Samstag an der Aarburger Bahnhofstrasse war heftig. Ein 52-jähriger Portugiese raste um 20.30 Uhr mit über 100 km/h vom Bahnhof her innerorts über die Kantonsstrasse, kam in der Linkskurve von der Strasse ab, prallte mit voller Wucht in eine Hausmauer und dann in einen gemauerten Balkon.

«Ich stand gerade rund 30 Meter weiter vor meinem Haus, als es knallte», erzählt Anwohner Juro Ilic. Er habe schnell seine Jacke aus dem Haus geholt und ging zum völlig zerstörten Mercedes. Mit andern Ersthelfern versuchte er, den eingeklemmten Fahrer zu befreien. «Wir schlugen zuerst die hintere Scheibe ein und hebelten dann die Scheibe bei der Fahrertür raus», sagt Ilic. Doch weil die Beine des Fahrers eingeklemmt waren, konnten sie ihn nicht bergen. Das schaffte dann erst die Feuerwehr. Doch für den Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Er hatte sich schwere Kopfverletzungen zugezogen und verstarb noch auf der Unfallstelle.

«Es ist sehr traurig, dass der Fahrer verstorben ist», sagt Ilic. Überrascht, dass so ein Unfall an diesem Ort passiert, ist er aber nicht. «Es kommt häufig vor, dass auf der Bahnhofstrasse zu schnell gefahren wird», sagt der Anwohner. «Zum Glück war Samstag.» Dann würden weniger Leute über das Trottoir gehen, als unter der Woche. Aufgefallen ist der getötete Fahrer schon wenige Minuten vorher. «Kurz vor dem Unfall ist er schon mit überhöhter Geschwindigkeit vom Städtli Richtung Bahnhof gefahren», sagt Ilic.

Laut dem Anwohner müsste man «die Bahnhofstrasse zur 30er-Zone machen und viel mehr Kontrollen durchführen». Bisher sei zum Glück noch nicht viel passiert. «Es wird aber täglich zu schnell gefahren hier.» Und sein Sohn warte zum Teil minutenlang beim Fussgängerstreifen, bis ihn ein Auto durchlasse.

Der Gemeinde Aarburg ist die schwierige Situation bewusst. «Das ist ein neuralgischer Punkt», sagt Gemeinderat Fredy Nater. Und die Regionalpolizei sei auch angewiesen, an diesem Hotspot vermehrt Kontrollen durchzuführen. Das tut die Regionalpolizei auch. «Seit Jahren führen wird dort rund eine Geschwindigkeitskontrolle pro Monat durch», sagt der stellvertretenden Polizeichef Reto Tresch. Im Jahr 2018 waren es elf Kontrollen, im letzten Jahr deren zehn. «Wir stellten dabei eine durchschnittliche Übertretungsquote fest», sagt Tresch. In den letzten beiden Jahren sei es zu lediglich fünf Anzeigen mit Geschwindigkeiten zwischen 71 und 77 km/h gekommen. «Alle anderen Übertretungen waren im Bereich der Ordnungsbussen, also 70 km/h oder weniger.» Von der Geschwindigkeit her sei dieser Strassenabschnitt aus Sicht der Regionalpolizei unproblematisch. Die Kontrollen finden jeweils zu unterschiedlichen Tageszeiten statt und würden in Zukunft so weitergeführt.

Autos, die die Strasse rauf und runter rasen

Dennoch sagt Gemeinderat Nater: «An Wochenenden haben wir die Situation, dass Automobilisten mit schnellen Wagen rauf und runter rasen.» Meist würden sie vom Bahnhofkreisel zur Kreuzung bei der Woog und dann die Hofmattstrasse rauf und wieder zurück fahren. Nater, der nicht weit entfernt wohnt, sagt: «Wenn man diese Boliden hört, denkt man schon ab und zu: Wann knallts mal schlimm?»

Man müsse nun sicher weitere Massnahmen prüfen, findet Nater. «Tempo 30 oder Bodenschwellen wären Varianten.» Es sei ihm aber bewusst, dass das aus einer Kantonsstrasse nicht vorgesehen sei. «Ich werde mich daher mit Gemeinderatskollege Rolf Walser absprechen und auf den Kanton zugehen.» Die Gemeinde müsse prüfen, wie man Geschwindigkeitsexzesse verhindern könne.

Der völlig demolierte Mercedes. Bild: kpa
Der völlig demolierte Mercedes. Bild: kpa