
Nach Kokain-Deal von Lockvogel Luzi Stamm: Wer es verkauft, wer es konsumiert
Beliebteste harte Droge: Die hohe Kaufkraft macht die Schweiz zum idealen Handelsplatz für Suchtmittel. Das hält «Sucht Schweiz» in einer aktuellen Publikation fest. Kokain ist, abgesehen von Cannabis, die beliebteste illegale Droge in der Schweiz. Jährlich werden geschätzte fünf Tonnen umgesetzt. Die Schweizer Städte liegen beim Pro-Kopf-Konsum in einem europaweiten Vergleich ganz vorne. Zuletzt hat die Produktion in Südamerika zugelegt, in Europa wurden in der Folge grössere Mengen beschlagnahmt. Für die Schweiz hat das grössere Angebot, zumindest aus Konsumentensicht, einen positiven Effekt: Das hierzulande verkaufte Kokain ist reiner als auch schon.
2500 Anzeigen jährlich: Muss die Polizei entschlossener gegen Dealer vorgehen? Für die grösseren Schweizer Städte wie Zürich, Basel, Bern, Luzern oder St.Gallen sind illegale Drogen ein ständiges Problem, gerade auch an Wochenenden. Alarmierend ist die Situation gemäss Polizei und Fachstellen in keiner Stadt. Trotz der Aktion von Luzi Stamm: Die Situation in Bern sei nicht schlimmer als in anderen Städten, sagt Sicherheitsdirektor Reto Nause am Mittwoch.
Auch der Bundesrat sieht keinen zusätzlichen Handlungsbedarf. Jährlich kommt es zu rund 2500 Anzeigen wegen schwerem Betäubungsmittelhandel. Die Zahl sei über zehn Jahre relativ konstant, schreibt der Bundesrat in einer Antwort auf einen Vorstoss. Dies lasse darauf schliessen, dass die Polizeikorps bereits heute «die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen zur Bekämpfung des Drogenhandels ausschöpfen.»
Cassis und Dreifuss für Legalisierung: Mehrheitsfähig ist eine Legalisierung in der Schweiz wohl kaum, die Idee hat aber prominente Fürsprecher. Sowohl Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss als auch Aussenminister Ignazio Cassis haben sich schon öffentlich für eine Kokain-Legalisierung ausgesprochen. «Ein regulierter Markt ist der beste Weg, um Drogenmissbrauch zu bekämpfen», sagte Cassis vor seiner Wahl in den Bundesrat. Weniger weit geht ein Vorschlag des CVP-Nationalrats Claude Béglé. In offiziellen, klar abgegrenzten Bereichen soll der Drogenhandel zugelassen werden. Dies könnte, so Béglé, den Drogenkonsum um 50 Prozent senken und würde weniger Jugendliche zum Drogenkonsum verleiten. Der Bundesrat will davon nichts wissen. Solche Zonen seien im Gesetz nicht vorgesehen.