Nächster Halt: Wartehäuschen – wenn Pendler am Bahnhof stehen gelassen werden

Dienstag, 7.17 Uhr, Bahnhof ­Aarburg-Oftringen. Dutzende Pendler warten wie üblich auf ihre S29, die sie nach Olten, Aar­au oder gar noch weiter bringen wird. Doch an diesem Tag erwartet einige von ihnen eine böse Überraschung: Die ankommende, 75 Meter lange Zugkomposition ist bereits überfüllt – sie finden keinen Platz mehr und müssen auf den nächsten Zug warten, der 17 Minuten später fährt. Unter ihnen befindet sich auch Mirjam (Name der Redaktion bekannt). «Bereits vor dem Lockdown war es sehr eng», sagt sie. «Jetzt während Corona ist es schlicht eine Zumutung.» 

Lokführermangel, reduzierte Leistungen, überfüllte Züge im Berufsverkehr, Verspätungen, zu wenig einsatzfähiges Rollmaterial – die SBB scheinen dieses Jahr aus den negativen Schlagzeilen nicht mehr herauszukommen. Und jetzt das: Laut Mirjam konnten am Dienstag gut 20 Pendler in Aarburg nicht mehr einsteigen. Ob es daran liegt, dass die Nationalbahn zwischen Zofingen und Lenzburg bis zum Fahrplanwechsel nur mit Bussen betrieben wird? «Die S29 ist zwischen Zofingen und Olten in der Hauptverkehrszeit am Morgen jeweils sehr stark ausgelastet», sagt Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, und ergänzt: «Die Situation wird aktuell mit dem Ausfall der S28 weiter verschärft, da die Reisekette für einige Reisende via Olten nach Aarau nun schneller ist als mit dem Bahnersatzbus über die Nationalbahn.» 

Die SBB würden wo möglich längere Züge einsetzen, sagt der SBB-Mediensprecher. Jedoch sei das bei der S29 aus betrieblichen Gründen nicht möglich. Denn in Sursee, wo der Zug um 6.51 Uhr abfährt, wird das Gleis 2 gleichzeitig von der S1 nach Luzern benutzt. «Für den Einsatz einer Doppelkomposition wäre der Perron deshalb zu kurz», sagt Schärli. 

Was die Reisenden am Bahnhof Aarburg-Oftringen an jenem Dienstagmorgen nicht wissen: Der Interregio IR27 Luzern–Basel ist ausgefallen. Dieser würde normalerweise viele Pendler aus Sursee und Zofingen nach Olten und weiter befördern. Als einzige Möglichkeit blieb diesen Reisenden nur die S29. «Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für die betroffenen Reisenden», sagt Schärli. 

Die SBB vertrösten auf den Fahrplanwechsel im Dezember. Dann stünden den Reisenden insgesamt mehr Verbindungen zur Verfügung, da ab diesem Zeitpunkt die S29 von 5.30 bis 22.30 Uhr zwischen Zofingen und Turgi im Halbstundentakt verkehren wird.