Naturama kritisiert Trump – SVP-Chef reagiert verärgert und droht mit Beitragskürzungen

Nicht nur die neue Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg, sondern auch ein Anlass im Naturama Aarau dreht sich um das Thema Fake News. Gestern Montag erhielten alle Grossratsmitglieder per Mail die Einladung zu einer Podiumsdiskussion am 29. November. «In den USA regiert seit knapp zwei Jahren ein wissenschafts-skeptischer Showman, dem Fakten wenig bedeuten. Aber auch in Europa dominieren aufgebauschte Geschichten statt Fakten die öffentliche und politische Debatte», heisst es darin.

Einer der Empfänger war SVP-Fraktionschef Jean-Pierre Gallati – ihm stiess die Einleitung sauer auf. «Ich werde nicht teilnehmen», liess er die Projektleiterin beim Naturama wissen. Gallati brachte gleich noch politische Schelte an. «Für die Zukunft bitte ich Sie, von Angriffen auf das Staatsoberhaupt der USA und von anderen Staaten abzusehen.» Abgesehen von der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit liege es nicht in der Kompetenz der Kantone, Aussenpolitik zu betreiben, hält Gallati fest, «und schon gar nicht in der Kompetenz des Naturamas oder des Departements Bau, Verkehr und Umwelt».
 
Gallati will Kantonsgelder kürzen
In seiner Antwort, die Gallati der AZ zukommen liess, weist er darauf hin, dass das Naturama aus Steuergeldern gespeist werde. Überdies sei «die Schweiz meines Wissens nach wie vor ein neutraler Staat». Gallati ist derart verärgert, dass er mit finanziellen Konsequenzen für das Museum droht. «Ich überlege mir, wie der Grosse Rat die Kantonsbeiträge für das Naturama kürzen kann, im Bewusstsein, dass es eine vertragliche Verpflichtung gibt.»

Auf Nachfrage bestätigt Gallati, dass die SVP diese Möglichkeit klären wolle. Zudem frage er sich mit Blick auf die Diskussion im Naturama, warum mit den Medienwissenschaftern Sabrina Kessler und SRF-Wissenschaftsredaktorin Hanna Wick zwei Teilnehmerinnen eingeladen worden seien, die weitgehend gleicher Meinung sein dürften. «Man hätte besser jemanden eingeladen, der sich zum Beispiel kritisch mit dem Klimawandel auseinandersetzt.»

Museumsdirektor verteidigt sich
Daniel Bärtschi, seit dem 1. November neuer Direktor des Naturamas, sagt auf Anfrage: «Es ist nachvollziehbar, dass die Formulierung manchen Empfängern sauer aufstösst – es war aber nicht unsere Absicht, ein politisches Statement abzugeben oder gar Donald Trump anzugreifen.» Dieser habe sich selber schon als Showman bezeichnet, das Naturama habe «mit einer etwas provokativen Formulierung» auf den Anlass aufmerksam machen wollen. Natürlich sei das Museum neutral, es gehe nur darum, ein wichtiges Thema zu setzen und Interesse zu wecken.

Weiter hält Bärtschi, der vor seinem Engagement beim Naturama Geschäftsführer von Bio Suisse war, fest: «Es gibt heutzutage kaum seriöse Wissenschafter, die die Meinung vertreten, es gebe keinen Klimawandel.» Deshalb wäre es sehr schwierig gewesen, für die Diskussion mit dem Titel «Fakten und Fake News in Wissenschaft und Gesellschaft» einen ernstzunehmenden Teilnehmer mit dieser Meinung zu finden.