Neue Wohnungen hat es genug: Wer zieht nach Richenthal?

Auf der Parkanlage oberhalb des ehemaligen Kurhauses hat die Lifestyle Park AG drei Mehrfamilienhäuser realisiert. (Bild: Ronnie Zumbühl)
Auf der Parkanlage oberhalb des ehemaligen Kurhauses hat die Lifestyle Park AG drei Mehrfamilienhäuser realisiert. (Bild: Ronnie Zumbühl)

Vor hundert Jahren waren es Kurgäste, die es nach Richenthal zog. Heute soll es vermehrt Mieterinnen und Mieter in den Dorfteil der Gemeinde Reiden locken.

Auf der Parkanlage oberhalb des ehemaligen Kurhauses hat die Lifestyle Park AG drei Mehrfamilienhäuser realisiert. Die Dependance unterhalb des Kurhauses baute sie ebenfalls in ein Mehrfamilienhaus um. Insgesamt zählt die Überbauung 43 Mietwohnungen, die seit Oktober bezugsbereit sind.

Zwölf Wohnungen seien bereits vermietet, sagt Beat Bättig, Geschäftsleitungsmitglied der Bättig und Bucher Immobilien AG in Schötz. Im Oktober standen diverse Besichtigungstermine auf dem Programm. Neue «freie Besichtigungstermine» seien noch nicht definiert, bald starte aber die nächste Phase der Vermarktung, so Bättig. «Das Preis-Leistungs-Verhältnis für Mietwohnungen im Eigentumsstandard ist ausgezeichnet.» Das Angebot der Überbauung reicht vom Einzimmerstudio für 1000 Franken Monatsmiete bis zur 4½-Zimmer-Wohnung für 1600 Franken. Ausschlaggebend dafür, ob jemand tatsächlich Interesse für die Wohnungen bekunde, sei wohl der Standort Richenthal. Zum einen ist er überzeugt vom nahen Autobahnanschluss in Reiden und von der ruhigen Lage im Grünen. «Es sind durchaus auch Personen aus Nachbarkantonen an den Wohnungen interessiert.» Zum anderen bedauert er, dass es beispielsweise keinen Dorfladen mehr gibt. Der Dorfladen musste im August 2018 mangels Umsatz schliessen (wir berichteten).

«Wir haben nicht auf Halden gebaut»

Auch Bauherr und Verwaltungsrat der der Lifestyle Park AG, Hugo Bircher, ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Wohnungsvergabe. «Das Interesse ist vorhanden. Aber es braucht sicher ein halbes Jahr, bis alle Wohnungen vermietet sind.» Eine schnelle Vergabe habe für ihn nicht Priorität. Zudem wehrt er sich gegen die Kritik, die er sich angesichts der hohen Leerwohnungsziffer in der Gemeinde Reiden (118 Wohnungen) mitunter anhören muss: «Wir haben nicht auf Halde gebaut», betont Bircher.

Richenthal ist ein idyllisches Dorf mit 712 Einwohnern, fünf Autominuten oberhalb von Langnau bei Reiden. Vor Ort ist es ruhig. Man hört Kuhglocken und einen Bagger: Gärtner verrichten im Hof der Überbauung noch kleine Arbeiten. Wer zieht es in diese Ruhe? In den drei Neubauten sind bisher nur einzelne Mieterinnen und Mieter eingezogen – auf die Türklingel reagieren sie nicht. Mehr Erfolg verspricht die umgebaute und erweiterte Dependance. Drei der sechs Wohnungen sind bewohnt. Rita Portmann, die mit ihrem Mann dort eingezogen ist, öffnet die Tür. Das Paar ist von Ebersecken nach Richenthal gezogen, hat aber schon einmal dort gewohnt. Unter anderem wohnten sie vorübergehend im ehemaligen Kurhaus Richenthal. Damals träumte sie sogar davon, einmal in der Dependance zu wohnen. Ihr Traum hat sich nun erfüllt. «Das ist ein guter Ort», sagt Portmann. Ihr Arbeitsweg mit dem Auto nach Zofingen sei überdies kürzer geworden. Einziger Wermutstropfen, auch für sie: die fehlende Einkaufsmöglichkeit.

Den Ursprung nahm die Überbauung mit einem Wettbewerb, den die Gemeinde Reiden für die künftige Nutzung des Areals lancierte. Schliesslich erhielt die Lifestyle Park AG von Esther und Hugo Bircher das Projekt, das im Sommer 2014 vor die Gemeindeversammlung kam. Die Versammlung lehnte eine Umzonung des Areals in die Sonderbauzone Kurhaus ab. Deshalb musste die Bauherrschaft das Projekt redimensionieren: von vier auf drei Mehrfamilienhäuser.