
Neuer Gemeinderat gibt zu: «Das habe ich so nicht geplant»
Der Dagmerseller Peter Kunz ist am 24. Dezember in stiller Wahl in den Gemeinderat gewählt worden. Der CVPler besetzt damit den fünften Gemeinderatssitz, der durch den vorzeitigen Rücktritt von Luzia Kurmann, ebenfalls CVP, vakant war. Die Legislatur dauert noch bis Ende August 2020.
Herr Kunz, sind Sie als Gemeinderat gut gestartet?
Peter Kunz: Ja, am Mittwoch hatte ich bereits den ersten Termin am Neujahrsapéro der Feuerwehr Hürntal.
Wird die Sicherheit Ihr Aufgabenbereich sein?
Die Ressortzuteilung findet erst diese Woche an der ersten Gemeinderatssitzung dieses Jahres statt. Aber ja, ich werde wohl das Ressort Finanzen erhalten – die Sicherheit gehört dort dazu.
Sie waren fast 30 Jahre lang als Rektor tätig. Wäre die Bildung nicht Ihr Wunsch-Ressort?
Ich hatte ja mein Leben lang mit Bildung zu tun, jetzt reizt mich etwas Neues. Aber auch in Sachen Finanzen bin ich nicht unbedarft. Schliesslich war ich in Rothenburg Mitglied der Geschäftsleitung und als Ressortleiter Bildung verantwortlich für ein Budget von rund 19 Millionen Franken. Privat war ich in verschiedenen Organisationen Kassier und Rechnungsrevisor.
Ihre Kandidatur war ein Raketenstart: Ende November hat Sie die CVP Dagmersellen als Kandidat vorgeschlagen, einen Monat später wurden Sie in stiller Wahl gewählt.
Ja, das habe ich so nicht geplant (lacht). Ich habe mich Ende September frühpensionieren lassen. Die Gemeinderatskandidatur war dann noch nicht auf dem Radar.
Sie haben sich also nicht frühpensionieren lassen, um ein politisches Amt anzunehmen?
Nein, ich wollte offen sein. Ich plante und plane nach wie vor eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Das ist auch ein Thema an der Gemeinderatssitzung dieser Woche; ob das überhaupt möglich ist, ob sie mich beurlauben können.
Wollten Sie das schon lange machen?
Ja, aber neben dem Job ist das nie gegangen. Deshalb war das nun etwas vom Ersten, was ich als Frühpensionär machen wollte.
Wieso?
Das ist schwierig zu sagen. Ich laufe sehr gerne und bin schon mehrere Tage gepilgert. Und ich habe auch gerne ein Ziel.
Wie wichtig ist dabei der religiöse Aspekt?
Das ist nicht der Hauptgrund. Aber ja, ich bin katholisch und in der Kirche aktiv, das hat wohl die Wahl der Route beeinflusst.
Weshalb haben Sie sich dennoch für die Kandidatur entschieden?
Einerseits dachte ich: Eigentlich müsste so ein Amt jemand Junges und nicht ein Frühpensionär ausüben. Auf der anderen Seite: So ein Amt hat mich vorher schon gereizt, aber es war schlicht unmöglich neben dem Job.
In vielen Luzerner Gemeindegremien gab es im letzten Jahr Zerwürfnisse – so geschah es auch in Dagmersellen. Hat das Ihre Entscheidung erschwert?
Das ist die eine Seite, auf der anderen Seite ist es eine spannende Aufgabe. Aber klar, das Spannende hat immer seinen Preis. Dass es auch Situationen geben wird, die nicht angenehm sind, dessen bin ich mir bewusst. Als Rektor war ich zudem in einer ähnlichen Situation – allen konnte ich es nicht recht machen. Da ich aber pensioniert bin, kann ich mir in der Freizeit einen guten Ausgleich schaffen.
Sie sagten vorhin, Sie hätten gerne Ziele. Haben Sie sich schon welche fürs politische Amt gesteckt?
Diese Frage kommt zu früh. Ich steige ja quasi mitten in der Legislaturperiode ein und will mich zuerst einarbeiten. Aber Dagmersellen ist eine attraktive Gemeinde, das reicht von der Verkehrslage über die Kultur. Ich will mich dafür einsetzen, dass das so bleibt.
Sind Sie deshalb nach Dagmersellen gekommen?
Ich bin als junger Primarlehrer in die Gemeinde gezogen. Damals galt noch eine Wohnsitzpflicht für das Lehrpersonal. Ich dachte jedoch, ich bleibe nur für ein oder zwei Jahre, da ich weiterstudieren wollte. Was ich auch getan habe. Nach dem Abschluss als Sek-Lehrer kam ich aber nach Dagmersellen zurück.
Was können Sie als Rektor im Gemeinderat einbringen?
Wie bereits angedeutet: Auch als Rektor stand ich in der Öffentlichkeit und musste mir deshalb eine dicke Haut zulegen. Zudem hatte ich auch in dieser Funktion im Vergleich zu einem Unternehmer kein Portemonnaie hinten rechts. Will heissen: Ich konnte nicht einfach etwas selbstherrlich durchstieren. Ich musste von Anfang an Betroffene mit einbeziehen. Manchmal benötigte das auch ein gewisses Taktieren, was zwar negativ klingt, aber nicht unbedingt so ist. Ich musste mir einfach im Voraus überlegen: Wie bringe ich ein Anliegen durch und wie kann ich Mehrheiten schaffen.
Was sind die Gemeinsamkeiten der beiden Gemeinden Rothenburg und Dagmersellen?
Beides sind attraktive Gemeinden, haben einen guten Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung und pflegen eine konstruktive politische Kultur. Dagmersellen startet ein neues Infrastrukturprojekt im Bereich Bildung und Freizeit. Rothenburg hat gerade ein grosses Projekt in diesem Bereich abgeschlossen. Als letzte Amtshandlung durfte ich als Projektleiter Ende September die Eröffnung des neuen Sekundarschulhauses mit Dreifachturnhalle organisieren. Der Dagmerseller Gemeinderat besuchte das neue Schulhaus in Rothenburg und erkundigte sich, wie wir das Projekt anpackten.
Auf was freuen Sie sich als Gemeinderat am meisten?
Auf die Zusammenarbeit. Und auf die Breite im Amt als Gemeinderat: Da beschäftigt man sich mit allen Themen, von Bildung über Finanzen bis hin zum Sozialen.