
Neuorganisation der Spitexdienste: Von 0 auf 100 ein Erfolg
Reaktion der Behörde
Gemeinderat Aarburg sieht sich «mehr als bestätigt»
Der Gemeinderat Aarburg zieht aus den ersten 100 Tagen Spitex Lindenpark eine «äusserst positive Bilanz», wie es in den neusten Ratsnachrichten heisst. Die Rückmeldungen zur Qualität der Pflege und der Hauswirtschaftlichen Leistungen seien durchwegs positiv ausgefallen. «Eine erste Hochrechnung zeigt, dass die budgetierten Kosteneinsparungen von 50 Prozent sogar noch leicht höher ausfallen werden», schreibt der Gemeinderat weiter. Er fühle sich in seinem Entscheid, die Spitex an einen privaten Anbieter auszulagern und sich damit gleichzeitig gegen die regionale Fusion ausgesprochen zu haben, «mehr als bestätigt». Die Weichen für eine professionelle, effiziente und innovative ambulante Pflege in Aarburg seien rechtzeitig gestellt worden. Die Gemeinde sei für die Umsetzung der Strategie «ambulant vor stationär» sowie den Herausforderungen rund um die älter werdende Bevölkerung gewappnet.
Die Neuorganisation der Spitex-Dienste für die Aarburgerinnen und Aarburger hat eine lange, bewegte Geschichte hinter sich. Zur Erinnerung: Der Gemeinderat kündigte den Leistungsvertrag mit der öffentlichen Spitex Aarburg per Ende Jahr. Der Auftrag wurde neu ausgeschrieben, den Zuschlag bekam die Spitex Lindenpark in Oftringen, eine Abteilung des Alterszentrums Lindenhof. Auf einen Schlag – per 1. Januar 2018 – übernahm diese sämtliche Spitex-Leistungen für die Aarburger Bevölkerung.
Klar, dass dieser Entscheid auch viel Unmut ausgelöst hat. Klienten befürchteten, bald ohne Betreuung auskommen zu müssen. Andere kritisierten, mit dem Vorgehen des Gemeinderates sei quasi der Untergang der Spitex Aarburg herbeigeführt worden.
Jetzt, nach 100 Tagen, sind diese Stimmen verstummt. Das Spitex-Modell, das Aarburg aufgegleist hat, scheint ein voller Erfolg zu werden – ein Erfolg, den auch die zuständige Gemeinderätin Martina Bircher (SVP) für sich verbuchen kann, die in diesem Dossier viel Gegenwind verspürt hat.
Der Erfolg hat zwei Gründe: Erstens scheinen die Kunden zufrieden zu sein, zweitens sind die Einsparungen noch grösser als bisher angenommen.
Zu den Kunden: Lindenhof-Geschäftsführer Ralph Bürge lancierte nach den ersten Monaten eine Umfrage bei sämtlichen Spitex-Klienten, um die Qualität der Dienstleistungen zu messen. Der Rücklauf der Fragebogen lag etwa bei einem Viertel, das ist zwar kein sehr hoher Wert, Aussagen sind dennoch möglich – zumal davon auszugehen ist, dass sich die zufriedenen Kunden eher nicht meldeten. Die Resultate im Einzelnen:
45 Prozent der antwortenden Klienten bezeichneten die Pünktlichkeit als gut, 55 Prozent sogar als sehr gut.
Noch bessere Werte gab es aus Sicht der Kunden zur Qualität der Pflege: 27 Prozent bezeichneten sie als gut, 73 Prozent als sehr gut.
Etwas Luft nach oben gibt es laut Lindenhof-Geschäftsführer bei der Erreichbarkeit bei Fragen; keine Kundin und kein Kunde bezeichnete diese zwar als schlecht; aber immerhin 22 Prozent gaben hier nur die Note «zufriedenstellend». Weitere 22 Prozent bezeichneten sie als gut, 56 Prozent als sehr gut.
Ähnlich gute Noten erhielten die Hauswirtschaftsdienste des Lindenhofs, die nicht über die Krankenversicherung abgerechnet werden können, also separat bezahlt werden müssen. 60 Prozent der Kunden gaben hier punkto Pünktlichkeit die Note gut, 40 Prozent die Note sehr gut. Die Qualität der Putzdienste bezeichneten zwei Fünftel als gut, drei Fünftel als sehr gut.
Punkto Kosten scheint der Gemeinderat seine Versprechungen halten zu können. Lindenpark-Geschäftsführer Bürge sagt, man sei leicht unter den budgetierten Kosten. Das bedeutet für die Gemeinde, dass sie etwas mehr als die prognostizierten 50 Prozent einsparen kann (siehe Box).
Ob der Lindenpark den guten Kurs nach dem Start wird halten können, wird sich weisen. Sicher ist: Das Modell wird im Hinblick auf die geplante regionale Spitex-Organisation noch einiges zu reden geben. Denn punkto Qualität und Kosten ist jetzt eine Latte gesetzt worden, an der sich künftige Spitex-Modelle in der Region messen lassen müssen.