«Nicht optimal gelaufen»: Chaos wegen Absage der Aarburger Papiersammlung

Am Dienstag stand die Papiersammlung auf der Agenda der Schule Aarburg. Stattgefunden hat diese aber nicht. Sie wurde am Sonntag kurzfristig durch die Schulleitungskonferenz abgesagt. Denn erst am Freitag hatte der Bundesrat über die verschärften Coronamassnahmen informiert. Am Wochenende zog das Departement für Bildung, Kultur und Sport (BKS) des Kantons Aargau nach und übermittelte den Schulen neue Vorgaben. Am Sonntag tagte die Schulleitungskonferenz. Diese entschloss sich, die Papiersammlung abzusagen.

Die Gründe führt Lisa Hubacher, Präsidentin der Schulleitungskonferenz, aus: «Erstens sammeln die Kinder normalerweise in durchmischten Gruppen das Papier ein. Das ist in Zeiten von Corona nicht erwünscht. Zweitens können die Lehrpersonen in einem Schulzimmer gut kontrollieren, ob sich die Schülerinnen und Schüler an die Schutzmassnahmen halten. Während einer Papiersammlung ist das praktisch unmöglich, wie unsere Erfahrung zeigt. Und drittens wäre es schwierig gewesen, die gebotenen eineinhalb Meter Abstand einzuhalten.» Am Sonntagnachmittag seien die Lehrpersonen sowie der Gemeindeammann, der Geschäftsführer und der Gemeindeschreiber über die Absage informiert worden. «Wir sind davon ausgegangen, dass die Gemeinde somit genügend informiert ist», sagt Hubacher.

Der Informationsfluss geriet ins Stocken

Doch der Informationsfluss geriet ins Stocken. Die zuständige Abteilung Planung Bau Umwelt (BPU) wurde erst am Montagabend über den Entscheid informiert. Entsprechend wiesen die üblichen Informationstafeln auf dem Gemeindegebiet noch immer auf die Papiersammlung hin. Die Folge: Am Dienstagmorgen stapelten sich Altpapierbündel und Kartonberge an den Strassenrändern. Das sorgte für grossen Unmut in der Bevölkerung. Das Unverständnis war gross. Im Turnunterricht würden die Kinder schliesslich auch ohne Maske aufeinandertreffen, hiess es beispielsweise. Oder: Auf dem Schulweg würden sich die Gruppen auch durchmischen, warum das dann nicht für die Papiersammlung möglich sei. Darauf antwortet Lisa Hubacher: «Für den Schulweg ist die Schule rechtlich nicht verantwortlich, für die Papiersammlung hingegen schon. Darum wollten wir das Risiko nicht eingehen.» Hubacher gibt aber auch zu bedenken, dass die Coronapandemie noch immer eine aussergewöhnliche Situation ist und es immer wieder nötig sei, rasch Entscheide zu fällen. Da könne es auch zu Fehlern kommen. Zudem könne die Schule den Kontakt zur Bevölkerung nicht herstellen, das müsse die Gemeinde übernehmen.

Dem Aarburger Gemeindeammann Hans-Ulrich Schär ist bewusst, dass die Kommunikation in diesem Fall ungenügend war. «Es ist nicht optimal gelaufen», gesteht er ein. Er habe die Zentralen Dienste sowie die Medien über die Absage noch am Sonntag per Mail informiert. «Intern dauerte die Kommunikation zwischen den Abteilungen dann aber zu lange», konstatiert er. Insbesondere die Abteilung BPU sei viel zu spät ins Bild gesetzt worden und konnte daher nicht mehr rechtzeitig reagieren. «Jetzt müssen wir schauen, wie wir dieser Sache noch Herr werden.» Die Schule hat nun organisiert, dass das Papier gestern ab 13 Uhr von einem privaten Unternehmer abtransportiert wurde. «Um Hand zu bieten bei der Bewältigung», wie Hubacher sagt. Eine Aussprache zwischen Schule und Gemeinde fand noch nicht statt, ist aber geplant.

In Zofingen fand die Papiersammlung statt

Was die Aarburger Bevölkerung aber nicht versteht: Warum konnte die Schule Zofingen am Dienstag ihre Papiersammlung durchführen und die Schule Aarburg nicht? Auf Nachfrage sagt der Zofinger Gesamtschulleiter This Rohr: «Die Papiersammlung wurde durchgeführt, weil sämtliche Schutzmassnahmen eingehalten werden konnten.» Normalerweise würden sich in einem Schulzimmer Schülerinnen und Schüler aus ca. 20 Haushalten befinden. An der Papiersammlung seien wenige Klassenkameraden mit einem Wagen zusammen unterwegs. «Die Papiersammlung fand nicht klassendurchmischt und in kleineren Gruppen als im Klassenzimmer statt», sagt Rohr. Somit hätten die Jugendlichen viel weniger Kontakt gehabt als üblicherweise im Klassenverband. «Wir gehen sogar davon aus, dass die Papiersammlungstätigkeit – gemessen am Unterricht im Schulzimmer – die gegenseitige Ansteckungsgefahr verringerte», so Rohr. «Der Aufenthalt im Freien ist weniger kritisch als in geschlossenen Räumen.» Sämtliche Schülerinnen und Schüler mussten sich an die Maskenpflicht halten. Diese sei strikt kontrolliert worden – «analog zu den Regeln, welche auf dem Schulgelände gelten», führt Rohr aus. Niemand durfte ohne Maske unterwegs sein. Diese Pflicht werde im Zusammenhang mit der Schule sehr gut eingehalten, stellt der Gesamtschulleiter fest.