
Nilsa: Afrikanischer Salat aus Strengelbach
Westafrikanische Musik, vor allem jene aus Mali, ist in der Schweiz sehr beliebt. Wir kennen den Afro-Beat aus Nigeria, Rockmusik aus der Sahara, den Soukous aus der Kongo-Region sowie südafrikanische Popmusik. Aber Musik aus Moçambique? Nie gehört! Weitgehend unbekannt. Moçambique ist unerhörtes Territorium.
Dabei hat das Land am Indischen Ozean einiges zu bieten. Eine Ahnung davon gibt die Sängerin Nilsa auf ihrem neuen, wundervollen Album «Salada moçambicana». Nilsa ist in der Hafenstadt Beira in der Provinz Sofala zusammen mit sieben Brüdern aufgewachsen. 2001 packte sie ihren Koffer und folgte ihrem Partner, dem Gitarristen Rolf Mosele, in die Schweiz, nach Strengelbach, wo die beiden noch heute mit ihren beiden Kindern leben.
Seither machen sie zusammen Musik, haben in der Band Djovana zunächst Hip-Hop und afrikanische Musik vermischt, dann kam Funk dazu. Zwei Alben hat Nilsa schon unter ihrem Namen veröffentlicht, jetzt folgt das Dritte. Es ist eine Art Rückbesinnung auf ihre afrikanischen Wurzeln in Moçambique. «Je länger ich in der Schweiz lebe, desto afrikanischer klinge ich», lacht Nilsa. Die Songs «Bwera Cuno», «Mako Ndi Mako», «Salada moçambicana» und «Njodi» sind vom traditionellen Tanz Utsi ihrer Heimatregion Sofala beeinflusst. Ein wilder Tanz zu einem treibenden, hyperschnellen Groove.
Aufruf zur Einheit
Ein weiterer sehr populärer Stil heisst Marrabenta, in welchem Einflüsse aus der mosambikanischen und portugiesischen Volksmusik wie aus der westlichen Popmusik verarbeitet werden. «Der Stil ist eigentlich Musikern aus Maputo vorbehalten und wird in der Regel in der dortigen Sprache Changana gesungen», erklärt Nilsa, «für unser neues Album haben wir nun aber zwei Songs in der Beira-Sprache Sena und einen in Portugiesisch geschrieben. («Vem me embalar», «Iwe» und «Ela não disse nada»). Wir sind deshalb gespannt, wie in Moçambique auf eine Sängerin aus Beira reagiert wird, die mit einer Schweizer Band Marrabenta spielt».
In Moçambique gibt es bis heute Spannungen und Diskriminierungen zwischen den verschiedenen Stämmen. Weshalb man sich immer noch nicht auf eine offizielle, gemeinsame Landessprache einigen konnte. Im Titelstück «Salada moçambicana» ruft Nilsa zur Vereinigung auf. «Ich bin das schöne Moçambique, weil ich aus den verschiedenen Stämmen Moçambiques gebaut bin», singt sie, «mein Mund kommt von meiner Mutter, einer Masena. Meine Nase kommt von meinem Vater einem Tchitewue. Meine Augen sind von meinem Onkel einem Maquelimane. Mein Hintern habe ich von meiner Tante, die mit einem Manhembane verheiratet ist».
Nilsa und Mosele haben auf ihrem neuen Album einen stilistischen Richtungswechsel vorgenommen. «Wir haben uns in letzter Zeit viel mit Musik aus Moçambique auseinandergesetzt», sagt Mosele. Es hat noch Reggae-Rhythmen, aber Funk ist weitgehend verschwunden. Es ist auch akustischer, traditioneller und eben afrikanischer. «Wir wollen aber nicht kopieren», sagt Mosele, der das Album auch produziert hat, «Ich hüte mich davor, total afrikanisch produzieren zu wollen. Wir machen unsere Musik mit allen unseren eigenen Einflüssen und Wurzeln».
Kompetenzzentrum Strengelbach
«Salada moçambicana» ist denn auch vollständig in Moseles Studio Downtown Strengelbach aufgenommen worden. Zusammen mit Schlagzeuger Peter Haas, der stilistisch sehr breit aufgestellt ist und den Mosele aus seiner Zeit bei der Funky Brotherhood kennt. Dazu kommt Bassist André Buser, von der Schweizer Salsa-Institution Picason, der sich in afrikanischen und lateinamerikanischen Rhythmen bestens auskennt. Nilsa spielt live im Quartett, vermehrt auch im Duo mit Mosele, wo Nilsa auch Perkussion spielt. «Das alles macht den Sound noch akustischer und afrikanischer», sagt Mosele.
Strengelbach hat sich zu einem Kompetenzzentrum für Musik aus Moçambique entwickelt. Das Einzige in Europa? «In Portugal hat es bestimmt auch ein paar», meint Mosele, «aber nirgends kracht es so schön wie in Strengelbach».
Nilsa: Salada moçambicana. CD-Taufe 5.5. Ochsen Zofingen. Nilsa kocht und singt.