Panik an der Börse – mehrere Schocks treffen die Schweizer Wirtschaft

Der Schweizer Wirtschaft drohen durch das Coronavirus gleich mehrere Schocks. Die Börse reagiert panikartig.

Ein erster Schock droht in der Produktion, weil Mitarbeiter vielleicht bald zu Hause bleiben müssen oder Vorprodukte aus dem Ausland nicht geliefert werden können. Tendenziell erhöhen sich dadurch für die Unternehmen die Kosten. 

Ein zweiter Schock droht über den Konsum: die Konsumenten könnten zu Hause bleiben, Hotels, Einkaufszentren und Restaurants verlieren dadurch Gäste. Flüge müssen abgesagt werden oder lassen sich nicht füllen. All dies schlägt die direkt auf die Umsätze nieder.

Der Doppelschock durch Kostenerhöhung und Umsatzminderung lässt die Margen einbrechen. Und dies in allen möglichen Industrien. Die Investoren wissen dies – und versuchen betroffene Wertpapiere abzustossen und zugleich in sichere Vermögenswerte zu flüchten.

Entgegengesetzte Bewegungen an den Finanzmärkten

An den Finanzmärkten lassen sich daher entgegengesetzte Bewegungen ausmachen. Aktien verlieren im grossen Stil an Wert. Staatsanleihen hingegen werden höher bewertet. Natürlich auch Gold, das in Krisenzeiten immer beliebt ist. Oder der Schweizer Franken.

Doch bereits Staatsanleihen gelten nicht mehr alle als sicher. So haben etwa italienische Staatsanleihen eingebüsst, weil auf den italienischen Staat massive Kosten zukommen.

An den Aktienmärkten kommt es darum zum grossen Ausverkauf. Der Schweizer Bluechip-Index SMI startete heute mit einem Tagesverlust von über 6 Prozent in den Tag.

Ein Merkmal der grossen Unsicherheit sind jedoch auch grosse Ausschläge. Nach dem Start von Minus 6 Prozent konnte der SMI immerhin wieder 3,5 Prozent zulegen. So oder so: Im Vergleich zum SMI-Höhepunkt am 19. Februar hat der SMI jedoch bereits weit über 15 Prozent eingebüsst.

Der grosse Ausverkauf ist weltweit zu beobachten. Der deutsche Dax verlor am Vormittag zwischenzeitlich 5,7 Prozent, der EuroStoxx 50 eines von über 6 Prozent, der japanische Nikkei eines von 5,1 Prozent.

Banken trifft es besonders

Nach Branchen betrachtet stürzen vor allem die Banken ab. Von ihnen wissen die Investoren, dass sie in Rezessionen jeweils Verluste auf ihren Krediten erleiden. Schuldner der Banken können die Zinsen nicht mehr zahlen, die Banken verlieren dadurch Geld.

Zudem wirkt sich der Börsencrash direkt auf die Bankenerträge aus. Bankengebühren sind abhängig vom investierten Vermögen. Wenn dieses mit den Börsenbewertungen dahin schwindet, kassiert die Bank weniger Gebühren.

Damit der Sorgen nicht genug. Sollten die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank es der US-Notenbank gleichtun, und ebenfalls ihre Leitzinsen senken, dann verlieren die Banken in ihrem Zinsdifferenzgeschäft nochmals Geld.

Zu allem anderen noch dazu: Franken wertet sich auf

Für die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich ein zusätzlicher Schock aufgrund des Frankens ab. Letzte Woche sah es noch so aus, als ob die Schweizerische Nationalbank wenigsten einen Kurs von 1.06 Franken pro Euro verteidigen könnte. Doch mittlerweile ist auch diese Marke schon durchbrochen. Der Euro liegt nun unter 1.06 Franken.

Mit dem starken Franken werden die bekannten Mechanismen ausgelöst. Die Exportindustrie muss wiederum auf Margen verzichten. Industrieunternehmen geraten unter Druck. Tourismus und Detailhandel müssen neben dem Coronavirus-Schock noch mit einem schwachen Euro kämpfen.

Absturz von Schweizer Unternehmen, die Geld mit Erdöl verdienen

Ein weiterer Schock is die gewaltige Preisverlust des Erdöls, der die Schweizer Wirtschaft auf verschiedene Weise trifft. Einerseits bringt es eine gewisse Erleichterung, weil die Schweiz Erdöl billiger einkaufen kann. Andererseits hängen verschiedene Schweizer Industrieunternehmen vom Erdölpreis ab.

Nicht von ungefähr brachen deshalb die Aktienkurse von Sulzer und von Burckhardt Compression heute ein. Sulzer, das Pumpen für die Förderung von Öl und Gas herstellt, hat in den letzten 4 Wochen bereits 37 Prozent verloren.