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Patrick Koller ist der neue Aargauer Kreiskommandant: «Ich bin schon als Kind über den Waffenplatz gestiefelt»

Patrick Koller ist der neue Aargauer Kreiskommandant: «Ich bin schon als Kind über den Waffenplatz gestiefelt»

Patrick Koller ist der neue Kreiskommandant des Kantons Aargau und damit das Bindeglied zwischen der hiesigen Bevölkerung und der Armee. Das macht ihn auch zum Chef des Waffenplatzes Aarau. Der passionierte Fussballspieler und Jasser erklärt, wie er mehr Frauen in die Armee bringen will.

Florian Wicki

Patrick Koller, neuer Kreiskommandant und Leiter der Sektion Kreiskommando und Waffenplatz Aarau.

Fabio Baranzini

Dass Patrick Koller eine Militärkarriere anstrebt, war für ihn schon als kleiner Junge klar: «Mein Vater war Feldweibel im ehemaligen Festungswachtkorps in Brugg, darum bin ich schon als Kind über den dortigen Waffenplatz gestiefelt.» Bereits zu Beginn der Rekrutenschule habe er sich vorgenommen, im Militär einen höheren Rang als sein Vater zu erreichen, sagt Koller lachend: «Also sagte ich mir, ich müsse Offizier werden. Ich hatte nie etwas anderes im Sinn, darauf habe ich auch hingearbeitet.»

Seit dem 1. November ist Patrick Koller, der übrigens bereits 2001 – nach einer KV-Lehre und verschiedenen Büro-Jobs – die Offiziersschule begonnen hat, der neue Kreiskommandant und Leiter der Sektion «Kreiskommando und Waffenplatz Aarau».

Grundsätzlich habe sich an seinem ersten Tag als Kreiskommandant nicht sehr viel verändert, erzählt Koller, der in seiner Freizeit beim FC Brugg Fussball spielt und einen Jassverein präsidiert. Koller war seit 2015 Stellvertreter des ehemaligen Kreiskommandanten, Rolf Stäuble. Der wurde schliesslich im Oktober zum neuen Leiter der Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz im Kantonalen Departement Gesundheit und Soziales ernannt. Im gleichen Zug übernahm Koller seinen Posten.

Patrick Koller: «Als Einzelkämpfer hat man in diesem Job keine Chance».

Fabio Baranzini

Glücklicherweise sei das Team der Sektion noch dasselbe. Denn ein eingespieltes Team sei hier wichtig, so Koller: «Als Einzelkämpfer hat man in diesem Job keine Chance.» Die Sektion habe verschiedenste Bereiche: «Ein Team kümmert sich um den Waffenplatz Aarau mit den Standorten Aarau, Erlinsbach und Eiken, eines kümmert sich um den Rekrutierungsprozess und ein Team um das ganze Personelle.»

Nun ist Koller gewissermassen für alle Wehrpflichtigen (und die, die es bald werden) des Kantons zuständig. Das beginnt mit der Vororientierung und der Ersterfassung. Dann geht es über das Aufgebot (für Männer) und die Einladung (für Frauen) zum altbekannten Orientierungstag und dessen Durchführung und endet mit der Entlassung aus dem Dienst, die ebenfalls das Kreiskommando vornimmt. Dazwischen werden unter anderem auch Dienstverschiebungsgesuche für Wiederholungskurse sowie die Kontrolle des obligatorischen Schiessens, aber auch vorsorgliche Waffenabnahmen und verlorene Dienstbüchlein am selben Ort behandelt.

Gerade beim altbekannten blauen Dienstbüchlein, wo alle Daten des Dienstpflichtigen inklusive Einsätze und Kurse verzeichnet werden, zeigt sich auch der Wille der Armee, mit der Zeit zu gehen. Koller erklärt: «Das Dienstbüchlein wartet schon lange auf eine Ablösung.» Er sei als Vertreter der Kantone in einer Arbeitsgruppe, die prüfe, inwieweit das Büchlein durch eine digitale Lösung ersetzt werden kann. Darin sollen auch gewisse Funktionen wie beispielsweise Dienstverschiebungsgesuche direkt auslösbar sein. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen: «2021 haben wir mit dem Projekt begonnen, 2024 soll es umgesetzt werden.»

Für Koller eine Notwendigkeit: «Wir bieten unseren Kunden Dienstleistungen an, unser Job ist es, für die Leute da zu sein. Und dementsprechend müssen wir unser Dienstleistungsangebot natürlich auch in die richtige Richtung bewegen.» Kunden? Koller lacht: «Ja, es sind Kunden, die keine Wahl haben, ob sie Kunde sein wollen oder nicht.» Und wird gleich ernst: «Das sind Schweizer Bürger, und es ist unsere Pflicht, für diese da zu sein. Schliesslich wird auch meine Arbeitsstelle mit Steuergeldern finanziert, ich bin wie Lehrer und Polizisten beim Kanton angestellt. Diesen Gegebenheiten müssen auch wir Rechnung tragen.»

Patrick Koller beim – heutzutage deutlich kürzeren – Einführungsreferat am Orientierungstag. 

Fabio Baranzini

Der neue Anstrich der Armee zeigt sich auch in der Art und Weise, wie der Orientierungstag durchgeführt wird, zu dem jeder 18-jährige Schweizer aufgeboten wird. Laut Koller gibt es da kaum noch Frontalunterricht, in dem man über die einzelnen Truppengattungen spricht: «Wir fragen, ob die Leute sich eher im Team Kämpfer, im Team Helfer oder im Team Supporter sehen – sie sollen sich selber Gedanken machen, in welche Richtung es gehen soll.» Diese Methode führe man seit diesem Jahr ein.

Im nächsten Sommer soll, nach baulichen Massnahmen und Mittelbeschaffungen, eine Art kleine «Berufsschau» dazukommen. Koller schwärmt: «Stellen Sie sich einen grossen Raum mit Marktständen vor – und an jedem Stand trifft man ein Team an, inklusive Spezialisten und Zivilschutz. Und da bewegen sich die Teilnehmenden selbstständig und informieren sich über das, was sie interessiert.»

Und schliesslich soll es im nächsten September auch einen Orientierungstag nur für Frauen geben. Der wird laut Koller an einem Samstag stattfinden: «So muss sich im Job niemand als militärinteressiert outen, vielleicht senkt das die Hemmschwelle auch ein bisschen.» Vielleicht klappt das, vielleicht auch nicht, aber auch hier ist es wichtig, dass die Armee sich neu erfindet, so Koller. Denn: «Jede Frau mehr im Dienst hilft der ganzen Armee.»

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