Pfui-Boni der SRG-Oberen

Zum Artikel «Boni für SRG-Chefs trotz schlechtem Jahr». Ausgabe vom 17. Mai.

Die Fakten aus dem 2020er-Geschäftsbericht der SRG sind glasklar: Für 600 der 6000 Mitarbeiter wurde Kurzarbeit beantragt, der Marktanteil der SRG sank von 31,5 auf 30,7 Prozent, der Sender schloss das Jahr mit einem Defizit von 13 Mio. Franken und kämpft immer noch mit monatlichen Software-Reparaturkosten von 400 000 Franken in ihren neuen Studios, was den Mitte-Politiker Gerhard Pfister treffend unter dem Synonym «Saftladen» resümieren liess. Und dann wären da auch noch die Negativschlagzeilen über die Belästigungsaffäre, die sich unter den Augen des heutigen Generaldirektors der SRG im Zürcher Hauptquartier, in der Genfer Dependance abspielte!

Da trifft der Aufmacher in der Ausgabe vom Montag den Nagel haargenau auf den Kopf: «Die SRG-Spitze lässt sich mitten in der Krise hohe Boni auszahlen.» Und das notabene gleich auch noch in der Zeit, in der ein Sparprogramm die Entlassung von 250 Mitarbeitern vorsieht. Das ruft geradezu danach, sich wieder einmal über Sinn und Zweck von Bonus-/Malus-Regelungen bei Gagen in der Plüschetage klar zu werden, nämlich: «Mit positiven und negativen Anreizen das gewünschte Verhalten bei den Lohnempfängern zu erreichen.» Angesichts der Fakten im SRG-Geschäfts­bericht wäre da wohl eher ein Malus anstelle eines ungekürzten Bonus fällig gewesen!

Aufhellend zum Thema ist da die Rundschau vom 25. November 2020, in der es um Boni in der Privatindustrie wie auch bei den SBB ging. Mit rotznäsiger Unschuldsmiene stellte der Moderator, Dominic Meier, dort die rhetorische Frage: «Bonus trotz Virus?» Allerdings verkannte er, dass es damals über weite Teile der Sendung über die Corona-­freien 2019er-Boni ging. Aber immerhin gelobten Swiss Tourismus, Swiss und Swiss­port 2020 ganz auf Boni zu verzichten! Spannend wird nun sein zu sehen, ob die Rundschau sich getraut, auch das Boni-Debakel kritisch zu thematisieren, wenn es um die Oberen im eigenen Stall geht. Dominic Meier könnte sich dabei bestimmt auf das unabhängige Rundschau-­Redaktionsstatut berufen!

Rudolf Fankhauser, Rothrist