Politiker wollen Schweizer Brotkultur retten – doch Bäcker sind skeptisch

Die Schweizer Bäcker haben es nicht leicht. Längst hat man sich an die negativen Schlagzeilen gewöhnt. Daran, dass irgendwo wieder ein Traditionsbetrieb zumachen muss, weil die Rechnung nicht mehr aufgeht. Im Jahr 2000 gab es hierzulande noch rund 2500 Betriebe. Diese Zahl ist zuletzt auf 1436 gesunken. Und die Entwicklung nimmt kein Ende. Laut dem Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes (SBC) schliessen jedes Jahr 40 Bäckereien.

Es ist insbesondere die immer grössere Konkurrenz, die den Bäckern und Confiseuren im Land zu schaffen macht. Discounter, grosse Detailhändler, Tankstellenshops: Jeder versucht heute, die Kundschaft mit Backwaren anzulocken. Der Marktanteil der traditionellen Bäckereien ist in zehn Jahren von 50 auf 30 Prozent gefallen. Gleichzeitig sind die Importe von Backwaren in die Schweiz in den letzten Jahren massiv gestiegen. Vor 30 Jahren betrug ihre Zahl laut der Eidgenössischen Zollverwaltung knapp 19 000 Tonnen. Im letzten Jahr war es bereits das Sechsfache. Oder in Zahlen: 122 000 Tonnen.

Konsument soll wissen, woher Brot kommt

Es ist gerade diese Zahl, die Politiker wie den Ständerat Peter Hegglin (CVP) auf den Plan gerufen hat. Der Zuger sagt von sich, er sei ein Fan der Schweizer Brotkultur. In der Herbstsession, die letzte Woche zu Ende ging, hat er einen Vorstoss eingereicht, der diese Tradition retten soll. Hegglin verlangt eine strengere Deklarationspflicht für Brot und andere Backwaren, und zwar auch für Produkte, die offen verkauft werden.

Heute gelten für vorverpackte Produkte eine ganze Reihe von schriftlichen Deklarationspflichten. Produkte, die offen verkauft werden – was auf Backwaren oft zutrifft – sind davon ausgenommen. Hier gilt nur eine mündliche Informationspflicht, falls diese vom Kunden verlangt wird. Peter Hegglin findet, dass das nicht ausreicht. Er zielt mit seinem Vorstoss vor allem auf tiefgefrorene Importprodukte, die fertig in der Schweiz ankommen – und nur noch aufgebacken werden. Künftig sollen die Verkäufer die Herkunft der Rohwaren und den Verarbeitungsort aufzeigen müssen. «Man kann Strukturveränderungen nicht aufhalten, doch der Konsument sollte zumindest wissen, dass er ein importiertes Gipfeli kauft», sagt er. Heute sei dies oft nicht der Fall.

Bäcker fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit

Der Zuger ist nicht der einzige, der das Schweizer Brot mit klareren Regeln für ausländische Produkte retten will. Carlo Sommaruga (SP/GE) fordert ein Label für Brot, das von Schweizer Bäckern mit hiesigen Zutaten hergestellt wurde. Céline Amaudruz (SVP/GE) verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie Hegglin, will aber, dass nur Produkte aus dem Ausland klar ersichtlich deklariert werden müssen.

Politiker verschiedener Parteien wollen den Schweizer Bäckern also gerade helfen. Doch beim SBC ist man skeptisch, ob das am Ende hilft. Direktor Urs Wellauer sagt, die Backwaren-Importe bereiteten ihm Kopfschmerzen. Er hält aber auch fest, dass es sich bei den 122 000 Tonnen bei weitem nicht nur um Aufbackprodukte handle, sondern etwa auch Pizzateige oder andere Produkte, welche für die Bäcker keine direkte Konkurrenz seien. Wellauer warnt davor, seine Branche mit zusätzlichen Regulierungen zu belasten – auch wenn diese gut gemeint sind. Dass Produkte im Offenverkauf heute nur mündlich deklariert werden müssen, sei eine Erleichterung. «Wenn wir im Offenverkauf bei jedem Sandwich alles schriftlich deklarieren müssen, ist das ein riesiger Aufwand, eine Zusatzbelastung- und gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit noch weiter», sagt Wellauer.

Auch bei der IG Detailhandel, in der sich Coop, Denner und Migros zusammengeschlossen haben, reagiert man skeptisch auf die Pläne der Politiker. Man gehe – wie der Bundesrat in der Antwort auf einen älteren Vorstoss – davon aus, dass die geltenden Bestimmungen ausreichten.