
Projekt Schulhaus Reiden Mitte: Bei Nein gehts zurück auf Null
Am 10. Juni entscheiden die Stimmbürger in Reiden über den Baukredit von 7,8 Millionen Franken für das geplante neue Schulhaus Reiden Mitte. Der für die Bildung zuständige Gemeinderat Bruno Geiser (SVP) hat am Mittwoch rund 100 Interessierten in der Johanniterhalle, also in unmittelbarer Nähe zum geplanten Standort des neuen Schulhauses in Reiden, in souveräner Manier nochmals die Fakten für den Bau aufgelistet. So den gesellschaftlichen Wandel, die seit 2002 vorgenommenen Veränderungen im Bildungsbereich wie individuelle Förderungen, Gruppenunterricht oder Deutsch als Zweitsprache. Und dieser Wandel stelle auch neue Anforderungen an die Infrastruktur der Schule, so beispielsweise an die Anzahl Zimmer, gab Geiser zu verstehen.
Die Prognosen der Erstklässler im Dorf Reiden, welche von den Geburtenzahlen ausgehen, zeigten bis ins Schuljahr 2023/24 jährlich zwischen 45 und 60 neue Erstklässler auf. Berechnungen haben ergeben, dass die Klassengrössen in Reiden im regionalen Vergleich mithalten können. «Es gibt keinen Grund, an diesen Zahlen zu zweifeln», so Bruno Geiser. Präsentiert wurden auch Fotos, die die engen Platzverhältnisse und räumlichen Ausweichmöglichkeiten zeigten. Der Schulraumbedarf wird vom Gemeinderat Reiden auf 13 Klassenzimmer mit zugehörigen Räumen beziffert. Auch eine Aula ist vorgesehen. 8 Zimmer sollen bisherige Provisorien ersetzen, dann zwei Räume wegen mehr Klassen und drei Klassenzimmer für die Sek. Das neue Schulhaus wird vierstöckig plus einer Teilunterkellerung. Reiden sei nicht alleine, auch in anderen Gemeinden der Region seien Schulhausprojekte realisiert worden oder geplant wie in Schötz und Pfaffnau, hiess es.
Gebäudekosten: 5,4 Millionen
Zu den finanziellen Aspekten erklärte Gemeindepräsident Hans Kunz (FDP), man habe die Kosten transparent dargestellt. In den Abstimmungsunterlagen werden denn auch die Kostenblöcke, die zu den total 7,8 Millionen Franken führen, separat aufgelistet. Die Gebäudekosten betragen 5,4 Millionen Franken, hinzu kommen unter anderem noch fast eine Million Franken Honorare. Nicht inbegriffen: Das Mobiliar, für welches mit 473 000 Franken aus der laufenden Rechnung ausgegangen wird. Hans Kunz teilte mit, die Controllingkommission empfehle den Stimmbürgern, dem Geschäft zuzustimmen. Der Gemeindepräsident wies auch darauf hin, dass in den letzten drei Jahren für Provisorien rund 1,3 Millionen Franken ausgegeben werden mussten. Schulleiterin Sabine Beyer-Wyssenbach zeigte aufgrund des Vorwurfs, in Langnau würden Schulräume leer stehen, deren Nutzung auf. Jetzt schon würden Kinder zu anderen Schulstandorten transportiert. Für die Bildungskommission kam Benno Zimmerli (SVP) zu Wort: «Die Diskussionen sind finanzlastig, es wird zu wenig auf die Kinder Rücksicht genommen.» Längerfristig handle es sich um eine kostengünstige Lösung, Kompromisse seien aber weiter nötig.
Standortfrage aufgeworfen
In der Diskussion gab es neben befürwortenden Voten von bürgerlichen Parteiangehörigen auch kritische Stimmen zu hören. Lukas Aecherli hinterfragte die Zahlen zum Raumbedarf, Mario Russo ebenfalls.
Polemisch Markus Schwander, der behauptete, man sässe in der teuersten Turnhalle zwischen Basel und Chiasso und der Architekt hätte noch nie ein Schulhaus gebaut. Letzterem widersprach Gemeindepräsident Kunz. Schwander fragte ausserdem: «Wieso kostet ein Schulzimmer 160 000 Franken mehr in Reiden als in Dagmersellen?» Gemeinderat Bruno Geiser meinte, in Reiden werde eben anders gebaut, auch mit Aula und Betreuungsangebot. Bestätigt wurde auch, dass bei noch grösserem Raumbedarf auch das Schulhaus Walke erweitert werden könnte.
Flexiblere Räume gefordert
Luzius Zinsli plädierte für den Standort beim Pestalozzischulhaus, dort könnten Synergien genutzt werden. Und er sprach sich für «flexiblere Räume» aus. «Wir müssen flexibler werden», so Zinsli. Der städtebauliche Ansatz fehle, das Projekt sei am falschen Standort. Gemeindepräsident Hans Kunz erklärte, beim Beschluss zum Planungskredit habe man sich auch für den nun geplanten Standort Reiden Mitte ausgesprochen. Und er sagte auch auf eine Frage antwortend: «Wenn es nicht angenommen wird, fangen wir wieder bei Null an.» Ivo Müller (SVP) sagte, «Reiden steht still.» Es sei höchste Zeit, einen Freipass für das Schulhaus zu geben.