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Psychiatrie Baselland am Limit: Jugendliche müssen teils Monate warten, um ambulant behandelt zu werden

Psychiatrie Baselland am Limit: Jugendliche müssen teils Monate warten, um ambulant behandelt zu werden

Obwohl der Lockdown in der Schweiz schon eineinhalb Jahre her ist, leiden Kinder und Jugendliche nach wie vor stark unter der Coronakrise. Bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie Baselland sind die Wartelisten lang, wie Oberärztin Hege Verweyen im Gespräch aufzeigt.

Michael Nittnaus

Das «Monster» Corona lässt nicht locker: Hege Verweyen, Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie, auf dem Spielplatz der Psychiatrie Baselland in Liestal.

Nicole Nars-Zimmer

Zwei Monate dauerte er, der Lockdown in der Schweiz. Von März bis Mai 2020 blieben die Schulen geschlossen. Die Kinder und Jugendlichen mussten zu Hause bleiben, konnten ihre Freunde nicht treffen oder in den Vereinssport gehen. Dies hinterliess Spuren, auch in der kindlichen Psyche. Bereits bekannt ist, dass Psychiatrien im ganzen Land erst verzögert mehrere Monate nach dem Lockdown im Herbst 2020 mit Anfragen überhäuft wurden. Wie Hege Verweyen, Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) der Psychiatrie Baselland (PBL) im Gespräch mit der bz nun aufzeigt, hat sich die Lage seither nicht wieder beruhigt.

Oberärztin Hege Verweyen von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der PBL

Nicole Nars-Zimmer

Hege Verweyen zeigt ein anonymisiertes Video mit Jugendlichen vom Herbst 2020. Einer von ihnen erzählt: «Ich lebe in einer betreuten Wohngruppe. Während des Lockdowns durfte ich nicht mehr raus. In unserem Alter ist es schwer, eingesperrt zu sein. Ich war doppelt bis dreimal so lang am Handy und rauchte viel mehr. Mehrere Monate fiel mein Musikunterricht aus und meine Lehrerin musste aufhören, sodass ich das Musizieren aufgab. Weil ich weniger arbeiten konnte wegen der Coronakrise, verdiente ich zudem fast nichts mehr. Das bedeutete für mich grossen psychischen Stress. Auch meine Beziehung ging zu dieser Zeit in die Brüche. Ich war öfter im Krankenhaus, weil ich mich geritzt hatte.»

Im Video spricht ein weiterer Jugendlicher, wie er die Pandemie erlebt: «Zuerst habe ich Corona nicht so ernst genommen. Doch dann wurde es eine Bedrohung. Mein Vater hatte sich infiziert. Mehrere Wochen lang war er im Spital. Zeitweise sah es so aus, dass er sterben könnte. In meiner Familie ist die Anspannung aber auch so gross, denn wir sind als Beizer besonders von der Krise betroffen. Was ist, wenn es da plötzlich nicht mehr weitergeht? Das löst Zukunftsängste aus.»

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