Reiden/St. Urban: So schützen die Pflegheime ihre Senioren vor Viren

Beim Haupteingang wird mit einem Anschlag auf das Besuchsverbot hingewiesen.
Beim Haupteingang wird mit einem Anschlag auf das Besuchsverbot hingewiesen.

Seit dem 16. März gilt im Feldheim in Reiden ein Zutrittsverbot für Besucher. «Ausnahmen gelten nur für Besuchende von Bewohnenden, die sich in Krisen-Situationen oder im Sterben befinden», heisst es auf der Homepage. «Dafür ist die Einwilligung der Pflegedienstleitung nötig.» Man muss sich dafür auf einer Telefonnummer melden.

«Die Heimleitung hat das Zutrittsverbot aus Sicherheitsgründen beschlossen», sagt Nadja Hecht, die stellvertretende Pflegedienstleiterin, «es wäre so oder so dazu gekommen.» Jedes Heim habe sich an den kantonalen oder bundesrätlichen Vorgaben zu orientieren. Das Feldheim-Kader kam zum Schluss, dass die Schliessung das Beste sei.

Seniorinnen und Senioren sind weiterhin erreichbar

Bei den Angehörigen sei ein grosses Verständnis für die ausserordentliche Massnahme vorhanden, sagt Hecht. Zudem können die Senioren weiter telefonisch, per Skype oder per Briefpost kontaktiert werden. Rund die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner hat ein Telefon auf dem Zimmer. Die andere Hälfte hat teilweise Mühe mit der Bedienung. «Dort reicht die Pflege dann das Telefon an die Person weiter. So ist die Erreichbarkeit gewährleistet», erklärt Hecht.

Ansonsten hält sich das Feldheim weiterhin an die Hygienestandardmassnahmen des Bundesamts für Gesundheit wie die korrekte Händedesinfektion und Abstand halten. Mitarbeiter mit verdächtigen Corona-Symptomen müssen sich melden und im Zweifelsfall zu Hause bleiben. Diejenigen mit einer Erkältung tragen bei der Arbeit einen Mundschutz.

Mundschutz kann falsche Sicherheit suggerieren

Dass alle Mitarbeitenden einen Mundschutz tragen müssen, entspricht laut Nadja Hecht, die für Gesundheitsprävention im Feldheim zuständig ist, nicht den Weisungen des Bundes. «Es suggeriert auch eine falsche Sicherheit. Man kann sich auch über die Augenschleimhaut mit verschiedenen Viren anstecken.»

Die Lieferanten des Feldheims müssen momentan ihre Waren vor dem Haupteingang abstellen. Die Mahlzeiten, welche die Küche des Feldheims für den Mahlzeitendienst kocht, werden ausserhalb des Hauses an die Helferinnen und Helfer übergeben, die sie abholen. Sämtliche Veranstaltungen mit externer Beteiligung wie Proben, Schulungen, Gottesdienste sind im Feldheim aus Sicherheitsgründen abgesagt.

Das Feldheim ist nicht das einzige Heim, das nicht mehr zugänglich ist. Im Alters- und Pflegeheim Murhof in St. Urban gilt seit 14. März auch ein generelles Zutrittsverbot. «Wir hatten schon vorher nur noch die engsten Familienangehörigen zugelassen», sagt Heimleiter Hansueli Eggimann auf Anfrage. Gleich wie im Feldheim gilt, dass sich Angehörige oder andere Besucher bei der Pflegedienstleitung melden müssen. Ausnahmen werden zum Beispiel am Lebensende gemacht. «Wenn jemand sterbend ist oder sich der Gesundheitszustand massiv verschlechtert, können die engsten Familienangehörigen die Person in der Regel besuchen.»

Techniker werden vom Personal begleitet

Auch Techniker, die beispielsweise den Lift oder die Notrufanlage reparieren müssen, haben Zutritt. «Sie kommen jedoch durch den Hintereingang hinein, werden begleitet, tragen einen Mundschutz und haben keinen direkten Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern.»

Der Murhof hatte laut dem Heimleiter zum Glück noch keinen Corona-Fall. «Bewohner wie Mitarbeiter sind gesund und ‹zwäg›», sagt er. Einzelne Mitarbeitende, die erkältet waren, wurden im SRO-Spital Langenthal getestet. «Die Tests fielen negativ aus, sie hatten normale Erkältungssymptome», so Eggimann. Auch der Murhof hat alle Veranstaltungen abgesagt. «Wichtig ist deshalb die Aktivierung der Bewohnerinnen und Bewohner», betont der Heimleiter. «Wir wollen ihnen einen guten und abwechslungsreichen Tag bieten», sagt Eggimann. So findet einmal pro Woche neu ein Kinonachmittag statt. Zudem spielen der Heimleiter selbst und der Leiter Technik & Sicherheit Othmar Steffen zur Unterhaltung Schwyzerörgeli in der Cafeteria. Man weiss sich also zu helfen in dieser aussergewöhnlichen Krisenzeit.

Das Alters- und Pflegeheim Murhof in St. Urban betreut 63 Senioren und beschäftigt 90 Mitarbeiter. Zum Vergleich: Das vom Gemeindeverband und seinen elf Gemeinden des unteren Wiggertals getragene Feldheim hat Platz für 150 Senioren und beschäftigt rund 260 Mitarbeitende. Beide Heime bilden Lernende aus.