
Reiden zieht seine Einsprachen zurück
Die Transportfirma Planzer will auf ihrem Areal in der Grossmatte in Wikon bekanntlich ein Logistikzentrum bauen. Es soll ans Schienennetz angeschlossen werden. Zirka 70 Lastwagen würden an der Industriestrasse stationiert und täglich zum Autobahnanschluss der A2 in Reiden hin- und zurückfahren. Wegen des erwarteten Mehrverkehrs gab es Opposition.
Nun kommt plötzlich Bewegung in die komplexe Sache. Am 14. Mai berichteten wir, dass ein Vorprojekt des Kantons für einen neuen Kreisel an der Kreuzung der Kantonsstrasse mit der Industriestrasse bei der Bauverwaltung Reiden aufliegt. Nun hat der Gemeinderat Reiden beschlossen, die Einsprachen gegen den Gestaltungsplan und das Baugesuch zurückzuziehen. Er hat dies den anderen Einsprechern aus Reiden schriftlich mitgeteilt.
Zuerst der Kreisel, dann das Logistikzentrum
Reiden hatte Ende 2016 gegen den damals aufliegenden Gestaltungsplan und Ende 2018 gegen das Baubewilligungsgesuch Einsprache erhoben. Seither haben viele Gespräche und Verhandlungen stattgefunden. «Wir versuchten die bestehenden und künftigen Probleme aus Reider Sicht anzusprechen und Lösungen zu erhalten», sagt Willi Zürcher, der fürs Ressort Bau und Infrastruktur zuständige Gemeinderat. «An diversen Gesprächen mit den kantonalen Dienststellen wurde klar, dass der Kanton dem Projekt positiv gestimmt ist. Es war für uns wichtig, möglichst viele Punkte anzusprechen und Lösungen auszuhandeln. Wir haben gute Erfolge erzielt.»
Ein Erfolg sei erstens, dass die Planung des Kreisels an der Kreuzung der Kantonsstrasse mit der Industrie- und der Friedmattstrasse voranschreite. «Reiden hat seit Jahren auf das Problem an diesem Verkehrsknoten hingewiesen. Es wird noch grösser, wenn das Logistikzentrum in Wikon kommt», sagt Zürcher. Es habe nun sichergestellt werden können, dass der Kreisel zwingend vor der Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums erstellt werden müsse. «Wichtig war auch, dass Reiden keine Kosten entstehen. Die Baukosten von geschätzten 1,7 Millionen Franken übernimmt der Kanton im nächsten Bauprogramm – oder aber Planzer selber. Denn schneller realisiert werden könnte der Kreisel, wenn ein Dritter für die Kosten aufkommt.
«Der Kanton Luzern hat zudem zugesichert, dass ein allfällig notwendiger Ausbau des Kreisels Mehlsecken von diesem finanziert wird», erklärt der Gemeinderat. Das Bundesamt für Strassen (Astra) habe keine Einwände gegen das Planzer-Projekt geäussert. Der Autobahnanschluss zur A2 in Mehlsecken werde mit dem Logistikzentrum nicht überlastet. Zusätzlich hat das Astra jedoch eine Verkehrsstudie der Infrastruktur in Auftrag gegeben, welche auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt.
Der letzte Punkt ist, dass die Firma Planzer die Gemeinde Reiden bei einer eventuellen Umklassierung der Industriestrasse von einer Gemeindestrasse 1. Klasse in eine Gemeindestrasse 2. Klasse unterstützt. Was bedeutet das? Willi Zürcher: «Der Sanierungsbedarf steigt, wenn die Strasse mehr und intensiver benützt wird.» Bei der 1. Klasse trage die Gemeinde die Kosten allein. Bei der 2. Klasse könnten Grundeigentümer an einem künftigen Perimeter über die Industriestrasse finanziell beteiligt werden. Planzer hat zugesagt, sich nicht gegen eine Umklassierung zu wehren. Die Lösungen, die laut Zürcher «die grössten Probleme und Bedenken» abdecken, sind seit 2019 an diversen Gesprächen an einem Runden Tisch diskutiert und verhandelt worden. An diesem nahmen Vertreter der Planzer Immobilien AG, des Kantons (rawi und vif), der Wirtschaftsförderung Luzern und der Gemeinden Reiden und Wikon teil.
Planzer und Wikon begrüssen Neuigkeit
Die teilweise Deblockierung kommt positiv an. «Wir haben registriert, dass die Einsprachen der Gemeinde Reiden zurückgezogen worden sind. Grundsätzlich ist das natürlich eine positive Entwicklung», sagt Jan Pfenninger, Leiter Marketing & Kommunikation bei der Planzer Transport AG auf Anfrage.
Für das Baubewilligungsverfahren zuständig ist die Gemeinde Wikon. Gemeindepräsidentin Michaela Tschuor begrüsst ebenfalls, dass der Kanton den geplanten Kreisel in Reiden in die Vorplanung aufgenommen hat und Reiden die Einsprachen zurückgezogen hat. Man habe immer ein gutes Einvernehmen mit Reiden gehabt, betont sie. Bis jetzt sei das Projekt, das Wikon rund 200 neue Arbeitsplätze bringen soll, wegen der ungeklärten Frage der Verkehrserschliessung blockiert gewesen. «Wikon war immer darauf angewiesen, dass der Verkehr der Logistikbasis durch andere Gemeinden abfliessen kann», sagt Tschuor, «solange die Erschliessung nicht geklärt ist, können wir keine Baubewilligung erteilen.»
Wikon könne jetzt, zusammen mit dem Kanton, damit beginnen, die Einspracheverhandlungen zu führen. Laut Tschuor haben sich die ursprünglich 14 Einsprachen in den letzten Monaten auf 9 reduziert. Es gibt Einsprachen aus Wikon und aus Reiden. Das letzte Wort in dieser verzwickten Sache ist wohl noch lange nicht gesprochen respektive geschrieben.