René Aerni: «48 Jahre Waldarbeit bei jeder Witterung sind genug»

An seinem letzten Arbeitstag erschien René Aerni fröhlich und strahlend im Werkhof in Kirchleerau. Als Mitarbeiter des Forstverbandes Leerau-Rued mit den Wäldern der Gemeinden Schlossrued, Schmiedrued, Kirchleerau und Moosleerau bestens vertraut, arbeitete er in den letzten Jahren mit Förster Daniel Zehnder zusammen. Neben seinem Chef sowie den Gemeinderatsangehörigen – Gotthold Müller (Vizeammann und Forstverantwortlicher in Schlossrued) und Renate Egli (Gemeinderätin und Forstverantwortliche in Kirchleerau) – erwiesen ihm auch sein Arbeitskollege Forstwart Sacha Wirz und die beiden Forstwartlehrlinge Fabio Lüscher und Lukas Bolliger – in gebührendem Abstand, Corona verhinderte das geplante Fest – zum Feierabend die Ehre und stiessen mit ihm auf eine bereichernde Pensionszeit an. «Worauf freust Du Dich am meisten?», fragte Gotthold Müller. Spontan antwortete der Frischpensionierte darauf: «Wenns draussen regnet und schneit kann ich aus dem Stubenfenster schauen und weiss, dass ich da nicht mehr raus muss!» 

In der Zeit von 1972 bis 1975 absolvierte René Aerni als Forstwart der Gemeinde Schmiedrued, unter der gestrengen Aufsicht von Edgar Maurer, seine Forstwartlehre. «Mein Lehrmeister war ein sparsamer Mann. Beim Abasten mussten wir die dürren Äste mit der Axt abschlagen», erzählte er und fügte an, Benzin für die Motorsäge habe es erst ab den oberen, dickeren Ästen gegeben. «Fast so wie heute», meinte darauf Gotthold Müller. 

René Aerni konnte 1976, gleich anschliessend an die Lehre, die Rekrutenschule in Aarau absolvieren und 1977 die Unteroffiziersschule anschliessen. In dieser Zeit suchte das Forstamt Gebenstorf/Turgi einen Mitarbeiter, und René Aerni war dort herzlich willkommen. «Gleich zu Beginn zeigte uns der Förster den kürzesten Weg vom Wald ins Krankenhaus. Den musste ich zweimal benützen, um einen meiner Kollegen in den Notfall zu bringen.» Im Januar 1991 vollzog er den fliegenden Wechsel zurück zum Forstamt Schmiedrued, das durch Förster Erich Horber betreut wurde. Hier machte er die verschiedenen Stufen der Zusammenarbeit bis zum Zusammenschluss der Gemeinden Schmiedrued, Schlossrued, Kirchleerau und Moosleerau zum Forstverband Leerau–Rued mit. 

Bemerkenswert ist, dass René Aerni in diesen 48 Jahren keinen nennenswerten Unfall erlitt. «Einmal war ich eingeklemmt. Handy oder Funk gab es nicht, mein Kollege arbeitete in grösserer Entfernung mit der Motorsäge, also musste ich mir selber helfen. Dank ruhiger Überlegung und dem Wissen, wie ein Buchenstamm reagiert, konnte ich mich selber befreien.» Er habe stets grossen Respekt vor der Säge und dem Holz gehabt und entsprechend mit Vorsicht und Bedacht gearbeitet. Dazu sei eine grosse Portion Glück gekommen. 

Ein ganz persönliches Geschenk zum Abschied

Wer so lange für die Gemeinden und deren Forst tätig war, hat ein Geschenk verdient, erklärte Gotthold Müller. «Wir haben uns da was ausgedacht. Wenn Du es nicht mehr magst, kannst du es immerhin noch als Brennholz verwenden!», sagte er und riss das Einfasspapier von einer aussagekräftigen Holzschnitzerei aus dem Atelier Schild in Brienz–wiler. Es zeigt das ziemlich genaue Abbild des Mahler-Rücke–fahrzeuges, dem «Lieblingswerkzeug» des abtretenden Forstwartes. 

Was René Aerni mit seiner neu gewonnenen Freizeit machen wird, verriet er nicht so direkt. Aber sein T-Shirt mit dem Aufdruck «New Orleans – Louisiana» dürfte ein massgeblicher Hinweis sein.