Reportage aus Reiden: Wo ist denn diese Maske schon wieder?

Auch in der Kirche gilt Maskenpflicht.
Auch in der Kirche gilt Maskenpflicht.
Hinweis beim Avec-Store in Reiden.
Hinweis beim Avec-Store in Reiden.

An diese Bilder muss man sich gewöhnen: Menschen, die vor Einkaufsläden stehen bleiben und eine Hygienemaske hervorkramen. Menschen, die vor Poststellen kehrtmachen, weil sie ihre Maske im Auto vergessen haben. Oder Menschen, die sich ihren Rollkragen ins Gesicht ziehen, weil sie die Maske komplett vergessen haben. 

All diese Szenen haben sich gestern am Bahnhof in Reiden ereignet. Vier Tage, nachdem der Kanton Luzern die Maskentragpflicht in allen öffentlich zugänglichen Gebäuden eingeführt hat (wir berichteten). Seit Montag gilt die Massnahme in der ganzen Schweiz, das hat der Bundesrat am Sonntag entschieden. Wie kommt die Maske bei der Bevölkerung an? Wird die Pflicht eingehalten? 

«Abstand halten und keine Panik machen» 

Sie dürfe auf diese Fragen keine Auskunft geben, sagt die Verkäuferin im Avec-Store am Bahnhof in Reiden und verweist an die Medienstelle. Rolf Röösli aus Reiden hat in diesem Laden soeben Hygienemasken gekauft. Die Maske trägt er, weil er keine Anzeige in Kauf nehmen will. Von der Pflicht hält er aber nicht viel. «Ich finde die Maske nicht gut.» Er sei misstrauisch gegenüber deren Funktionalität. Auf die Frage, was seine Lösung gegen die steigenden Fallzahlen sei, sagt er: «Abstand halten und keine Panik machen.» Mit der Maske werde nur zusätzlich Angst geschürt. Einen Mini-Lockdown, den das BAG zurzeit diskutiert, unterstütze er definitiv auch nicht. Eine weitere Passantin nahe dem Bahnhof sagt auf die Frage, ob sie an einer Umfrage zur erweiterten Maskenpflicht teilnehmen würde, lapidar: «Nein, das Thema regt mich zu fest auf.» Gegenüber dem Bahnhof Reiden befindet sich die Poststelle. Eine Angestellte sagt, die Maskenpflicht werde gut eingehalten. Leute, die keine Maske tragen, weise man darauf hin. Dann kommt bereits die nächste Kundin. Weiter gehts zur Kirche, wo am Wochenende bereits Gottesdienste unter Einhaltung der Maskenpflicht stattgefunden haben. Der Pfarradministrator Jarosław Płatuński ist der Meinung, die Besucherinnen und Besucher der Kirche seien erleichtert gewesen ob diesen verschärften Massnahmen. «Es ist wohl besser so, solange die Fallzahlen steigen.» Am Sonntag feierte die Pfarrei Reiden-Wikon den Weltmissionssonntag gemeinsam mit der vietnamesischen Mission. Der Auftritt des vietnamesischen Chors wurde dabei kurzfristig abgesagt. «Wir haben uns entschieden, die Gottesdienste vorläufig ohne Gesang durchzuführen», sagt Płatuński. 

«Gott sei Dank gibt es die Maskenpflicht» 

Nahe der Kirche in Reiden spazieren eine ältere Frau und ein älterer Herr. Sie sind beide nicht an einer Umfrage zur erweiterten Maskenpflicht interessiert. Die Frau schiebt jedoch nach: «Das ist schon richtig mit der Maske. Gott sei Dank gibt es die Pflicht, sonst halten sich die Menschen nicht daran.» 

Wenige Meter entfernt befindet sich die Bäckerei Hodel. Filialleiterin Gaby Hodel sagt, dass sich ihre Kundinnen und Kunden mittlerweile sehr gut an die Maskenpflicht halten würden. «Am Montag und Dienstag habe ich noch einige darauf hinweisen müssen.» Sie befürwortet die strengere Maskenpflicht. «Wir müssen nun alle am selben Strick ziehen.» Von einem Mini-Lockdown dagegen hält auch sie nichts. «Das führt nur zu einer höheren Arbeitslosigkeit – und zieht einen Rattenschwanz mit sich. Man kann ja froh sein, wenn man noch arbeiten darf.» 

Und dann ist da wieder dieses Bild: Vor der Bäckerei steht ein Mann, der lange in seiner Tasche kramt, bevor er endlich mit Maske eintritt. «Scheissdreck, muss immer wieder überlegen, wo ich sie habe», sagt der Mann und bestellt bei Gaby Hodel.