
Retten nun die Zürcher das Aarauer Stadion?
Wann endlich deckt die HRS die Karten auf? Wann schafft sie Transparenz, sagt sie, wie viel das Stadion nun wirklich kostet? Auf Antworten warten in Aarau alle: der Stadtrat, die «meinstadion.ch»-Initianten, die FCA-Fans. Viele haben den Glauben verloren, dass das grösste inhabergeführte Unternehmen der Schweizer Immobilienbranche es mit dem Stadion Torfeld wirklich noch ernst meint. Viele erinnern sich daran, dass die HRS laut FDP vertraglich nur bis Ende 2019 verpflichtet ist, den Bau des Stadions in Angriff zu nehmen.
Opposition auch in Zürich
Hat das Thurgauer Generalunternehmen ein Interesse daran, das Aarauer Projekt fallen zu lassen? Dagegen spricht einerseits, dass die HRS das Land im Aarauer Torfeld besitzt und erhebliche Mittel in die Planung investiert hat. Dagegen spricht andererseits, dass sich die HRS in ihrem Stadion-Geschäft keinen Flop leisten kann. Denn sie will im November 2018 in der Stadt Zürich eine Volksabstimmung gewinnen. Es geht dann um das Hardturm-Projekt: ein Stadion mit 18’000 Plätzen, zwei 137 Meter hohen Wohn- und Geschäftstürmen, einer Investitionssumme von 570 Millionen Franken. Diese Abstimmung kann die HRS nur gewinnen, wenn sie nicht durch ein Aarauer Debakel belastet ist. Denn auch in Zürich gibt es Opposition gegen das Stadionprojekt.
Wer ist die HRS? Eine Firmengruppe, die ganz wesentlich von Martin Kull (52) geprägt wird. Einem Mann mit «Handschlagqualitäten», wie die «NZZ» eben schrieb. Bauingenieur Kull ist 1989 als Bauleiter bei der Frauenfelder Firma Hauser Rutishauser Suter (HRS) eingestiegen. 2005 wurde er CEO, seit 2010 ist er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Inhaber der HRS.
Grosse Erfahrung mit Stadionprojekten
Das Unternehmen beschäftigt rund 330 Angestellte. Es realisiert landesweit Grossprojekte. So die Überbauung «The Circle» beim Flughafen Kloten. Oder das Polizei- und Justizzentrum (PJZ) beim Hauptbahnhof Zürich. In Aarau ist die HRS Generalunternehmerin des Swissgrid-Neubaus. Das Thurgauer Unternehmen hat grosse Erfahrung mit Stadionprojekten: Die Thurgauer realisierten etwa die Stadion/Einkaufszentren in Thun, Neuenburg und Biel.
Am 1. Mai, bei der Präsentation des «Plan B» (drei Hochhäuser statt Einkaufszentrum), hat Martin Kull in Aarau erklärt: «Wir haben während 17 Jahren zum Stadion gehalten – und werden das auch in Zukunft machen.» Vor drei Wochen betonte HRS-Sprecher Sven Bradke: «Die HRS setzt sich mit grossem Engagement, Aufwand und viel Herzblut dafür ein, dass für den FC Aarau ein Stadion erstellt werden kann.»
Grosses Misstrauen
Weil die HRS aber zu konkreten Fragen seit dem Frühling schweigt, der Prozess für die Teilrevision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) ins Stocken geraten scheint und nach wie vor nur das Gerücht von möglichen Kosten des Stadions (Schüssel) von 50 Millionen Franken herumgeistert, ist das Misstrauen gross.
Auf Klärung hoffen insbesondere die Initianten der Aktion «meinstadion.ch» (letzter publizierter Sammelstand: 571’225 Franken). Sie wollen das Geld an die Spender zurückzahlen, wenn die HRS bis zum 30. September 2018 keinen Grundstückkaufvertrag mit der Stadion Aarau AG unterschrieben hat.
Ende September 2018? Das ist ein paar Wochen vor der Stadtzürcher Volksabstimmung. (Urs Helbling/AZ)