
Robi Roos schafft es nach einem Unfall wieder zurück an die Weltspitze im Natural Bodybuilding
Vor knapp zwei Monaten ging in der John Hancock Hall in Boston (USA) für Robi Roos ein grosser Traum in Erfüllung. Der Schötzer holte sich an der Weltmeisterschaft der World Natural Bodybuilding Federation in der Kategorie «bis 75 Kg» den Sieg. «Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, in dieser Kategorie zu gewinnen, da die Konkurrenz sehr stark und ich mit 47 auch der älteste Teilnehmer war. Eher dachte ich, ich würde in der Kategorie ‹Masters 40+› gewinnen, in der ich Platz zwei geholt habe», sagt Roos. «Ich habe mich sehr gefreut, dass es dieses Mal zum Spitzenplatz gereicht hat, zumal man mir den Sieg gönnte und ich von allen Seiten Gratulationen entgegennehmen durfte.»
Dabei war Robi Roos zu Beginn nicht besonders begeistert vom Bodybuilding, als ihn 1991 ein Kollege das erste Mal mit ins Fitnessstudio nahm. Doch schnell hat Roos gemerkt, dass das Training mit den Gewichten nicht nur für den Körper eine gute Sache ist, sondern auch für Geist und Seele. Er machte grosse Fortschritte, und ermutigt durch sein Umfeld nahm Roos 1999 an einem internationalen Cup in Thun teil und erreichte gleich den zweiten Platz in der Kategorie «bis 70 Kg». In der Vorbereitungsphase hatte er gemerkt, wie sich sein Körper verändert und wie topfit er sich fühlt. Das machte Lust auf mehr und so bestritt der Schötzer in den folgenden Jahren erfolgreich viele weitere Wettkämpfe im In- und Ausland. Zu den Highlights zählen zwei Overall-Siege (Gesamtsiege) an den Schweizer Meisterschaften 2010 und 2012 sowie fünf Vize-Weltmeistertitel.
Nach Unfall wieder an die Spitze
2013 erlitt Roos bei einem Snowboardunfall am linken Fuss schwere Verletzungen. Die Diagnose lautete: Sprunggelenk gebrochen, Innen- und Aussenbänder angerissen und Verschiebung all der kleinen Gelenke im Fuss. Die Ärzte waren der Ansicht, dass er nie wieder richtig gehen könne. Doch Roos liess sich nicht entmutigen und schaffte es mithilfe eines Sportphysiotherapeuten nach einem harten, einjährigen Heilungsprozess wieder auf die Beine.
Roos verlor in dieser Zeit viel Muskelmasse am linken Bein, die er sich innert zweier Jahre wieder erarbeiten konnte. Ein Wettkampf 2015 zeigte ihm aber auf, dass er noch mehr trainieren muss, um an die Spitze zu gelangen. Mit eisernem Willen und viel Training konnte er sich schliesslich zurückkämpfen. «Beim Bodybuilding sieht man halt die Ergebnisse des Trainings am besten», so Roos, der sich klar für einen dopingfreien Sport einsetzt und von Substanzen wie anabolen Steroiden nur dringendst abrät. «Zwar braucht man beim Natural Bodybuilding ohne Anabolika länger, um Muskeln aufzubauen, verliert aber nicht gleich wieder alles, wenn man nicht mehr trainiert.»
Der Bodybuilder könnte den Sport zum Beruf machen, aber er möchte nicht auf seine zweite Leidenschaft verzichten. Seit 30 Jahren ist er Baumaschinenführer und bewegt auch mit dem Grossbagger viel Gewicht.
Ernährung ist wichtiger Faktor
Zusätzlich gibt Robi Roos als Personaltrainer sein enormes Wissen sowie Erfahrung in Sachen Training und Ernährung weiter: «Viel lässt sich schon nur mit kleinen Optimierungen herausholen.» Es gelte auch einen Trainingsplan zu finden, den man durchziehen könne, denn die Anfangseuphorie, gerade auch nach dem Jahreswechsel, sei oft schnell wieder verflogen. Mit Krafttraining könne man mit relativ wenig Aufwand sehr viel für seinen Körper tun und dies sei gerade für Leute mit sitzender Tätigkeit zu empfehlen. Mit drei Trainings in der Woche lasse sich der ganze Körper gezielt trainieren. «Die Einstellung im Kopf ist das A und O», so Roos, «und mit einem definierten Ziel ist auch die Motivation viel höher. Das ist nicht nur beim Sport so.» Massgeblich zum Erfolg trage auch eine optimale Ernährung bei, ohne diese ginge nicht viel – weder beim Krafttraining noch beim Abnehmen.
Aber auch nach dem Erfolg in Amerika heisst es für Roos, sich wieder neu zu fokussieren auf den nächsten Wettkampf. «Wichtig ist es, jeweils im Wissen anzutreten, dass man von sich aus in den Vorbereitungen alles Menschenmögliche getan hat. Das gibt dann so oder so ein gutes Gefühl.»