
Schlechtes Signal
Seit dem 17. April ist die Zofinger Altstadt eine Begegnungszone. Das neue Verkehrsregime ist weit mehr als eine Temporeduktion. Die Altstadt ist seither so etwas wie ein öffentlicher Aussenwohnbereich. Fussgänger haben Vortritt, immer und überall. Am besten stellt man sich vor, alle Gassen und Strassen wären flächendeckend mit Fussgängerstreifen bemalt. Erlaubt sind höchstens 20 km/h. Ist das neue Regime auch genügend erkennbar? Schnallen es die Leute, dass die Stadt nun in allererster Linie den Fussgängern gehört? Nein, sagt beispielsweise Einwohnerrätin Yolanda Senn Ammann, die eine entsprechende Beschwerde an den Stadtrat richtete.
Fakt ist: Gemacht wurde zunächst das absolute Minimum. Die Tempo-30-Signale wurden durch Zone-20-Signale ersetzt. Das wars. Besonders problematisch war das bis vor kurzem beim oberen Stadteingang. Das Signal ist leicht zu übersehen. Wie leicht, zeigte sich am am 5. August. Damals kontrollierte die Regionalpolizei die Geschwindigkeit der Autos in der Hinteren Hauptgasse. 104 Lenkerinnen und Lenker waren zu schnell. Es gab nicht nur Bussen, sondern auch Verzeigungen. Ganz offensichtlich wussten viele nicht, dass sie statt 30 km/h nur noch 20 km/h fahren dürfen. Zu wie vielen Anzeigen es kam, wollen Stadtrat und Repol aus Datenschutzgründen nicht sagen. Aus der exakten Zahl der Verzeigungen könnten Rückschlüsse auf Betroffene gezogen werden, heisst es. Das ist, pardon, Humbug. Regelmässig verbreitet die Kapo Meldungen über Geschwindigkeitskontrollen. Details zu Anzeigen oder Ausweisentzügen liefert sie oft mit. Niemand findet heraus, wer betroffen ist.
Transparente Information sieht anders aus. Der Stadtrat setzt sich dem Vorwurf aus, etwas unter dem Deckel halten zu wollen. Möglicherweise müssen Autofahrer ihr Billet abgeben, weil sie aus guten Gründen die neue Signalisation übersahen. Gehandelt wurde erst nach dieser Kontrolle – und an drei Stellen Bodenmarkierungen angebracht. Und erst jetzt will der Stadtrat nachholen, was schon am 17. April gefragt gewesen wäre: Eine Plakat- und Flyeraktion, die die neuen Regeln zu den Menschen bringt. Reichlich spät. Für manche zu spät.
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