Schluss mit kuschelig: Der neue CS-Chef streicht in der Schweiz 37 Filialen und bis zu 500 Arbeitsplätze

Bei der Grossbank Credit Suisse kommt es so, wie schon Mitte Juli befürchtet. Der neue Chef, Thomas Gottstein, setzt zum Rotstift an. Gestrichen wird jede vierte Filiale, von 146 werden noch 109 übrig bleiben. Und gestrichen werden Arbeitsplätze. Wie viele es sein werden – das wollte Gottstein noch nicht bekannt geben. Aber ein Stellenabbau sei «unvermeidlich».

Jährlich 100 Millionen einsparen

 

Und Gottstein beendet die Geschichte einer traditionsreichen Regionalbank. Die «Neue Aargauer Bank» geht als grösste Regionalbank auf in der Grossbank Credit Suisse. Die Marke verschwindet, das Filialnetz wird halbiert. 1812 wurde die Bank gegründet als «Zinstragende Ersparniskasse für die Einwohner des Kantons Aargau». Nachdem die Bank selber jahrzehntelang Konkurrenten schluckte oder sich mit ihnen zusammentat, ist nun endgültig Schluss.

 

Wie viele Stellen gehen genau verloren? Dazu gab es erst an einer Medienkonferenz erste Angaben, auf Nachfragen von Journalisten. André Helfenstein, der Schweiz-Chef der Credit Suisse, sagte: «Es könnten bis zu 500 Stellen abgebaut werden.» Man werde jedoch alles tun, damit möglichst wenige Mitarbeiter die Bank verlassen müssen. Wie viele Mitarbeitende schlussendlich entlassen werden – das bleibt noch offen.

Mit all dem will Gottstein jährlich rund 100 Millionen Franken einsparen. Wobei das erst der Anfang ist, insgesamt will der CS-Chef weltweit 400 Millionen Franken einsparen. Die Börse hatte ihre Freude. Zwischenzeitlich legte die Aktie um 1,38 Prozent zu. Am Morgen war die Grossbank im Swiss-Market-Index (SMI) die grösste Gewinnerin.

Vermeintliche Jobgarantie hielt nicht lange

Damit endete für Gottstein die Zeit der schönen Worte. Mitte Februar hatte er von Tidjane Thiam übernommen, nachdem dieser die sogenannte Spionage-Affäre um den ehemaligen CS-Spitzenmann Iqbal Khan nicht überstanden hatte. Noch Anfang Juli durfte der 56-jährige sich volksnah geben im «Donnschtig-Jass». Und Ende April hatte er Entlassungen in der Coronakrise noch ausgeschlossen für die «nächsten Wochen und Monate».

«Wir haben zurzeit die Politik, keine Leute zu entlassen, solange diese Pandemie besteht», hatte Gottstein damals dem Schweizer Radio und Fernsehen gesagt. So werde man für die nächsten Wochen und Monate weitermachen. Er schränkte allerdings ein, er könne keine «mittel- bis langfristige Versprechungen» machen. Nun ging es deutlich schneller, als es sich wohl so mancher CS-Banker vorgestellt hatte.

Und Gottstein will weniger Filialen haben, 37 werden gestrichen. Die Hälfte davon verschwindet im Kanton Aargau. Von 30 Filialen bleiben 12 übrig. Damit macht Gottstein genau dort weiter, wo er als Chef von CS-Schweiz aufgehört hatte. Schon in seiner frühere Position wiederholte er wieder und wieder: Im digitalen Zeitalter seien Filialen weniger wichtig, also brauche man auch weniger davon. Entscheidend sei, das beste digitale Angebot zu haben.

Stellenabbau – und kein Ende

Als neuer starker Mann bei der CS beschreitet Gottstein ausgetretene Pfade. Das Streichen von Stellen und Filialen ist bereits ein über zehn Jahre alter Trend. 2008 gab es schweizweit noch 2992 Filialen, 2019 waren es noch 2248. 544 Filialen wurden also aufgegeben, 18 Prozent. Personalabbau ist ebenfalls schon lange en vogue unter Bankenchefs. Sie haben gestrichen und gestrichen, seit 2008 fielen rund 20600 Stellen weg – fast jede fünfte Stelle.

Und auch das Aufgehen der «Neue Aargauer Bank» liegt im Trend der letzten Jahre. 2008 gab es in der Schweiz noch 327 Banken, 2019 blieben 246 übrig. Also verschwanden in elf Jahren 81 Banken – oder rund ein Viertel. Wobei es seit der Finanzkrise vor allem ausländische Banken waren, die aufgeben mussten: 51 Banken. Das grosse Sterben der Regionalbanken geschah hingegen schon im Jahrzehnt davor. 33 Regionalbanken kamen der Schweiz abhanden.