
Schmittenhof-Areal in Dagmersellen: Baugesuch für Überbauung wird eingereicht


Gras und Büsche wachsen auf dem Areal, wo früher der Schmittenhof stand. Die Brache an der Baslerstrasse liegt auf der gegenüberliegenden Strassenseite des Gasthauses Löwen. Nun gibt es Hoffnung, dass dort nach vielen Anläufen etwas Neues entstehen kann. «Diese Wochen wollen wir das Baugesuch für eine Wohn- und Geschäftssiedlung eingeben», sagt Jörg Furrer von der Immobiliengesellschaft Creafonds AG. «Der Gestaltungsplan ist in der Vorprüfung beim Kanton», erklärt der Geschäftsführer. Die kleine Aktiengesellschaft Creafonds aus Sursee hat sich laut Furrer darauf spezialisiert, «kreative Lösungen zu finden in schwierigen Situationen».
Frühere Versuche, das Areal zu bebauen, scheiterten nämlich. Der Gemeinderat lehnte vor Jahren ein Bauprojekt ab (diese Zeitung berichtete Ende 2015). Damals hatte das Areal noch andere Eigentümer. Der Grund war, dass Gebäude- und Grenzabstände nicht eingehalten wurden und die geplante Überbauung die maximal mögliche Ausnützungsziffer überschritt.
Diener & Diener entwarfen das vorliegende Projekt
Die Firma Creafonds hat das rund 4448 Quadratmeter grosse Areal im Jahr 2017 gekauft und sah Entwicklungspotential. «Wir haben daraufhin selbst in die Tasche gegriffen und ein Architekturbüro beauftragt», erzählt Furrer. Ein erstes Projekt wurde ad acta gelegt. Das jetzt vorliegende Projekt hat das international renommierte Architekturbüro Diener & Diener aus Basel ausgearbeitet.
Es hat beispielsweise den Neubau von Swiss Re in Zürich realisiert, den ABB Power Tower in Baden und viele Projekte in ausländischen Grossstädten. Die Basler haben nun eine Überbauung für Dagmersellen entworfen, die bei den Gemeindebehörden wie auch den Nachbarn, welche im Juni 2019 zu einer Orientierung eingeladen wurden, guten Anklang fand.
Die vier Gebäude sollen sich durch gleiche Materialisierung der Fassaden in Holz und aufeinander bezugnehmende Fassadengliederungen zu einem Ensemble – dem neuen Schmittenhof – verbinden. «Das kam gut an, einige Besitzer von Nachbarliegenschaften wollen mitziehen», sagt Furrer. Er hofft, dass weiterhin alles glatt laufen wird. Man sei in den Startlöchern für einen raschen Baubeginn nach Erhalt der Baubewilligung. «Wir hoffen auf eine breite Unterstützung des Bauvorhabens. Speziell, weil wir die lange erwarteten Migros-Filiale nach Dagmersellen bringen.»
Längliches Gebäude und drei Mehrfamilienhäuser
Der Grossverteiler erhält ein eigenes, längliches Gebäude, das in seiner Form dem früheren Schmittenhof nachempfunden ist. «Die Architekten haben sich dafür intensiv mit der Geschichte des Dorfes auseinandergesetzt und wollten einen Anknüpfungspunkt schaffen.» Gegenüber dem Migros-Gebäude sollen nebeneinander drei Mehrfamilienhäuser mit 22 Mietwohnungen entstehen, es sind 2-, 3- und 4½-Zimmer-Wohnungen.
Man habe sich für Mietwohnungen entschieden, erklärt Furrer. Im Erdgeschoss der Wohnhäuser gibt es Räume für Gewerbe. Verkehrsmässig erschlossen werden die Migros und die Überbauung durch eine Tiefgarage mit 65 unterirdischen Parkplätzen und vier Aussenplätzen.
Migros-Filiale mit dem neusten Innenausbau
Die Migros plant einen 650 Quadratmeter grossen Supermarkt und wird in Dagmersellen das neuste Innenausbaukonzept umsetzen. «Die Migros Luzern hatte schon länger Interesse, in Dagmersellen mit einem Standort im Dorfkern präsent zu sein», sagt Mediensprecherin Antonia Reinhard auf Anfrage. Das Projekt an der Baslerstrasse biete optimale Voraussetzungen dafür. Die neue Filiale stärke die Nahversorgung in und um das gewachsene Dagmersellen, sagt Reinhard und werde wegen der zentralen Lage sehr gut erreichbar sein. Die Filiale wird laut der Sprecherin Frischprodukte, Lebensmittel, Haushaltsartikel und die neuen Dienstleistungen «pickMup» und «Subito» anbieten (bei «pickMup» kann man Onlinebestellungen in der Filiale abholen, mit «Subito» sind die Self-Service- und Self-Checkout-Kassen gemeint).
Die Bushaltestelle Löwen wird versetzt
Die Überbauung wird auch gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sein. Weil der Kanton die Bushaltestellen «Löwen» behindertengerecht umbaut, dauerte der ganze Prozess länger. Weil die Bushaltestellen sehr lange sind und mit einer Rampe und einer hohen Kante gestaltet werden, wäre der südliche Bushalt genau vor die Überbauung zu liegen gekommen. Der Kanton hat jetzt beschlossen, diesen Bushalt Richtung Rösslikreisel zu verschieben. Zudem sind neue Verkehrsinseln und Fussgängerstreifen auf der Baslerstrasse geplant. Das hätte den Nebeneffekt einer Verkehrsberuhigung.
Nachgefragt bei Gemeindepräsident Philipp Bucher
Herr Bucher, vor fünf Jahren wurde das Bauprojekt eines früheren Besitzers des Schmittenhof-Areals vom Gemeinderat abgelehnt. Wird es diesmal klappen?
Philipp Bucher: Das Bauprojekt von damals hatte einen anderen Autor. Beim jetzigen Projekt ist die Gemeinde durch die beteiligten Planer und Architekten von Anfang an involviert worden. Man hat uns einen Vorschlag und ein Modell präsentiert und gefragt, ob das passen würde. Wir finden das Projekt gut. Auch bei den Nachbarn, die zu einer Orientierung eingeladen wurden, ist es auf guten Boden gestossen. Wenn alles den Vorschriften entspricht, steht einer Baubewilligung deshalb nichts im Wege.
Sind Sie froh, dass es vorwärts geht im Dorfzentrum?
Ja, grundsätzlich begrüssen wir, dass etwas geht auf dem Areal. Mit der Migros entsteht eine weitere Einkaufsmöglichkeit im Dorf. Diese ist zwar für die Detaillisten eine Konkurrenz, die Migros bringt aber auch Frequenz ins Dorf, von der alle profitieren können. Da auch Gewerberäume geplant sind, ist das Projekt im weitesten Sinn ein Entwicklungsprojekt.
Warum braucht es einen Gestaltungsplan?
Er gibt den Planern einen gewissen Spielraum. Dadurch kann die Gemeinde aber auch Einfluss nehmen, was auf dem Areal entsteht. Im Dorfkern, an einer so prominenten Lage ist uns wichtig, dass ein Projekt realisiert wird, das baulich eine gute Qualität hat und sich gut in die Nachbarschaft eingliedert. (ben)