
Schneller Einkaufen: Migros setzt neu auf Scannen via Smartphone, Spar führt Self-Checkout ein
Schnell, unkompliziert, effizient. So soll Einkaufen heute sein. Self-Checkout-Kassen werden daher immer beliebter und sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Die grossen Detailhändler Migros und Coop haben das Bedürfnis schon vor Jahren erkannt und setzen immer mehr auf ein eigenständiges Einkaufserlebnis. Coop mit Passabene, Migros mit Subito.
Die beiden Systeme funktionieren praktisch gleich: Kunden können die Ware entweder via Self-Checkout am Schluss des Einkaufs oder fortlaufend mittels Handscanner einlesen und an den Selbstbedienungsterminals bezahlen. Letztere Methode, das sogenannte Self-Scanning, setzt eine Kundenkarte des jeweiligen Händlers voraus. Nach eigenen Angaben sind heute etwa die Hälfte aller Filialen mit solchen Selbstbedienungskassen ausgerüstet.
Bis anhin war Coop seiner Konkurrentin noch einen weiteren Schritt voraus. Mit der Passabene-App können Kunden ihr Smartphone seit Ende 2019 als Handscanner benutzen. So können sie ihre Einkäufe direkt über die App tätigen, ohne dass noch ein zusätzliches Gerät benötigt wird. Einzig die Bezahlung erfolgt dann – wie beim Self-Scanning üblich – über die Kasse. Die Rückmeldungen seien durchaus positiv: «Das System ist sehr beliebt», sagt ein Sprecher.
Jetzt zieht damit auch die Migros nach – und geht dabei sogar noch einen Schritt weiter: Seit rund zwei Wochen testet sie das System «SubitoGo». Damit können Kunden die gewünschten Produkte mit ihrem Smartphone selbst scannen und im Anschluss auch gleich via Kreditkarte oder Twint bezahlen, ohne dass der Gang zur Kasse nötig wäre. Der neue Service ist in der Migros App integriert, wodurch auch Coupons und Bons eingelöst werden können. Auch Garantiescheine stehen dadurch digital in der App zur Verfügung.
Wie eine Migros-Sprecherin mitteilt, ist die neue Funktion derzeit nur in je zwei Filialen in Bern und in Zürich verfügbar, genauer in den Filialen Eigerplatz und Zähringer beziehungsweise Kreuzplatz und Limmatplatz. Dies, weil sich das System derzeit noch im Testbetrieb befindet. Erste Rückmeldungen fallen gemäss der Sprecherin aber bereits positiv aus. Ein Ersatz für die gängigen Bezahlsysteme soll «SubitoGo» trotzdem nicht sein – eher eine Ergänzung. Selbst wenn die Funktion flächendeckend eingeführt werde, würden die die bedienten Kassen sowie die Subito-Terminals weiterhin bestehen bleiben.
Mehr als die Hälfte der Kunden zahlt bargeldlos
Während der Coronakrise hat die Nachfrage nach einem unkomplizierten Bezahlvorgang stark zugenommen. Demnach bestätigen mehrere Detailhändler, dass ihre Kunden nun vermehrt bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten nutzen. Bei Coop bezahlen beispielsweise die Hälfte aller Kunden nur noch mit Kreditkarten, Debitkarten oder mit dem Mobiltelefon.
Auch hätten etwa Migros-Kunden die Selbstbedienungskassen öfters benutzt als noch vor der Pandemie. Die Einführung der neuen Funktion «SubitoGo» hängt laut der Migros-Sprecherin aber nicht direkt mit der Coronakrise zusammen, da die Entwicklung der Funktion bereits viel früher begonnen habe. Aber: «Die Thematik ist durch Corona besonders aktuell.»
Auch bei den kleineren Detailhändlern wird Self-Checkout langsam aber sicher zum Thema. So stattet Lidl nach erfolgreichen Tests im vergangenen Herbst derzeit mehrere Filialen mit Selbstbedienungskassen aus. Wie ein Sprecher mitteilt, seien die Kassen nach ersten Erkenntnissen vor allem dort beliebt, wo schnelle und kleine Einkäufe getätigt werden. Spar will ab 2021 mit dem Self-Checkout starten. Genaue Daten oder Märkte seien derzeit aber noch unbekannt. Wie ein Sprecher mitteilt, wolle Spar seinen Kunden damit ein noch besseres Einkaufserlebnis bieten.
Auf herkömmliche Kassen setzen derzeit noch Aldi, Volg und Denner. Denner habe vergleichsweise kleine Läden mit kurzen Wartezeiten an den Kassen, sagt ein Sprecher. Aldi und Volg geben an, die aktuellen Entwicklungen im Detailhandel weiter zu verfolgen. Konkret sei aber momentan keine Umstellung in Planung.
Die Mitarbeiter klagen über die Belastung
Während die Self-Scanning-Kassen immer mehr Einzug halten, sorgen sie gleichzeitig für Unmut bei den Gewerkschaften und Angestellten. Für das Verkaufspersonal sei dieser Trend nicht entlastend, sondernd führe zu mehr Stress. Zu diesem Schluss kam eine Studie der Universität Bern, die 2018 von der Gewerkschaft Unia in Auftrag gegeben wurde.
Die befragten Mitarbeiter klagen über die Belastung, der sie während ihrer Arbeit bei an neuen Kassen ausgesetzt sind. So verursache das lange Stehen Rückenschmerzen, während der Spitzenzeiten sei es teilweise unmöglich, etwas zu trinken oder die Toiletten aufzusuchen.
Zudem besteht die Sorge, dass mit den zunehmenden Self-Scanning-Kassen ein Stellenabbau mit sich hergeht. Die Detailhändler bestreiten dies jedoch.