
Schnelltest-Empfehlung: Spitäler stocken ihre Kapazitäten auf – vor Ostern könnte es im Aargau einen neuen Testrekord geben
In der nächsten Apotheke kurz vor Ostern einen Gratis-Schnelltest machen und sich dann unbeschwert mit der Familie treffen: Was Bundesrat Alain Berset und Kantonsärztin Yvonne Hummel empfehlen, ist nicht so einfach umsetzbar. Weil im Aargau nur 17 von 128 Apotheken überhaupt Coronatests anbieten und der Ansturm von Testwilligen gross ist, sind die Termine vor Ostern knapp oder schon ausgebucht.
Testen lassen kann man sich im Aargau aber nicht nur in den Apotheken, auch Arztpraxen und Spitäler bieten Coronatests an. Bei den Hausärzten ist laut Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes, bisher kein grosser Ansturm festzustellen. «Wir testen fast ausschliesslich Personen, die ohnehin schon Patienten sind bei uns, dass sich darüber hinaus zusätzliche Testwillige melden, kommt kaum vor», sagt er.
Kantonsspital Baden: Doppelt so viele Testtermine wie vor einer Woche
Die zwei grössten Testcenter betreiben die Kantonsspitäler Aarau (KSA) und Baden (KSB). Omar Gisler, Mediensprecher des KSB, sagt auf Anfrage, in den letzten Monaten sei die Nachfrage nach Coronatests rückläufig gewesen. Vor rund einer Woche trat am KSB aber eine Trendwende ein, seither wollen sich mehr Leute testen lassen. Darauf reagiert das Spital mit einem Ausbau der Testkapazitäten, wie Gisler sagt:
«Am kommenden Samstag werden wir doppelt so viele Tests anbieten können wie noch vor Wochenfrist.»
Zudem sei das Testcenter am KSB jeden Tag geöffnet, online anmelden kann man sich derzeit eine Woche im Voraus.
Ein Blick auf die Anmeldeliste am Mittwoch zeigte: Für Donnerstag und Freitag waren schon alle Termine ausgebucht, am Samstag waren noch acht verfügbar. Omar Gisler sagt, die Testkapazität liesse sich theoretisch weiter aufstocken, allerdings nicht von einem Tag auf den anderen. «Für eine Aufstockung müssen sowohl beim Personal als auch in der Laborinfrastruktur genügend Ressourcen vorhanden sein.»
Kantonsspital Aarau hat fast 50 freie Termine am Donnerstag und Freitag
Noch mehr Kapazität gibt es derzeit am Kantonsspital Aarau: 15 freie Termine für Donnerstagnachmittag und gar 34 Testzeiten für Freitag waren am Mittwochabend noch buchbar. Wer sich jetzt schon einen Termin für Ostersamstag sichern will, kann dies allerdings nicht: Buchungen sind erst bis und mit kommenden Dienstag möglich.
Während der zweiten Covid-19-Welle wurden am KSA bis zu 400 Tests täglich durchgeführt, zwischen Neujahr und dem Ende der Sportferien sank diese Zahl auf rund einen Drittel davon.
«Derzeit testen wir täglich wieder gut 350 bis 380 Personen, etwa die Hälfte mit möglichen Covid-Symptomen, die anderen asymptomatisch»,
erklärt Sebastian Haubitz, Oberarzt Infektiologie und Leiter des KSA-Testcenters.
Die Testkapazität am Kantonsspital Aarau sei bereits ausgebaut worden und betrage bis zu 400 Personen pro Tag. Das Testcenter ist laut Haubitz zudem täglich geöffnet, einzig am Ostersonntag würden keine Tests durchgeführt. «Wir unterstützen die Strategie, sich auch ohne Symptome mit kostenlosen Antigen-Schnelltests niederschwellig testen lassen zu können», sagt Haubitz.
Der Leiter des KSA-Testcenters erachtet es jedoch als zentral, dass Personen mit Symptomen immer zeitnah getestet werden können. Damit dies möglichst am gleichen Tag, sicher aber innerhalb von 24 Stunden möglich sei, würden die Testzeiten notfalls kurzfristig ausgeweitet oder die Aufnahmekapazität des Centers in Aarau erhöht.
Anteil der Schnelltests steigt markant – zuletzt auf fast 40 Prozent
Lange wurden ausschliesslich PCR-Tests durchgeführt, seit Anfang Dezember 2020 stehen auch Antigen-Schnelltests zur Verfügung. Der Kanton führt auf seiner Website die Zahlen zu den Tests nach Kalenderwoche auf – diese zeigen: Kurz vor Weihnachten liessen sich im Aargau bisher am meisten Menschen testen. Damals wurden fast 17’000 Tests in einer Woche durchgeführt.
Danach gab es ein Auf und Ab, tendenziell ging die Zahl der Tests aber zurück, bis zu einem Tiefststand von 8800 Tests in der letzten Februarwoche. Der Rückgang der Testnachfrage ging einher mit den damals sinkenden Coronafallzahlen.
Doch seit Anfang dieses Monats wird wieder mehr getestet, in der ersten Märzwoche wurden gut 10’000, in der zweiten Märzwoche fast 12’000 Tests durchgeführt.
Am 12. März kündigte der Bundesrat an, dass Antigen-Schnelltests auch für Personen ohne Symptome ab dem 15. März gratis sind. Danach stieg die Gesamtzahl der Tests nochmals deutlich an, im Aargau wurden letzte Woche fast 15’000 Personen getestet. Wenn sich die Steigerung im ähnlichen Rahmen fortsetzt, könnte in der Osterwoche der bisherige Rekordwert an Tests von Mitte Dezember übertroffen werden.
Nicht nur die Gesamtzahl der Tests, sondern auch der Anteil der Antigen-Schnelltests, die innerhalb von 15 Minuten ein Resultat liefern, steigt deutlich an. In der letzten Woche machten die gut 5500 Schnelltests im Aargau einen Anteil von 38 Prozent am ganzen Testaufkommen aus.
Luzern stockt Testkapazitäten auf, Aargau setzt auf bestehende Strukturen
Im Kanton Luzern sollen die Testkapazitäten kurzfristig aufgestockt werden, wie der Regierungsrat am Dienstagabend mitteilte. Gibt es im Aargau ähnliche Überlegungen, nachdem die Testapotheken offenbar überrannt werden und die Nachfrage markant steigt? Michel Hassler, Sprecher des Gesundheitsdepartements, sagt auf Anfrage, der Kanton betreibe keine eigenen Testzentren. Er hält fest, man setze weiter auf die bestehenden Strukturen mit Tests in Spitälern und Gesundheitszentren, in Arztpraxen oder in Apotheken.
Wie gross die maximale Testkapazität im Aargau ist, weiss das Gesundheitsdepartement nicht – die Anbieter sind hier frei. «Die Testinstitutionen überprüfen ihre Kapazitäten laufend und passen diese wenn möglich den Gegebenheiten an», sagt Hassler.
Verschärfend komme aktuell hinzu, dass die Gratis-Selbsttests, die in der angepassten Teststrategie des Bundes vorgesehen sind, noch nicht zugelassen seien.
Kanton hat Grobkonzept für die Massentests eingereicht
Der Bund finanziert alle Coronatests – auch repetitive Tests asymptomatischer Personen beispielsweise in Schulen und Firmen. Für die Organisation dieser Massentests sind die Kantone zuständig. Sie müssen beim Bund ein Testkonzept einreichen und die Anlieferung und Abholung des Testmaterials sowie den Transport der Proben ins Labor sicherstellen.
Bisher hätten 22 Kantone beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein solches Konzept eingereicht, sagte ein Sprecher gegenüber dem Nachrichtenmagazin «10vor10» von SRF. Darunter ist auch der Aargau, wie das Gesundheitsdepartement auf Anfrage mitteilt. Beim Konzept, das der Kanton am 4. Februar eingereicht hat, handelt es sich um ein Grobkonzept für das Pilotprojekt, das seit Anfang März läuft.
Das Konzept für das Hauptprojekt sei aktuell in Erarbeitung, so das Gesundheitsdepartement. Im Grobkonzept werden die vier Phasen des Hauptprojekts skizziert. In einer ersten Phase sollen alle interessierten Institutionen im Kanton repetitive Tests durchführen können.
In der zweiten Phase folgen Tests in den Betrieben. In der Phase 3 sind Tests «in öffentlich zugänglichen Testzentren», etwa in Einkaufszentren oder Bahnhöfen, vorgesehen, in der Phase 4 dann Selbsttests für zu Hause.