
Schweissmaschine kaputt, Metallsplitter im Auge – und trotzdem Bronze
Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg Bilder: SwissSkills zVg
Die WorldSkills in Russland sind vorbei – und alle Teilnehmer der Berufsweltmeisterschaft sind wieder zu Hause. Mit ihren 16 Medaillen belegt die Schweiz hinter China und Korea den dritten Platz. Eine dieser Medaillen hängt seit der Rückkehr aus Kazan in Balzenwil. Der Carrosseriespengler Sandro Sägesser komplettiert damit seine beachtliche Trophäensammlung aus Berufswettbewerben – auch wenn er nach den Wettkämpfen überhaupt nicht mit einem Podestplatz gerechnet hatte.
Viele Hindernisse auf dem Weg aufs Podest
«Bereits vor den eigentlichen Wettkämpfen lief es nicht optimal für mich», erzählt der Balzenwiler. Beim Testen der Gerätschaften stellte sich heraus, dass Sägessers Schweissmaschine kaputt war und repariert werden musste. Auch einer der Akkus funktionierte nicht. Ersatz war dringend nötig, schien aber nicht auftreibbar zu sein. «Meine Expertin Diana Schlup hat es schliesslich geschafft», so Sägesser. Nachdem Schlup überall nachgefragt hatte, konnte sie schlussendlich vom Schweizer Elektriker-Team einen gleichen Akku ausleihen.
Auch der erste Wettkampftag verlief nicht so, wie sich der 21-Jährige das vorgestellt hatte. Bis zum Abend verlor er viel Zeit, da eine Postenarbeit unerwartet später eintraf und somit seinen ganzen Zeitplan durcheinanderbrachte. Ein Resultat, das den Perfektionisten zufriedenstellte, schien ausser Reichweite zu sein.
Am zweiten Wettkampftag musste der Carrosseriespengler also Vollgas geben. «Am Abend schmerzte und tränte dann auf einmal mein rechtes Auge. Ich befürchtete, einen Metallsplitter abbekommen zu haben», erinnert sich Sandro Sägesser. Er liess sich vor Ort untersuchen, gefunden wurde aber nichts. Schlaf fand Sägesser wegen des irritierten Auges in dieser Nacht keinen. Erst am Abend des dritten anstrengenden Wettkampftages konnte er in ein Spital. Dort wurde ihm tatsächlich ein Metallsplitter aus dem Auge entfernt. Kaum begann der vierte Wettkampftag, schmerzte das andere Auge. «Wieder ein Metallsplitter», so der 21-Jährige. «Vermutlich ging ich mit dem Kopf einfach zu nahe ran.» Doch bevor Sandro Sägesser wieder ins Spital fahren konnte, musste er den Wettkampf zu Ende bringen. Die letzten Minuten bis zum Schlusspfiff liefen und der Carrosseriespengler gab nochmals sein Bestes. Seine ganze Familie und Freundin Chantal fieberten vor Ort mit. Die Zeit wurde knapp. Sägesser führte noch seine letzten Handgriffe aus, um seine Arbeit zu beenden. Dann ertönte bereits die Schlusssirene – und alle mussten ihre Arbeiten niederlegen.
Der Balzenwiler war erleichtert und alle jubelten ihm zu. «Es ist ein Hammergefühl, dass so viele hinter uns stehen. Unbeschreiblich», sagt der Carrosseriespengler, der von der Familie nach den anstrengenden Wettkampftagen beglückwünscht und umarmt wurde. Trotz der Schwierigkeiten, die Sandro Sägesser mitmachen musste, reichte es ihm für den sensationellen dritten Platz. «Da der Wettkampf nicht zufriedenstellend verlief – und meine Gegner nicht weniger als die Besten Welt waren – rechnete ich eigentlich nicht mehr mit einer Medaille.» Deshalb sei es umso schöner, dass es trotz allem doch geklappt habe. «Die letzten eineinhalb Jahre Training mit meiner Expertin und meinem Vorgänger Heiko Zumbrunn haben sich ausbezahlt», sagt der Bronzemedaillengewinner.
Heldenempfang in Klotener Rüebisbachhalle
Zurück in der Schweiz wurde das ganze SwissSkills-Team von Familien, Arbeitskollegen, Verbänden und Freunden in der Klotener Rüebisbachhalle empfangen. «Fantastisch, was da los war. Schweizerfahnen, Fans. Jeder beglückwünschte uns – wir fühlten uns wie Olympioniken oder die Fussballnati.» Diese Erfahrung bleibt dem Balzenwiler wohl noch länger in Erinnerung.
Zuhause angekommen, musste sich Sägesser zuerst einem kleineren Eingriff unterziehen. Es stellte sich heraus, dass er in einem Auge noch Rostablagerungen von dem Splitter hatte. «Aber das ist halb so wild», fügt er an. Fernab der Strapazen feierte Sandro Sägesser seinen Medaillengewinn ausgiebig mit seiner Familie und Kollegen.