
Schweizer Einkaufstouristen dürfen auch ohne Quarantäne in Bad Säckingen einkaufen
Deutschland geht ab Mittwoch in den Lockdown. Schon seit vergangenem Samstag gilt in Baden-Württemberg eine Ausgangsperre von 20 bis 5 Uhr. Doch im Unterschied zum ersten Lockdown im Frühjahr bleibt die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz offen. Das ist sie seit 15. Juni und so bleibt es nach Auskunft der Bundespolizei Weil am Rhein auch in Zukunft. Sprecherin Katharina Kessler: «Am bisherigen Grenzregime ändert sich nichts.»
Wer als Schweizerin und Schweizer unter welchen Bedingungen nach Deutschland einreisen darf und wer nicht, regelt das Land in Baden-Württemberg in seiner Corona-Verordnung Einreisequarantäne selbst. An der wird sich auch mit dem Lockdown nichts ändern, bestätigt das für Corona zuständige Landesministerium. So dürfen Schweizerinnen und Schweizer nach wie vor ohne Quarantänepflicht nach Deutschland einreisen, sofern sie aus den Kantonen Aargau, Solothurn, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Appenzell (Innerrhoden, Ausserrhoden), Jura, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau und Zürich stammen und spätestens nach 24 Stunden wieder dorthin zurückkehren.
Einreisende Personen aus allen anderen Schweizer Kantonen müssten sich nach dem Grenzübertritt zunächst in eine mehrtägige Quarantäne begeben. Es sei denn, sie können Ausnahmen geltend machen, wie zum Beispiel berufliche Gründe oder der Besuch naher Verwandter. «Die Liste mit den Ausnahmen ist lang», sagt Muriel Schwerdtner, Leiterin des Ordnungsamts Bad Säckingen. Wie oft Schweizer schon gegen die geltenden Einreisebestimmungen verstossen haben, kann sie nicht beziffern. Dass es Verstösse gibt, sei aber «ganz sicher».
Gekauft werden darf nur, was den täglichen Bedarf deckt
Aus welchen Kantonen die Schweizer Einkaufstouristen kommen, kontrolliert der deutsche Zoll nicht. Der ist auch in Zukunft mit dem Abstempeln der grünen Ausfuhrscheine beschäftigt. Die für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer notwendigen Stempel werden an den Zollstellen wie beispielsweise Stein-Bad Säckingen oder Laufenburg auch während des Lockdowns erteilt. Das bestätigen die für die Region Hochrhein zuständigen Zollämter Singen und Lörrach. Erste Meldungen, dass sich der Schweizer Einkaufstourismus spätestens mit dem neuerlichen Lockdown erledigt habe, waren also verfrüht.
Freilich können die Schweizer ennet der Grenze ab Mittwoch nur noch in Lebensmittel- und Getränkemärkten, Drogerien, Optikergeschäften, Läden für Tierbedarf, Reformhäusern und anderen Bereichen einkaufen, die als zur Deckung des täglichen Bedarfs notwendig gelten. Weiterhin geöffnet sind auch Dienstleistungsangebote im Bereich Autowerkstätten und Reinigungen. Auch der Weihnachtsbaumverkauf bleibt erlaubt.
«Am Wochenende spürten wir einen Run bei uns»
Insofern gelten für Schweizer Einkaufstouristen nur die Bestimmungen der Ausgangsperre, wonach sich niemand ohne triftigen Grund sich zwischen acht Uhr abends und 5 Uhr in der Frühe im öffentlichen Raum von Baden-Württemberg aufhalten darf – und Einkaufen gehört nicht zu diesen Gründen. Wobei die Geschäfte, die sonst am Abend bis 20 Uhr oder länger geöffnet hatten, seit Samstag schon um 19:30 Uhr schliessen. Dazu gehören in der Region die Rewe-Filialen in Bad Säckingen und Rheinfelden (sonst bis 22 Uhr geöffnet) oder die Schmidts Märkte, entlang der deutsch-schweizerischen Grenze ebenfalls vertreten und traditionell von vielen Schweizer Kunden frequentiert. «Mit der Schliessung eine halbe Stunde vor Beginn der Ausgangsperre wollen wir unseren Schweizer Kunden ausreichend Zeit lassen, rechtzeitig das Land verlassen zu können», sagt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath.
Und die kommen nach wie vor, womöglich in Torschlusspanik mehr denn je. «Am Wochenende spürten wir einen Run bei uns, wie so bald nicht mehr sein wird», berichtet Werner Beck, Inhaber des Bad Säckinger Einkaufszentrums Beck Arkaden: Am Montag hätten die Leute vor Apollo, Müller und Alnatura Schlange gestanden und das schon um 8.30 Uhr. Beck: «Aber was nutzt mir das Strohfeuer, wenn ich die kommenden Wochen und Monate frieren muss.» Denn dass der Lockdown in Deutschland tatsächlich nur bis 10. Januar dauert, bezweifelt Beck.