Sicherheitsbericht zeigt: Die Reider fühlen sich grundsätzlich sicher

Der erste Sicherheitsbericht in der Geschichte Reidens ist seit einigen Tagen auf der Gemeinde-Homepage aufgeschaltet. Sein Hintergrund: Das Legislaturprogramm für 2019 sah vor, dass die Gemeinde optimal auf Katastrophen und Notlagen vorbereitet sein soll. Menschen in Notlagen müsse «professionell und zeitnah Hilfe angeboten werden können». Unter anderem soll dafür ein Gemeindeführungsstab ins Leben gerufen werden, was bereits passiert ist. 

Der zuständige Gemeinderat für Sicherheit und Umwelt, Bruno Aecherli (IG Reiden) hat mit der Leiterin der neuen Abteilung Gesellschaft und Gesundheit, Bettina Hübscher, eine vertiefte Analyse über die Gefahrenpotenziale durchgeführt. Am 5. März fand in Reiden deshalb ein breit abgestützter Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen risikorelevanten Bereiche und externer Begleitung statt. Zudem flossen die Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung bei 400 Einwohnern zum Thema Sicherheit ein. Aus all diesen Resultaten abgeleitet wurde der vorliegende Sicherheitsbericht (siehe Box). 

Kriminalitätsrate «nicht auffällig»

Das wichtigste Fazit des 54-seitigen Dokuments: «Reiden wird sowohl von seinen Bürgerinnen und Bürgern als auch von den involvierten Fachleuten prinzipiell als ein sicherer Ort empfunden.» Als relevanteste Gefahr werden in Reiden Naturereignisse eingeschätzt. So hatten Hitzewellen in den letzten Jahren gravierende Folgen für Landwirtschaft, Wälder, Fauna und Flora. Auch illegales Entsorgen von Abfällen und Sonderabfällen sehen die Reiderinnen und Reider als Problem an. 

Laut der Kriminalstatistik des Kantons Luzern gab es in Reiden 2019 insgesamt 230 Verstösse gegen das Strafgesetzbuch. Darunter waren 41 Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz und acht Verstösse gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz. Bei der Anzahl Straftaten pro Einwohner steht die Gemeinde damit auf Rang 14 von 40 erfassten Luzerner Gemeinden. «Reiden ist somit in Bezug auf Kriminalität im Vergleich zu anderen Landgemeinden vergleichbarer Grösse nicht auffällig», heisst es im Bericht. 

Ebenso sieht es im Bereich Drogenkonsum und -handel und Gewalt in Reiden aus. Auch diese Phänomene tauchten in Reiden zwar in tiefer Zahl auf, stellten jedoch nicht so grosse Probleme dar, dass man von Seiten Gemeinde zusätzliche Massnahmen in diesem Bereich treffen müsste. «Die örtliche Kantonspolizei ist informiert und reagiert adäquat mit Kontrollen und Anzeigen.» 

Aufenthaltsräume für Jugendliche fehlen 

«In Reiden ist das Problem der fehlenden Räume für Jugendliche ein Thema», ist eine weitere Aussage. So würden Jugendliche, die sich mangels Alternativen im öffentlichen Raum träfen, des Öfteren von der Polizei weggewiesen. Lehrpersonen beklagten sich schon länger über die Anwesenheit grösserer Gruppen älterer Jugendlicher auf dem Schulhausplatz. Kombiniert mit dem Konsum von Alkohol und leichten Drogen könne dies zu Verunsicherung in der Bevölkerung führen. Massnahmen zur Schaffung von neuen Jugendräumen und gegen das «Herumlungern» müssten ergriffen werden, ist das Fazit. 

Die Gefährdung durch Unfälle im Strassenverkehr wurden von den Teilnehmern des breit abgestützten Workhops (siehe Box) als grosses Problem angesehen. Aber wie es im Bericht heisst: «Dieser Befund widersprach den Aussagen der Bevölkerung, die lediglich einige Orte, Strassen und Strassenkreuzungen als gefährlich einschätzte.» Laut den im Bericht aufgeführten Zahlen von Lustat Statistik Luzern schwanken die Unfallzahlen in Reiden. 2018 verunfallten 26 Personen, darunter zwei Kinder und eine Person über 65 Jahre. 25 erlitten leichte Verletzungen, eine Person starb. 2017 passierten 16 Unfälle mit 13 Leichtverletzten, 2016 waren es deren 20. 

Gemeindeführungsstab ins Leben gerufen

Ebenfalls gravierende Folgen hätte, nicht nur für Reiden, ein Ausfall der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (Mobilfunk, Internet, Telefon, Notruf). Das Risiko einer Pandemie wird in der Matrix als «äusserst selten» eingeschätzt, deren Auswirkungen jedoch als «katastrophal». «Im Zuge der Coronavirus-Pandemie reagierte der Gemeinderat schnell», heisst es im Bericht. Der Gemeindeführungsstab sei ins Leben gerufen worden. Er wird von Bruno Aecherli geleitet. Zusätzlich hat Reiden die Bevölkerung zeitnah informiert und ein Netzwerk von Freiwilligen für die Unterstützung von Betagten und Risikopatienten initiiert; die Nachfrage war jedoch klein (wir berichteten). «Es zeigte sich in dieser Krisensituation, dass die sozialen Netzwerke in der ländlichen Gemeinde greifen.» 

Im Bericht werden ebenfalls die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung zum spezifischen Thema der Sicherheit präsentiert. 98 Jugendliche (15- bis 25-jährig) nahmen an der Befragung teil. 80 Prozent wohnen gerne in Reiden. 60 Prozent finden jedoch, es fehlten Orte im öffentlichen Raum für die Jugend. Eltern gefällt es ebenfalls in Reiden. Sie wünschen sich jedoch noch mehr Spielplätze, Grillstellen und Angebote für die Jugendlichen. Auch vermissen viele ein gemütliches Café. Die älteren Reider und Reiderinnen (66 bis 78 Jahre) schätzen an ihrer Gemeinde die Ruhe, die ländliche Lage und die Natur. Das Angebot für Senioren wird als «sehr gut» eingeschätzt. 

45 Massnahmen für mehr Sicherheit 

Am Schluss des Berichts werden 45 Massnahmen vorgeschlagen, die Reiden für die öffentliche Sicherheit ergreifen könnte. Die meisten beziehen sich auf die Erarbeitung von Grundlagenpapieren. Zudem sei es wichtig, die Bevölkerung zu Gefährdungen zu informieren. Eine dritte Massnahmengruppe ist die Gestaltung des sozialen Raums für die Bevölkerung. «Neben der Verbesserung der Sicherheit im Verkehr und besserer Beleuchtung kann das Schaffen von öffentlichem Raum, der für alle zugänglich ist, die Problematik des Litterings und des ‹Herumlungerns› gewisser Personengruppen verbessern», heisst es im Fazit. 

Viele Experten haben am Bericht mitgearbeitet

Der erste Sicherheitsbericht Reidens ist im Juni dem Gemeinderat präsentiert worden und dieser hat ihn bereits verabschiedet. Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen erarbeitet: Feuerwehr, Zivilschutz, Polizei, Gesundheitsversorgung, Bildung, Bau und Infrastruktur, Wasserversorgung. Ferner war eine Vertretung des kantonalen Führungsstabs, der Gemeinderat und die Gemeindeschreiberin involviert. Die spezialisierte Firma EBP Schweiz aus dem zürcherischen Zollikon hat den Prozess begleitet. Im September wird der Gemeinderat als erste Massnahme einen neuen Chef oder eine Chefin Bevölkerungsschutz und deren Stellvertretung wählen. Des weiteren wird durch die Abteilung Gesellschaft und Gesundheit ein Pandemieplan für Reiden erarbeitet und in Zusammenarbeit mit der Gruppe «NaturReiden» eine Kampagne zu Sicherheit und Umwelt entwickelt. (ben)