
So trifft uns das Credit-Suisse-Debakel – was Sie zum Milliardenverlust wissen müssen
Wo und wie hat die Credit Suisse das viele Geld verloren?
Die Credit Suisse hat einem amerikanischen Hedge-Fonds namens Archegos Capital Kredite in vermutlich zweistelliger Milliardenhöhe gewährt. Mit dem Geld hat der Fondsmanager auf amerikanische und chinesische Aktien spekuliert, die im Wert aber nicht gestiegen, sondern gefallen sind.
Die Credit Suisse hat es verpasst, die als Sicherheit für den Kredit hinterlegten Aktien rechtzeitig zu verkaufen. Sie hat jetzt eine Rückstellung in Höhe von 4,4 Milliarden Franken zur Deckung der Verluste vorgenommen. Für die ersten drei Monate schreibt die Bank einen Verlust von 900 Millionen Franken.
Wer bezahlt diese Rechnung?
Diese Rechnung geht zunächst an die Aktionäre. Die der Generalversammlung vom 22. April bereits versprochene Dividende von 29 Rappen soll auf Antrag des Verwaltungsrates nun auf 10 Rappen pro Aktie gekürzt werden. Zudem wird Aktienrückkaufprogramm eingestellt.
Aktienrückkäufe stellen eine Form von Gewinnausschüttung dar. Die Credit Suisse wollte 2021 Aktien im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Franken zurückkaufen.
Welche Aktionäre kommen wie unter die Räder?
57 Prozent der Aktionäre sind im Aktienregister eingetragen und daher bekannt. Von diesen sind ein Drittel Schweizer. Diese hätten Anspruch auf 18 Prozent der ursprünglich geplanten Dividende von rund 700 Millionen Franken gehabt. Jetzt verlieren sie zwei Drittel davon was in Summe gut 80 Millionen Franken ausmacht.
Von der Gewinnausschüttung aus dem abgestellten Aktienrückkauf entgehen den Schweizer Aktionären nochmals rund 250 Millionen Franken.
Wer sind diese Schweizer Credit-Suisse-Aktionäre?
Die Mehrheit (60 Prozent) sind sogenannten institutionelle Investoren. Darunter fallen Pensionskassen, Anlagefonds, Versicherungen mit ihren Kapitalanlagen und andere juristische Personen. Die im Aktienbuch registrierten Schweizer Privatanleger repräsentieren rund 40 Prozent der einheimischen Aktionäre der Bank.
Insgesamt besitzen die registrierten Schweizer Aktionäre rund 18 Prozent aller Aktien der Bank. Sieben ausländische Grossinvestoren, unter ihnen die Staatsfonds aus Norwegen und Katar und die saudische Familie Olayan, halten je zwischen drei und fünf Prozent aller Credit-Suisse-Aktien – insgesamt rund 28 Prozent.
Müssen die Aktionäre mit weiteren Einbussen rechnen?
Ja. Der Archegos-Verlust vermindert das Eigenkapital und zehrt mehr als den ganzen Gewinn im ersten Quartal des Jahres von rund 3,5 Milliarden Franken auf. Um die Eigenkapitaldeckung wieder stärken zu können muss die Bank in den nächsten Jahren sparen. Das macht sie unter anderem über geringere Dividendenzahlungen.
Zudem muss die Bank mit weiteren Milliardenkosten aus dem Greensill-Debakel rechnen. Seit Anfang März, als Greensill Insolvenz anmelden musste, ist der Aktienkurs von Credit Suisse um ein Viertel gefallen. Das entspricht einem Wertverlust von rund sieben Milliarden Franken, den alle Aktionäre bereits erlitten haben.
Um wie viel geht es beim Greensill-Debakel?
Das lässt sich noch nicht genau beziffern. Hier geht zunächst die Verluste von qualifizierten Investoren, die Anteil dieser speziellen Lieferketten-Fonds erworben haben und nun damit rechnen müssen, dass ein Grossteil der zugrunde liegenden Forderungen nicht werthaltig ist. Das ursprüngliche Investitionsvolumen beträgt etwa 10 Milliarden Dollar.
Davon haben die Fondsanleger inzwischen 3,3 Milliarden Dollar zurückerhalten. Beobachter erwarten, dass ein Milliardenbetrag verloren geht. Hier geht es am Ende um eine Haftungsfrage. Verschiedene Investoren haben bereits angedeutet, dass sie die Bank für allfällige Verluste haftbar machen werden.
Leistet auch das Management einen Beitrag zur Verlustdeckung?
Ja. Das 11-köpfige Management muss sich 2020 mit dem Fixgehalt von insgesamt 29 Millionen Franken begnügen. Die variablen Gehaltsanteile in Höhe von 41 Millionen Franken werden gestrichen. 2019 hatte das Management insgesamt noch 77 Millionen Franken verdient.
Verwaltungsratspräsident Urs Rohner verliert sein Präsidentenzulage von 1,5 Millionen Franken. Es verbleiben ihm aber immer noch 3,2 Millionen Franken.
Und was ist mit den gewöhnlichen Mitarbeitenden?
In der Investment Bank, wo die Archegos-Verluste angefallen sind, dürfte es auch in den untern Hierarchiestufen je nach Verantwortlichkeit ebenfalls zu deutlichen Kürzungen kommen. Dazu macht die Bank aber keine Angaben. Die übrigen Mitarbeitenden weltweit müssen sich auf weitere Kostensparprogramme gefasst machen.
Was bedeuten die Verluste für den Schweizer Fiskus?
Die Archegos-Verluste sind in den USA angefallen und werden den dortigen Fiskus belasten. Grundsätzlich gilt das Verluste während einer bestimmten Zeit von den künftigen Gewinnen abgezogen werden können. Der Sinn dieser Regel besteht darin, den Unternehmen Zeit zu geben sich wieder zu erholen. Die potenziellen Greensill-Verluste dürften mindestens teilweise den Schweizer Fiskus belasten.