SP-Mann Dieter Egli in der Zwickmühle: Das Herz sagt Ja, der Parteiverstand Nein

Wer sich in der SP Aargau nach möglichen Kandidatinnen für die Regierungsratswahlen im Herbst erkundigt, bekommt vor allem Absagen  und stattdessen – fast beiläufig – immer wieder einen Männernamen zu hören: Dieter Egli.

Der 49-jährige Fraktionschef der SP im Grossen Rat sei eigentlich der ideale Kandidat und er selber durchaus ambitioniert. Er tue sich aber schwer mit einem Entscheid angesichts des Anspruchs der Partei, eine Frau in die Regierung zu bringen.

Dieter Egli bestätigt seine Ambitionen. Er habe sich allerdings noch nicht entschieden. Er müsse sich einerseits ganz persönlich überlegen, ob er das Regierungsamt wolle, anderseits mache er sich natürlich Gedanken in seiner Rolle als Führungsmitglied der SP. Egli hält sich bedeckt. Man darf aber interpretieren: Sein Herz schlägt eher für eine Kandidatur, sein Parteiverstand sagt eher Nein.

Dabei wäre Eglis Profil wie gemacht für eine lineare Nachfolge von Urs Hofmann. Egli ist Präsident des Polizeiverbands und würde wohl Hofmanns Departement Volkswirtschaft und Inneres übernehmen, zu dem Justiz und Polizeiwesen gehören. Wie Hofmann vor seiner Regierungszeit hat Egli einen Bezug zur den Gewerkschaften. Beruflich leitet er die Kommunikation der Gewerkschaft Syna.

Viel Lob von prominenten SP-Frauen

Politisch ist der in Windisch aufgewachsene und immer noch dort wohnhafte Sozialdemokrat breit aufgestellt. Seine thematischen Schwerpunkte sind Finanz- und Wirtschaftspolitik, dazu auch Sicherheitspolitik.

Parteifreunde und Gegner kennen Egli als Mann der leisen Töne, der sich nicht in den Vordergrund drängt, wie auch jetzt vor den Regierungsratswahlen. Während Marco Hardmeier für seine Kandidatur von den SP Frauen kritisiert wurde, bekommt Egli von prominenten Parteikolleginnen Zuspruch.

Grossratsvizepräsidentin Elisabeth Burgener hat mit Fraktionschef Dieter Egli während ihrer Zeit als Co-Parteipräsidentin vier Jahre eng und «ausgesprochen gut» zusammengearbeitet, wie sie betont.

 
 

Burgener ist voll des Lobes für ihren Parteifreund: «Er ist kompetent, kommuniziert hervorragend, hat grosse Erfahrung mit Kommissionen – zwei hat er auch präsidiert – und einen guten Zugang zur Verwaltung.» Zudem sei er ein Sozialdemokrat durch und durch, gleichzeitig aber fähig, gute Kompromisse mit politischen Gegnern einzugehen.

Wer Burgener zuhört, kann nur zu einem Schluss kommen: Ihre Stimme hat Dieter Egli. Doch angesichts der brisanten Frauenfrage will sich die Fricktalerin noch nicht festlegen. So oder so ermutigt sie Egli aber: «Ich fände es gut, wenn er für den Parteitag am 25. April kandidieren würde.»

Auch Co-Fraktionschefin Claudia Rohrer findet nur positive Attribute für Egli: Er sei sattelfest, wertschätzend und habe eine sozialdemokratische Grundhaltung, ohne ideologisch zu sein. Für die Rheinfelderin ist klar: «Jede Regierung würde mit einer Persönlichkeit wie Dieter Egli nur gewinnen.» Gäbe es im Regierungsrat schon eine, zwei Frauen, wäre Egli für sie zweifellos der geeignete SP-Kandidat.

Die Realität ist aber: Wenn die SP einen Mann aufstellt, bleibt es voraussichtlich bei einer reinen Männerregierung. Darum sagt Rohrer bei allem Lob für Egli auch: «Wenn eine überzeugende Kandidatin antritt, zum Beispiel Franziska Graf, dann entscheide ich mich für die Frau.» Im Jahr 2020 müsse bei zwei guten Kandidaturen die Geschlechterfrage geklärt sein. Graf will Anfang nächster Woche Klarheit schaffen.

Dieter Egli wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, ob er ins Rennen steigt.