Spitex: Auf das falsche «Pferd» gesetzt

Was haben die Arbeitsgruppe und die Gemeinderäte dem Stimmvolk vor der Regionalisierung alles versprochen. Nichts von dem ist bis heute sichtbar eingetroffen. Die Kosten sind überproportional gestiegen. Was ist da falsch gelaufen? Die Arbeitsgruppe hatte einen Berater beigezogen, der nur die Regionalisierung im Fokus hatte und die bestehenden regionalen Strukturen wurden in der Projektarbeit nicht mit einbezogen. Auf dieses Fehlkonstrukt habe ich in Zeitungsartikeln, bei der Spitexversammlung in Rothrist und an der Gemeindeversammlung hingewiesen. Nun ist eingetroffen, was ich vorausgesagt habe. Die regionale Spitex ist zu teuer und mit dem Austritt vom grössten Stützpunkt Oftringen werden die verbleibenden Gemeinden einen noch höheren Beitrag leisten müssen. Aus diesen Gründen mein Rat: zurück auf Feld 1.

Wir haben ein Bezirksspital, wir haben grosse Pflegeheime in guter geographischer Lage, wo man durch die entstehenden Synergien die Spitexleistungen kostengünstig und in guter Qualität auf- und ausbauen könnte wie nach dem Vorbild des Lindenhofs Oftringen. Anmerkung: Der Lindenhof hat nun eine Grösse erreicht, wo die Synergien an ihre Grenzen stossen. Bei einer weiteren Ausweitung werden Kostensteigerungen auch da unumgänglich sein. Durch die geringen Fallzahlen müsste die Kinder-, Onkolgie-, Psychiatrie- und Palliativspitex regional gesteuert werden. Diese spezialisierte Spitex könnte zum Beispiel dem Pflegezentrum Spital Zofingen und dem Bezirksspital zugeordnet werden, wo zum Teil die Spezialisten, das Fachwissen und die Infrastruktur bereits vorhanden sind. Die Altenpflege wird in den nächsten 20 Jahren wegen der demographischen Entwicklung überproportional stark wachsen und sich verändern. Wir werden unsere Pflegemodelle und Tarifsysteme entsprechend anpassen müssen. Weitere teure Pflegeplätze zu bauen macht wenig Sinn. Aus meiner Sicht muss für die leicht- und mittelschwere Pflege so rasch als möglich Raum für betreutes Wohnen geschaffen werden. Eine optimale und kostengünstige Pflege und Betreuung kann nur im Verbund eines 4-Stufen-Modells (Pflegeheime, betreutes Wohnen, Pflege zu Hause und mit Alterswohnungen) realisiert werden. Dezentrale Strukturen sind dazu nicht geeignet und zu kostenintensiv.

Wir haben in Rothrist eine hervorragende Infrastruktur bezüglich der Altersversorgung aufgebaut. Ein Pflegezentrum mit rund 90 Pflegeplätzen, 72 Alterswohnungen und einem Spitexstützpunkt. Was noch fehlt, sind Wohnungen für betreutes Wohnen. Oberhalb des Pflegezentrums besitzt die Gemeinde noch Landreserven, wo solche erstellt werden könnten. Wie Berechnungen zeigen, könnten mit diesem Modell die Pflegekosten massiv gesenkt werden. Die Zeit drängt, um eine zukunftsweisende Altenpflege in der Region und in Rothrist aufzubauen.

Urs Zemp, AD Zentrumsleiter ­Luegenacher, Rothrist