
Sprungbrett oder Planke: Wie geht es mit der Badi Reiden weiter?
16
Millionen Franken umfasst der Gesamtkredit für die Sanierung und den Weiterbetrieb der Badi Reiden für zwanzig Jahre.
Die Badi im Dorf lassen – das will der Reider Gemeinderat. Gestern präsentierte Vizepräsident Willi Zürcher zusammen mit dem Verwaltungsrat der Badi Reiden AG, Pius Schumacher, das Sanierungsprojekt, das am 31. März zur Abstimmung gelangt. An der Urnenabstimmung kann die Bevölkerung ihr Votum zur Sanierung und zum Weiterbetrieb oder allenfalls zu Stilllegung, Abbruch oder Nachnutzung einlegen. Letzterer Entscheid hätte zur Folge, dass der Freibadbetrieb Ende Sommer 2019, der Hallenbetrieb am 1. August 2020 eingestellt würde.
Die Sanierung der Badi Reiden ist seit mehreren Jahren ein Thema. Teile der Infrastruktur bestehen seit der Eröffnung vor 45 Jahren. Gleichzeitig geriet die Gründer-Genossenschaft in finanzielle Schieflage und wurde im Sommer 2017 durch die Badi Reiden AG abgelöst; Eigentümerin ist die Gemeinde Reiden. Sie will die Badi erhalten, wie Zürcher gestern erneut betonte: «Es wäre sehr schade, wenn es die Badi nicht mehr gäbe.» So sollen Schülerinnen und Schüler aus Reiden und der Region auch weiterhin in Reiden Schwimmunterricht erhalten. Müssten sie auf andere Standorte ausweichen, bringe das schliesslich auch wieder Transportkosten mit sich. Bei einer Schliessung befürchte der Gemeinderat des Weiteren den Verlust eines Standortvorteils, so Zürcher. Auch würde ein Treffpunkt für Familien, Kinder und Jugendliche wegfallen.
Stellplätze gestrichen
Deshalb erhielt die Badi Reiden AG den Auftrag, die Badeanstalt attraktiver zu machen und zugleich die Ertragslage zu verbessern. Einen Vorschlag präsentierte der Verwaltungsrat bereits letztes Jahr. Unter anderem mit einem grossen Spa-Bereich und Stellplätzen für Wohnwagen wollte man die Standbeine erweitern, den Betrieb für die Zukunft wappnen. Die Badi Reiden AG rechnete damals mit Gesamtkosten von 9,5 Millionen Franken. Diese Kosten hätten aber den Rahmen gesprengt, so Zürcher. Der Gemeinderat beauftragte die Badi Reiden AG, das Projekt zu redimensionieren. Dieses liegt nun vor. «Verhandelt haben wir genug. Jetzt kann die Bevölkerung Farbe bekennen», sagte Zürcher.
Die Details der neuen Sanierungsvariante präsentierte Pius Schumacher. Diese kommt ähnlich daher wie die alte: Das Hallenbad soll umfassend saniert werden – energetisch, ästhetisch und räumlich. Bauliche Massnahmen gebe es vor allem im Garderoben-Bereich, sagte Schumacher. Auch die Erstellung eines Erlebnisspielplatzes und die Umgestaltung der Cafeteria sind nach wie vor vorgesehen. Abstriche macht der Verwaltungsrat dagegen in den Bereichen Spa und Freibad. So soll die Sauna nur moderat vergrössert werden. Auch das Freibad und die Umgebung sollen nur eine «sanfte» Sanierung erfahren: zum Beispiel eine Teilerneuerung des Sprungturms oder einen punktuellen Ersatz der über 40-jährigen Badetechnik. Neu ist ein Mehrzweckraum im Edelrohbau geplant, der an Dritte vermietet werden kann. Komplett gestrichen wurden indessen die Stellplätze für Wohnwagen. Dieser Sanierungsvorschlag beträgt nun 7,3 Millionen Franken, rund 6 Millionen davon fliessen ins Hallenbad.
Der Kapitalbedarf für die Sanierung soll wie folgt gedeckt werden: mit einer Aktienkapitalerhöhung durch die Gemeinde Reiden auf neu 2,5 Millionen Franken, 4,6 Millionen Fremdkapital, wobei Reiden eine Solidarbürgschaft in der gleichen Höhe leisten muss und 200 000 mit Beiträgen Dritter. In der Abstimmungsbotschaft wirkt sich das ein wenig komplizierter aus, zumal die Betriebsbeiträge für die nächsten zwanzig Jahre hochgerechnet in einer Leistungsvereinbarung hinzukommen: Auf zwanzig Jahre gesehen, sind das 8,6 Millionen Franken (430 000 Franken pro Jahr). Das entspricht 80 000 Franken mehr als bisher, wobei umliegende Gemeinden einen jährlichen Solidaritätsbeitrag von gesamthaft 27 000 Franken in Aussicht gestellt haben. Insgesamt legt die Gemeinde ihrer Bevölkerung am 31. März einen Kredit von 16 Millionen Franken für das Sanierungsprojekt vor. Falls die Badi Reiden die nächsten zwanzig Jahre gut wirtschaftet und entsprechend dem vorgestellten und von einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen als realisierbar taxierten Finanzplan schwarze Zahlen schreibt, würde die Gemeinde (nur) für die jährlichen Betriebskosten von 430 000 Franken aufkommen. Falls die Badi Reiden AG in dieser Laufzeit Konkurs geht, haftet die Gemeinde mit ihrer Solidarbürgschaft.
Über die Zukunft der Badi entscheidet die Bevölkerung in einer Doppelabstimmung. Die Frage zur Stilllegung ist dabei mit einem Kredit von 2,5 Millionen Franken für die Abbruchkosten gekoppelt. Falls sowohl Sanierung und Stilllegung angenommen werden, entscheidet eine Stichfrage über den Ausgang.
Der Gemeinderat und die Badi Reiden AG informieren am 14. März um 19.30 Uhr in der Johanniterhalle in Reiden zur Abstimmungsvorlage.