
Stadtammann-Wahl: Siegrist hat fast keine Chance – er packt sie
Peter Siegrist machte es bis zuletzt spannend. Erst am Mittwochvormittag – eine Stunde vor Ablauf der Frist – deponierte der parteilose Stadtrat seine Anmeldung für den zweiten Wahlgang bei der Stadtkanzlei Zofingen. Ebenfalls am Mittwochvormittag gab glp-Stadtrat Dominik Gresch bekannt, aus dem Rennen um die Nachfolge von Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger auszusteigen. Er tritt am 28. November nicht mehr an.
Lange sah es danach aus, als könnte Stadträtin Christiane Guyer (Grüne) in stiller Wahl als erste Frau Stadtammann bestätigt werden. Sie hatte im ersten Wahlgang am 26. September das absolute Mehr nur ganz knapp verfehlt: Sie kam auf 2024 Stimmen, 2033 hätte es gebraucht. Der Zweitplatzierte Dominik Gresch holte 1158, Peter Siegrist landete mit 844 Stimmen auf dem letzten Platz.
Bürgerliche Kräfte zubündeln, scheiterte
Trotzdem will es «Segi» also wissen. «Meine Motivation für das Amt ist ungebrochen», sagt er zum ZT. «Mir ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger eine Auswahl haben zwischen einer bürgerlichen und einer grünen Kraft.» Der Einwohnerrat sei klar grüner und linker geworden. «Die Frage steht im Raum, ob sich diese Entwicklung im Stadtrat wiederholen soll.» Als Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker bringe er die notwendigen Voraussetzungen mit, die Stadt in die Zukunft zu führen. «Eine der anstehenden Herausforderungen ist die Digitalisierung. Hier bringe ich wichtige Kompetenzen mit, die richtigen Weichen zu stellen», so Siegrist weiter.
Die Chancen, dass er den Rückstand auf Guyer am 28. November aufholen kann, sind wohl verschwindend klein; sie hängte ihn um 1180 Stimmen ab. Wichtig sei die Auswahl, wiederholt Siegrist. Mit dem Support der bürgerlichen Parteien kann er nicht rechnen. Die FDP hatte ihn schon im ersten Wahlgang nicht offiziell unterstützt, sie wird ihre Entscheidung kaum ändern. Und die SVP hatte ihn vor dem ersten Wahlgang nicht einmal zu ihrem Hearing eingeladen.
Bürgerliche Unterstützung hätte auch Dominik Gresch gebraucht, um in einem zweiten Durchgang eine Chance gegen Christiane Guyer zu haben. Bemühungen, die bürgerlichen Kräfte zu bündeln, gab es; sie kamen aber reichlich spät und waren schliesslich auch nicht erfolgreich.
«Trotz positiver Signale nicht hingekriegt»
Am Dienstagabend trafen sich Vertreter von glp, FDP und SVP, um sich über Szenarien im Hinblick auf den zweiten Wahlgang auszutauschen. Mit von der Partie war auch Dominik Gresch selbst. Laut Präsident Adrian Borer erhoffte sich die glp mehr Unterstützung seitens der FDP und SVP für Gresch. «Das wäre eine wichtige Voraussetzung gewesen, um Verantwortung zu übernehmen und noch einmal anzutreten. Leider haben wir das trotz positiver Signale nicht hingekriegt», sagt Borer. «Dass wir es nicht geschafft haben, uns zu finden, bedaure ich sehr mit Blick auf diese wichtige politische Weichenstellung», meint Gresch.
Auch die zweite Voraussetzung für ein Weitermachen war laut Borer nicht gegeben: Peter Siegrist hätte sich als Drittplatzierter zurückziehen müssen, aus glp-Sicht am besten schon frühzeitig. Dieser aber wollte sich alle Optionen offen halten – und tritt jetzt auch wieder an. Noch einmal zu dritt ins Rennen zu steigen, bringe gar nichts, findet Borer: «Das wäre bloss noch ein Schaulaufen.» Dass Siegrist gegen Guyer punkten kann, hält der glp-Chef für unwahrscheinlich: «Diese Konstellation ist für Christiane Guyer wohl sehr positiv. Sie dürfte das Rennen machen.» Guyer selbst betont, dass die Zähler nun wieder auf Null stehen. «Auch im zweiten Wahlgang zählt jede Stimme. Ich nehme das sehr ernst», sagt sie. «Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.»
Borer hätte sich vorstellen können, eine bürgerliche Allianz zu schmieden, die einerseits Gresch als Ammann, andererseits den FDP-Kandidaten Andreas Rüegger als Vizeammann unterstützt hätte. «Schade, dass das nicht möglich wurde.»
Tatsächlich kann auch Rüegger Unterstützung gebrauchen; seine Chancen, SP-Kandidatin Rahela Syed am 28. November im Vizeammann-Rennen noch zu überholen, sind deutlich besser als jene von Siegrist, Guyer zu schlagen. Syed kam im ersten Wahlgang auf 1541, Rüegger auf 1304 Stimmen. Der dritte Kandidat, Robert Weishaupt von der Mitte, hat sich bereits am Tag nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen.