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Stagflation

Stagflation

Skeptiker warnen vor stagflationären Tendenzen; was meinen sie damit?

Im Auftrag von      Andermatt Swiss Alps AG

Dieser Artikel wurde von der CH Media Verlagsredaktion im Auftrag von Aargauische Kantonalbank erstellt. Hier geht es zu den CH Media-Richtlinien für Paid Content.

Momentan kursiert an den Börsen vermehrt die Angst vor einer Stagflation. Was ist darunter zu verstehen und warum gehen wir trotz nachvollziehbaren Argumenten nicht von einer solchen Entwicklung aus? Davon handelt der nachfolgende Artikel.

Das Wort Stagflation setzt sich aus den beiden Begriffen Stagnation und Inflation zusammen. Damit ist eine konjunkturelle Wachstumsflaute in Kombination mit einem anhaltend hohen Inflationsniveau gemeint. In der Regel ist der Auslöser ein Angebotsschock. Im Normalfall bekämpfen die Notenbanken steigende Inflationsraten mit einer Straffung der Geldpolitik. Eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen kühlt die Wirtschaftstätigkeit ab und sorgt für ein zunehmendes Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Bei einer Stagflation ist das Konjunkturwachstum bereits abgeebnet. Eine restriktivere Geldpolitik zur Bekämpfung einer übermässigen Teuerung würde deshalb den Negativzustand der Wirtschaft verstärken. Genau vor diesem Dilemma der Notenbanken fürchten sich momentan die Anleger*innen.

Tatsächlich sind die Preise für Güter und Dienstleistungen in den letzten Monaten stark gestiegen. Die weltweite Öffnung der Wirtschaft nach der Lockerung der Corona-Massnahmen hat zu einem zwischenzeitlichen Nachfrageüberhang geführt. Die Konsumentinnen und Konsumenten wollen ihr Erspartes wieder in Umlauf bringen und die Unternehmen aufgeschobene Investitionen nachholen. Die beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Stimulierungen von Notenbanken und Regierungen haben die Konsum- und Investitionslust zusätzlich angekurbelt. Gleichzeitig führen gestörte Lieferketten, steigende Energie- und Transportpreise sowie der aktuelle Personalmangel zu erhöhten Produktionskosten und einer vorübergehenden Angebotsverknappung. Viele Unternehmen haben ihre Kapazitäten als Folge des pandemiebedingten Wachstumseinbruchs übermässig reduziert und wurden von der plötzlichen Nachfrage in diesem Jahr überrascht. Somit sind die eingeschränkten Produktionskapazitäten der limitierende Faktor und nicht eine Nachfrageflaute. Als Folge davon hat die Konjunkturdynamik im Vergleich zum Höhepunkt im Sommer vielerorts bereits wieder abgenommen. Die höheren Inflationsraten sind jedoch geblieben und steigen teilweise weiter. Trotzdem sprechen die Notenbanken, verantwortlich für Preisstabilität, von einem temporären Phänomen. Sie reagieren nur zögerlich auf den Teuerungsschub und gewichten das Risiko eines abnehmenden Wirtschaftswachstums immer noch höher.

Skeptiker*innen befürchten nun, dass eine Stagflation drohen könnte. Allerdings ist die aktuelle Gesundheitskrise einzigartig und kann nicht mit der Situation in den 1970er-Jahren verglichen werden, als das letzte Mal eine Stagflation beobachtet wurde. Damals löste ein stark steigender Ölpreis aufgrund des Ölembargos arabischer Staaten einen klassischen Angebotsschock in fast allen westlichen Volkswirtschaften aus.

Die aktuelle Angebots- und Nachfragesituation wird durch Spezialeffekte verzerrt und sich voraussichtlich mit der Zeit normalisieren. Und mit der rückläufigen Wachstumsdynamik der globalen Wirtschaft droht nicht automatisch eine Rezession. Viel wahrscheinlicher kehren die Wachstumsraten der einzelnen Wirtschaftsräume auf ihren langfristigen Durchschnitt im Rahmen des jeweiligen Potenzials zurück. Auch das Preisniveau sollte sich wieder normalisieren und die Teuerung im Verlaufe des nächsten Jahres auf ein komfortables Niveau sinken. Die Energiepreise werden sich stabilisieren, die Transport- und Produkteengpässe beseitigt und der Arbeitsmarkt sich normalisieren. Obwohl die Unternehmen vermehrt Mühe bekunden, offene Stellen zu besetzen, bewegen sich die Arbeitslosenraten immer noch über dem Vorkrisenniveau. Zudem spricht der statistische Effekt dafür, dass sich die Inflationsraten im nächsten Jahr wieder auf ein verträgliches Niveau zurückbilden werden. Der Vergleich zur Vorjahresperiode sorgt aktuell aufgrund der schwachen Basis von 2020 für einen übermässigen Teuerungsschub. Im nächsten Jahr wird dieser sogenannte Basiseffekt die umgekehrte Wirkung haben. Unter Berücksichtigung aller Umstände sollten die Anleger*innen deshalb das Szenario einer Stagflation nicht allzu hoch gewichten.

Zum erfolgreichen Anlegen gehört fundiertes Marktwissen. Unsere Expertinnen und Experten sind nahe am Puls und publizieren laufend Finanz- und Wirtschaftsinformationen, die wir Ihnen gerne für Ihre persönlichen Anlageentscheide zustellen.

Sascha HaudenschildLeiter Portfolio Management,Aargauische Kantonalbank

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